Neustart für den Arbeitskreis
Bilanz und aktuelle Projekte vorgestellt

- Der Arbeitskreis "Wärme, Energie und Klima" in Kehl hat nach einer Pause wieder die Arbeit aufgenommen.
- Foto: Stadt Kehl
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Kehl (st) Nach dem vorübergehenden Stillstand seit 2021 ist der Arbeitskreis „Wärme, Energie und Klima“ in Kehl mit neuem Fokus und erweitertem Themenfeld wieder an den Start gegangen. Während in der Vergangenheit vor allem über die Bereiche Energie und Klimaschutz gesprochen wurde, rückt nun auch das Thema Wärmeversorgung – als wesentlicher Bestanteil des Gesamtenergieverbrauchs – ins Zentrum der Aufmerksamkeit, so die Stadt Kehl in einer Pressemitteilung. Die Ziele des Arbeitskreises sind ein regelmäßiger Austausch, die Weitergabe von Informationen sowie die Entwicklung von Visionen und Ideen.
Der Ausbau des Fernwärmenetzes ist eine wichtige Stellschraube und zählt zu den Zukunftsprojekten Kehls. In ihrem Impulsvortrag erklärte Susanne Heckelmann, Projektleiterin bei der badenovaWÄRMEPLUS, die geplanten Maßnahmen: In den kommenden vier bis sechs Jahren investiert die Wärmegesellschaft Kehl in eine Erweiterung des Rohrleitungsnetzes um 5,15 Kilometer sowie in den Neubau einer Heizzentrale in der Vogesenallee, eines Drainage-Pumpwerks an der Graudenzer Straße und einer Abwärme-Übergabestation im Hafengebiet. Ziel ist die Verdopplung des Wärmeabsatzes von derzeit elf auf jährlich 20 Gigawattstunden bis 2029. Fernwärme bietet viele Vorteile: Sie ist emissionsarm, komfortabel und zukunftsfähig. Gleichzeitig ist ihr Ausbau technisch anspruchsvoll und kostenintensiv. Besonders bei Mehrfamilienhäusern und öffentlichen Gebäuden stellt sie jedoch oft eine wirtschaftlich attraktive Lösung dar. Es gilt, gezielt zu planen, wo sie sinnvoll eingesetzt werden kann.
Grenzüberschreitend
Ein weiteres Großprojekt ist mit „Calorie Kehl-Straßburg“ der Aufbau einer grenzüberschreitenden Fernwärmetrasse zwischen Kehl und Straßburg, die Abwärme aus den Badischen Stahlwerken nutzbar machen soll. Wie die Geschäftsführerin Sabine Schimetschek ausführte, umfasst die Planung eine europaweite Ausschreibung in zwei Phasen, den Bau eines bereits genehmigten Tunnels unter dem Rhein nach Straßburg und die Errichtung eines technischen Gebäudes sowie eines Speichers, um die Wärme „vergleichmäßigen“ zu können. Die endgültigen Projektkosten sollen bis Ende 2025 vorliegen; der Baustart rückt damit näher.
Positives berichteten Sofia Späth, städtische Klimaschutz- und Klimaanpassungsmanagerin, und Michael Bunkus, städtischer Energiemanager: Von 2019 bis 2023 konnte der Stromverbrauch städtischer Gebäude und Anlagen um 17 Prozent gesenkt und 2.115 Tonnen CO₂ eingespart werden. Möglich war dies durch energieeffiziente Technik, Ökostrom- und Biogasbezug sowie gezielte Gebäude- und Heizungssanierungen. Auch wenn der Verbrauch städtischer Liegenschaften nur einen Bruchteil des Gesamtenergiebedarfs ausmacht, kommt der Stadt hierbei eine wichtige Vorbildrolle zu. Ein zentrales Thema bleibt in diesem Zusammenhang der Umgang mit dem städtischen Gebäudebestand. Sanierungen sind teuer, technisch komplex und nicht überall wirtschaftlich. Die Stadt muss deshalb priorisieren – nicht zuletzt, weil rund 100 Millionen Euro in große Zukunftsprojekte fließen werden, etwa in das Kombibad, den Verwaltungsneubau im Rathausareal und die neue Grundschule in Sundheim.
Energiebilanz
Im Rahmen der Fortschreibung des städtischen Klimaschutzkonzepts stellte Sofia Späth die aktuelle Energie- und Treibhausgasbilanz vor. Besonders der Wärmebereich spielt eine Schlüsselrolle – immerhin entfallen darauf rund 50 Prozent des Energieverbrauchs. Die gute Nachricht: Dieser Bedarf könnte langfristig lokal gedeckt werden. Zudem präsentierte die städtische Klimaschutzmanagerin die umfangreichen Beteiligungsformate der vergangenen Monate. Dazu gehörten eine große Online-Umfrage, Aktionen mit Kindern und Jugendlichen, zwei Klimawerkstätten mit zufällig ausgewählten Bürgerinnen und Bürgern, ein Workshop mit der Stadtverwaltung, mehrere Expertenworkshops sowie ein Gemeinderatsworkshop. Die Ergebnisse sollen im November dem Gemeinderat vorgelegt werden. Auch zukünftig geplante Maßnahmen zur Klimaanpassung wurden thematisiert: mehr städtische Trinkwasserbrunnen, kühlende Aufenthaltsräume, begrünte Dächer und entsiegelte Flächen sollen dazu beitragen, die wachsende Hitzebelastung zu mildern.
Der Arbeitskreis „Wärme, Energie und Klima“ soll künftig zweimal jährlich tagen und als Plattform für Austausch, Impulse und zukunftsweisende Ideen dienen. Denn nur durch das Zusammenspiel von Stadtverwaltung, Fachleuten und Bürgerschaft kann der Weg zur klimaneutralen Kommune gelingen.
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