Der Ingenieur Johann Gottfried Tulla
Rheinbegradigung sollte viele Vorteile bringen

Der Rhein bedroht in der Ortenau keine Dörfer und Städte mehr mit Hochwasser.  | Foto: Foto: Lukas Habura
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Ortenau. Der Wind der Geschichte weht mal schwächer oder stärker in der Ortenau. In unserer
Serie beschäftigen wir uns mit Ereignissen und Personen, die sich in das
Gedächtnis eingegraben haben. Es war eine der herausragenden
ingenieurtechnischen Leistungen des 19. Jahrhunderts im südwestdeutschen
Raum, die Johann Gottfried Tulla so bekannt machte: die
Rheinbegradigung. 

„Der Rhein verursachte als wildes Gewässer mehrere Probleme. Hochwasser war für die Landwirtschaft sowie Städte und
Gemeinden ein Problem. Mit der Rheinbegradigung wollte Tulla auch Land
nutzbar machen. Ein weiteres Problem war die klare Grenzziehung zu
Frankreich. Der Rhein veränderte öfter sein Hauptbett. Ferner ging es
ihm darum, eine schwache Form der Malaria zu bekämpfen. Die Schifffahrt
spielte damals noch nicht die große Rolle“, sagt Jörg Vogel, Leiter des
Wasserstraßen- und Schifffahrtsamts in Freiburg.

Gemessen an dem damaligen Wissen und Messmethoden, sei Tulla sehr erfolgreich gewesen,
auch wenn wir heute viele Dinge anders umsetzen würden. „Dettenheim
wurde beispielsweise aufgegeben, Plittersdorf konnte dagegen gerettet
werden“, so Vogel zur Umsetzung der Pläne von Tulla. Landgewinn gab es
auch in der Ortenau, wenngleich nicht in dem Maß wie in anderen
Bereichen des Rheins. Zugleich werden durch Rheinhochwasser keine Städte
und Gemeinden in der Ortenau mehr gefährdet. Von seinen Plänen musste
er nicht nur den Markgrafen und dessen Berater überzeugen: In Paris
musste er seine Berechnungen gleichermaßen vorstellen.

Als Sohn eines Pfarrers wurde Tulla am 20. März 1770 in Karlsruhe geboren. Obwohl
gewünscht, folgte er beruflich nicht seinem Vater. In der Schule machte
Tulla durch seine mathematische sowie technische Begabung auf sich
aufmerksam. Im Jahr 1790 legte der Karlsruher eine praktische Prüfung im
Feldmessen ab. Nach einer weiteren Prüfung wurde er in den Dienst des
Markgrafen von Baden übernommen. Als Geometer bekam er zunächst keine
konkreten Aufgaben, sondern wurde weiter ausgebildet, zum Beispiel in
praktischer Mathematik. In Gerabronn wurde er vom Mathematiker und
Salineninspektor Karl Christian von Langsdorff unterrichtet. In die
Bergakademie Feiberg schrieb er sich im Dezember 1794 ein. Im Frühjahr
1797 begann Johann Gottfried Tullas eigentlicher Dienst, er wurde mit
den Uferschutzbauten des Rheins betraut.

„Die Idee war, mehrere Arme des Rheins in einem Bett zusammenzuführen. Das Wasser in den
Seitenbereichen sollte so abfließen, die Ufer galt es zu befestigen“, so
Jörg Vogel. Die Kräfte des Rheins, die für die Seitenerosion
verantwortlich waren, sollten in eine Solenerosion übergeführt werden:
„Eine verhältnismäßig kleine Rinne wurde vorgegraben, was damals
Handarbeit war. In die Tiefe sollte sich der Rhein dann von selbst
graben.“

Johann Gottfried Tulla starb am 27. März 1828 in Paris an den Folgen einer Malariaerkrankung, einer Krankheit, die er durch
Trockenlegung einzudämmen versuchte. Im Jahr zuvor wurde er zum Offizier
der Ehrenlegion ernannt. Der Karlsruher wurde auf dem Friedhof
Montmartre in Paris beigesetzt. Sein Grabstein zeigt das so genannte
Altriper Eck, einen der technisch schwierigsten Abschnitte der
Rheinbegradigung nahe dem pfälzischen Dorf Altrip. Er ist dort unter
seinen französischen Vornamen Jean für Johann und Godefroy für Gottfried
verzeichnet.

„Tulla hat nur die Anfänge der Rheinbegradigung erlebt. Sein Werk haben seine Schüler fortgesetzt, darunter Max Honsell“, so der Leiter des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamts. Tulla
brachte sich auch in die Ausbildung ein. Nachdem er 1804 zum
Oberingenieur ernannt wurde, bekam er im Jahr danach das Angebot, als
Professor nach Heidelberg zu gehen und dort Ingenieure auszubilden.
Allerdings lehnte er ab, er fand keinen Nachfolger für seine bisherige
Stelle. Jedoch wurde 1807 in Karlsruhe eine Ingenieurschule gegründet,
die von Tulla geleitet wurde und an der er zudem unterrichtete. Diese
Schule gilt als Vorgänger für das Karlsruher Institut für Technologie
(KIT).

Autor: Daniel Hengst

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Johann Gottfried Tulla ist heute Namensgeber von Straßen und Schulen, es gibt mehrere Denkmäler die an ihn erinnern.

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