4. Enkel-Geschichte zu Corona
„Opa, was sind Zoonosen?“

„Opa, was sind eigentlich Zoonosen?“, fragt Matilda, sechs Jahre alt aus Offenburg.

„Woher kennst du dieses Wort ?“-„Vorhin im Radio haben sie das Wort gesagt, als sie vom Coronavirus gesprochen haben.“

„Da hast du aber gut aufgepasst. Zoonosen sind Krankheiten, die von Tieren auf Menschen oder umgekehrt von Menschen auf Tiere übertragen werden. Das Coronavirus ist eine solche Krankheit. Sie ist möglicherweise vom Pangolin, das ist ein Schuppentier, oder von einer Fledermausart auf den Menschen übertragen worden.“

„Wie kann das passieren?“, will Matilda wissen.

„Matilda, du musst wissen, dass viele wilden Tiere Krankheitserreger in sich tragen, sogenannte Viren. Sie haben sie möglicherweise schon lange, ihr Körper hat sich an sie gewöhnt und sie werden nicht krank davon.

Für uns Menschen aber sind manche dieser Viren neu und unsere Abwehrkräfte sind nicht auf sie vorbereitet. Je nachdem, wie stark wir Menschen diesen Viren ausgesetzt sind, können wir sehr krank werden. Wenn Menschen schon eine andere Krankheit haben oder über sehr wenig Abwehrkräfte verfügen, können sie sogar daran sterben. So wie beim Coronavirus.“

Matilda: „Wo können Menschen diese Viren bekommen?“

„Eigentlich überall, wo Menschen mit wilden Tieren in Kontakt kommen. Zum Glück haben nicht alle wilden Tiere solche Viren, die den Menschen gefährlich werden können.

Aber immer wenn Menschen in Lebensbereiche eindringen, indem wilde Tiere leben, besteht die Gefahr, sich anzustecken. In Südamerika und auch in Asien holzt man Regenwälder ab, um Land zu gewinnen. In diesen Regenwäldern leben Tiere, die solche Krankheitserreger haben, die den Menschen gefährlich werden können. Die Männer, die die Bäume roden, können bei ihrer Arbeit mit solchen Tieren in Kontakt kommen und sich anstecken.“

„Opa, warum holzt man Regenwälder ab?“

„Matilda, Regenwälder werden abgeholzt, weil man nach Bodenschätzen sucht oder weil man neues Ackerland gewinnen möchte. Auf diesem Land wird zum Beispiel Soja angebaut, mit dem unser Vieh gefüttert wird.
In vielen Ländern der Erde, so auch in Deutschland, wird sehr viel Fleisch gegessen. Die Pflanzen, die bei uns in Europa angebaut werden, reichen bei weitem nicht aus, um alle Rinder und Schweine, die geschlachtet werden, füttern zu können.

Der Kontakt mit wilden Tieren, den ich dir beschrieben habe, ist die eine Ansteckungsmöglichkeit.
Eine zweite Ansteckungsmöglichkeit sind Märkte, in denen mit wilden Tieren gehandelt wird. Diese Märkte gibt es großer Zahl in Asien, zum Beispiel in China, aber auch in anderen Ländern. Auf diesen Märkten werden auch wilde Tiere getötet und gegessen. Wenn Menschen mit dem Blut der Tiere in Berührung kommen oder deren Fleisch essen, können die Menschen die Krankheitserreger in sich aufnehmen und selbst krank werden.
Sogar bei euch in Offenburg gibt es regelmäßig eine Reptilienbörse. Ein Großteil der dort angebotenen exotischen Tiere werden in Afrika, Asien oder Südamerika gefangen. Ob sie Viren oder Bakterien in sich tragen, ist unbekannt. Viele der dort angebotenen Tiere sind durch tagelange Transporte in winzigen Plastikboxen stark geschwächt. Sie können als Überträger von Krankheiten ein großes Risiko für Menschen darstellen.
Eine dritte Gefahr besteht auch in der Art und Weise wie die Tiere, die wir essen, gehalten werden.

Hühner leben oft in zu engen Käfigen, Schweine leben manchmal zu Tausenden auf engstem Raum, auch viele Rinder haben keinen Auslauf. Dennoch sollen sie möglichst schnell so groß sein, dass man sie schlachten kann.
Damit das möglich ist, gibt man ihnen Medikamente, die verhindern sollen, dass sie krank werden. Diese Medikamente sollten eigentlich uns Menschen gesund erhalten.
Wenn die Tiere, deren Fleisch wir essen, schon viele Medikamente verabreicht bekommen haben, kann es geschehen, dass die Medikamente bei den Menschen nicht mehr wirken.“

„Warum wird dies gemacht?“, fragt Matilda.
„Weil viele Menschen zu viel Fleisch essen und sie das Fleisch möglichst billig einkaufen möchten.“

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