Wasser für den Stadtwald
Regen hat Trockenjahre noch nicht ausgeglichen

Der für den Kehler Stadtwald zuständige Förster Markus Gutmann in einem Teil des Korker Waldes, wo sich Jungeichen beispielhaft aus natürlicher Aussamung entwickeln. | Foto: Stadt Kehl/Annette Lipowsky
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  • Der für den Kehler Stadtwald zuständige Förster Markus Gutmann in einem Teil des Korker Waldes, wo sich Jungeichen beispielhaft aus natürlicher Aussamung entwickeln.
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Kehl (st) Der Regen, der einigen den Urlaub in diesem Sommer – wie auch schon den 2024 – etwas vermiest haben dürfte, tut dem Wald gut. Seit dem Frühjahr 2024 gab es in Kehl viel Niederschlag; im vergangenen Jahr sogar das Doppelte der üblichen Menge, heißt es in einer Pressemitteilung der Stadt. Dadurch habe sich die Situation im Wald zwar entspannt, die Trockenjahre 2018 und 2019 seien „aber noch lange nicht ausgeglichen“, sagt der für den Kehler Stadtwald zuständige Förster Markus Gutmann. Er erklärt, wie viel Regen der Wald braucht, um seine wichtige Funktion als Wasserspeicher in Zeiten des Klimawandels erfüllen zu können.

Fallen zehn Liter Wasser pro Quadratmeter aus den Wolken, dann ist das für den Wald quasi nichts. „Die ersten zehn Liter gehen in die Blätter“, erläutert Markus Gutmann, „auf dem Waldboden kommt davon nichts an“. Die nächsten zehn Liter durchdringen zwar das Blätterdach, werden aber vom Gras geschluckt. „Erst ab 30 Litern dringt etwas in den Boden ein.“ Ende Juli, als rund 100 Liter Regen pro Quadratmeter über Kehl niedergingen, war das also der Fall. Dass es aber immer noch nicht genug war, sieht der erfahrene Förster an den Gräben, welche den Korker Wald durchziehen: Trotz des vielen Regens waren diese in den ersten Augusttagen schon wieder trocken.

Wasser aus Wintervorrat

Das Wasser, das die großen Bäume im Wald im Sommer verbrauchen, stammt jedoch nicht aus den aktuellen Niederschlägen, sondern aus dem Vorrat, der sich im Winter gebildet hat, weiß Markus Gutmann. Glücklicherweise „war der Winterniederschlag in Ordnung“. Die Bäume, im Korker Wald also Eichen, Hainbuchen, Ahorn und auch noch einige Eschen, konnten sich über die Wintermonate gut regenerieren. Dann folgte ein nasses Frühjahr mit viel Regen im April und im Mai. Gerade junge Bäume im Alter bis zu 20 Jahren haben davon profitiert: Markus Gutmann hat im April und Mai unglaublich viele Blätter wachsen sehen und kann sich nicht mehr erinnern, wann das Grün letztmals so üppig sprießte.

Diese Beobachtungen und Aussagen gelten vor allem für Eichen und andere Laubbäume, die aus der Naturverjüngung entstanden, also aus Samen älterer Bäume auf natürliche Weise aufgewachsen sind. Solche Eichen verfügen über lange und stabile Pfahlwurzeln, die trockene Schichten durchdringen und sich in der Tiefe mit Wasser versorgen können. Anders sieht es bei den Bäumen aus, die nachgepflanzt wurden, um Lücken im Wald zu füllen: „Für Jungbäume aus der Baumschule braucht es ideale Bedingungen“, sagt der Förster. Will heißen: Weil die Wurzeln sehr flach sind und die Bäume tieferliegende wasserführende Schichten damit nicht erreichen können, überleben viele von ihnen trockene Sommer nicht. Ähnlich viele Ausfälle an nachgepflanzten Jungbäumen verzeichnete Markus Gutmann im vergangenen Jahr, als es für die empfindlichen Bäumchen zu nass war.

Naturverjüngung

Deshalb setzt der Förster und mit ihm die Stadt als Waldbesitzerin seit vielen Jahren auf die Naturverjüngung: Die Bestandsbäume samen jedes Jahr, manche auch nur jedes zweite Jahr oder gar noch länger, aus. Wenn das Team der Waldarbeiter dafür sorgt, dass der Waldboden nicht verkrautet ist, dann entsteht aus diesen Samen mehr Nachwuchs als auf den Flächen überhaupt Platz findet. In natürlicher Selektion – und unterstützt durch die Pflegemaßnahmen – setzen sich die stärksten und schönsten Bäume durch, die anderen sterben ab.

Auch die absterbenden Bäume, welche den Waldboden durchwurzeln, spielen für den Wasserhaushalt noch immer eine Rolle, weiß Markus Gutmann: Es bilden sich Röhren, „die sind gut für Insekten und für das Wasser“. Je besser der Boden durchwurzelt ist, desto höher ist seine Fähigkeit, Wasser zu speichern. „Gerade in Zeiten des Klimawandels ist es wichtig, den Wald dicht und damit feucht zu halten“, mahnt der Fachmann. In trockene und harte Böden dringen auch große Regenmengen kaum noch ein. Das Wasser läuft oberflächlich ab, fließt zügig in Flüsse und Bäche und steht somit dem Wald und für die Aufrechterhaltung oder Erhöhung des Grundwasserspiegels nicht mehr zur Verfügung.

Der für den Kehler Stadtwald zuständige Förster Markus Gutmann in einem Teil des Korker Waldes, wo sich Jungeichen beispielhaft aus natürlicher Aussamung entwickeln. | Foto: Stadt Kehl/Annette Lipowsky
Das dichte Blätterdach, das einen gesunden Wald auszeichnet, sorgt dafür, dass die ersten zehn Liter Regen den Waldboden nicht erreichen.  | Foto: Stadt Kehl/Annette Lipowsky
Im dichten Wald ist es auch an heißen Sommertagen angenehm kühl, der Boden ist feucht und gut durchwurzelt. So kann Regenwasser bis in tiefere Schichten eindringen und der Wald seine wichtige Funktion als Wasserspeicher erfüllen. | Foto: Stadt Kehl/Annette Lipowsky

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