Arbeitsmarkt ist leer gefegt, stagnierende Lehrlingszahlen kommen hinzu
In der Ortenau herrscht Hochkonjunktur auf dem Bau, aber die Fachkräfte fehlen

Überstunden auf dem Bau sind derzeit nicht selten, damit Zeitpläne eingehalten werden können. | Foto: Kappis-Kopf-Gruppe
  • Überstunden auf dem Bau sind derzeit nicht selten, damit Zeitpläne eingehalten werden können.
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Ortenau (ds). Der Bauwirtschaft geht es derzeit bestens, kein Unternehmen hat dank sehr guter Auftragslage Grund zu klagen. Das ergab zumindest die aktuelle Konjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammer Südlicher Oberrhein. Allerdings macht der Fachkräftemangel den Firmen zu schaffen. Wir haben nachgefragt.

Karl Früh, Inhaber der gleichnamigen Bauunternehmung in Achern-Wagshurst, freut sich über die momentane Hochkonjunktur, durch die die Teams mindestens ein halbes Jahr lang ausgebucht sind. "Dadurch muss ich kurzfristig auszuführende Arbeiten für unsere Stammkundschaft oder Kunden aus dem Bekanntenkreis absagen, was natürlich für beide Parteien bitter ist", so Früh. Vor allem fehlt es ihm an Facharbeitern und Baumaschinenführern. Durch Überstunden und Effizienz gleicht er diesen Mangel aus. "Aufgrund abgeschlossener Werkverträge, in denen die zeitlichen Abläufe definiert sind, müssen wir die Fertigstellungsfristen einhalten", betont Karl Früh. Er beklagt die stagnierenden Lehrlingszahlen auf niedrigstem Niveau: "Im Innungsbereich Achern-Kehl-Offenburg sind es unter 15 Lehrlinge pro Lehrjahr, vor 25 Jahren waren es noch drei Mal so viel." Die äußerst attraktiven Arbeitsbedingungen in der Industrie macht er als Ursache aus. "Durch die Vergütung, eine betriebliche Bindung durch eine zusätzliche Altersvorsorge und eine moderne Betriebseinrichtung kann man die Berufe wieder attraktiver machen", sagt Bauunternehmer Karl Früh.

Matthias Kappis von der Lahrer Kappis-Kopf-Gruppe betont, dass Bauberufe durchaus attraktiv sind. "Wir, die Arbeitgeber im Baugewerbe, müssen aber daran arbeiten, auch genau das zu vermitteln." Derzeit sind in der Firmen-Gruppe einige Stellen unbesetzt: "Wir suchen Fachkräfte in verschiedenen Bereichen, vom Bauzeichner bis hin zum Ingenieur." Daher dauert es aufgrund der guten Auftragslage derzeit manchmal etwas länger, bis alle Aufträge abgearbeitet sind. "Durch ein engagiertes Team, das bereit ist, Überstunden zu leisten, können wir viel auffangen", berichtet der Geschäftsführer. Außerdem ist man in der glücklichen Lage, jedes Jahr mehr Bewerber für einen Ausbildungsplatz zu haben als es freie Stellen gibt. "Auch in diesem Jahr haben wir wieder zwei neue Azubis im Team", so Matthias Kappis.

Die Adam Bauunternehmung in Kehl hat in diesem Jahr ebenfalls alle fünf Ausbildungsplätze besetzt. Das alteingesessene Bauunternehmen verfügt über einen guten Facharbeiterstamm. Neue Facharbeiter – vor allem Maurer – zu bekommen, ist laut Adam aber schwierig. "Der deutsche Arbeitsmarkt ist leer gefegt. Wir konnten aber einige gute Facharbeiter aus dem europäischen Ausland einstellen", berichtet Geschäftsführer Klaus Adam. Aufgrund der guten Auftragslage arbeitet man derzeit vorrangig für Stammkunden. Und da man nur mit eigenem Personal und nicht mit Subunternehmen arbeitet, kann sich der jeweilige Baubeginn verzögern. "Wir haben im Übrigen nicht den Eindruck, dass immer weniger auf dem Bau arbeiten wollen. Vielmehr fehlt es an guten Handwerkern, um der großen Nachfrage gerecht zu werden. Und da ist der Bau keine Ausnahme", betont Adam.

Nico Wacker, Geschäftsführer von Wacker Bau in Offenburg, betont, dass auf dem Bau längst nicht mehr körperlich so schwer gearbeitet wird wie früher: "Dafür gibt es Maschinen und Hilfsmittel. Führungskräfte arbeiten mit Tablets und können Pläne online abrufen. Bau erfordert von jedem Mitarbeiter, dass er mitdenkt." Allgemein, so Wacker, kann man sagen, wem der Bau liegt, der hat Freude daran. Aber auch er leidet unter Fachkräftemangel, besonders schwer hat es Wacker Bau, qualifizierte Bauleiter oder Poliere zu finden. Dafür rekrutiert er Fachkräfte aus den eigenen Reihen: "Wir haben immer wieder hoch motivierte Auszubildende", so Bauunternehmer Nico Wacker.

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