Das Zentrum für Europäischen Verbraucherschutz in Kehl verzeichnet Zuwachs
71.715 Verbraucherkontakte im Jahr 2016 bearbeitet

ZEV und EVZ – hier finden Verbraucher Rat und Hilfe bei grenzüberschreitenden Angelegenheiten | Foto: ZEV
  • ZEV und EVZ – hier finden Verbraucher Rat und Hilfe bei grenzüberschreitenden Angelegenheiten
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Kehl (djä). Europa und seine Institutionen – dabei denken viele Menschen erst einmal an Städte wie Brüssel und Straßburg. Dabei sind zahlreiche Fachbereiche an anderen Orten angesiedelt. In Kehl, dem Herzen der Grenzregion zwischen Deutschland und Frankreich, widmen sich derzeit neun Einrichtungen europäischen Belangen. Einige liegen dem Alltag der Bürger besonders nahe. In unserer neuen Serie stellen wir einige vor.
Immer mehr Verbraucher erwerben dank Internet Waren und Dienstleistungen in ganz Europa. Wo aber bekommt man vorab Rat und Informationen zu den Themen Kaufen, Wohnen oder Reisen, zu Gesundheit, Versicherungen oder bei sonstigen Alltagsfragen? Wer hilft bei Streitigkeiten und Problemen, wenn man selber nicht mehr weiterkommt?
Das Zentrum für Europäischen Verbraucherschutz (ZEV) e. V. mit Sitz in Kehl wurde im Jahr 1993 mit Einführung des Europäischen Binnenmarkts gegründet. Der Verein ist Ansprechpartner für deutsche und französische Verbraucher. Er informiert diese über ihre Rechte und gibt konkrete Hilfestellungen bei grenzüberschreitenden Angelegenheiten. Die Arbeit des ZEV wird durch die finanzielle Unterstützung Deutschlands, Frankreichs und der Europäischen Union ermöglicht. Für die Verbraucher sind die Dienstleistungen kostenlos.
Das ZEV ist eine Dachorganisation. Seit 2005 gehören auch die Europäischen Verbraucherzentren (EVZ) Deutschland und Frankreich dem ZEV an. In jedem Land der EU sowie in Norwegen und Island gibt es ein Europäisches Verbraucherzentrum, an das sich Bürger bei allgemeinen Fragen zur EU oder bei Streitigkeiten mit einem Händler aus dem EU-Ausland wenden können. Die Europäischen Verbraucherzentren in Deutschland und Frankreich befinden sich in Kehl unter einem Dach mit dem ZEV. Sie bilden somit die einzige binationale Struktur innerhalb der insgesamt 28 Zentren des ECC-Nets, des Netzwerks aller europäischen Verbraucherzentren. Das erleichtert den Zugang für die Verbraucher. Ihr Ansprechpartner bei Fragen, Hilfeersuchen oder Beschwerden ist das ZEV in Kehl. Ob es sich nun um eine Thematik mit Bezug zu Frankreich oder zur EU, Norwegen, Island oder dem EU-Ausland handelt: Die deutschen Verbraucher werden an die entsprechenden Mitarbeiter im Haus weitergeleitet.
Das Angebot wird gut angenommen. Im Jahr 2016 hat das ZEV 71.715 Verbraucherkontakte bearbeitet. Dazu zählen auch Besucher an Infoständen, Twitter-Follower und der Versand von Broschüren auf Anfragen. Die Tendenz ist seit Jahren steigend – im Vergleich zu 2015 betrug der Zuwachs sieben Prozent. Das mag auch am wachsenden privaten Waren- und Dienstleistungsverkehr liegen: 76 Prozent der behandelten Verbraucherthemen betrafen den Onlinehandel. Dabei ging es überwiegend um Reisen und Transport, um Warenkauf und um Fahrzeughandel und -vermittlung. Oft wurde bestellte Ware nicht geliefert oder es ging um die Rechte als Fluggast bei Verspätung. Weitere Bereiche der Beratungen waren Banken und Versicherungen sowie auch Datenschutz und Telekommunikation.
10.977 der Kontakte betrafen grenzüberschreitende Beschwerden, die in den verschiedenen Abteilungen bearbeitet wurden. Mit einer Erfolgsquote von 77 Prozent konnte hier sehr vielen Ratsuchenden geholfen werden.
Bei Beschwerden bemühen sich die 43 Mitarbeiter der Institutionen um eine gütliche und schnelle Lösung. Sollte keine Lösung im Sinne des Verbrauchers erzielt werden, steht diesem der Rechtsweg offen. Verbraucher erhalten kostenlose juristische Unterstützung bei Streitigkeiten mit einem Unternehmen im EU-Ausland, in Island oder Norwegen. Um diese grenzüberschreitenden Streitigkeiten außergerichtlich beizulegen, arbeiten die Juristen mit ihren Kollegen in den jeweiligen Ländern eng zusammen.
Daneben sammeln die Europäischen Verbraucherzentren Informationen zu aktuellen Verbraucherproblemen. Diese werden für statistische Zwecke aufbereitet und an die nationalen Gesetzgeber weitergeleitet. In diesem Rahmen führt das ECC-Netzwerk auch vergleichende Rechtsanalysen und länderübergreifende Studien zu aktuellen Fragen des Verbraucheralltags durch, beispielsweise zu Garantie und Gewährleistung.
Mit Informationsbroschüren nimmt sich das ZEV verschiedener Themen an. So ist der neue "Grenzüberschreitende Leitfaden" ein praktisches Nachschlagewerk, um gerade den Bürgern im Oberrheingebiet eine Hilfestellung in grenzüberschreitenden Angelegenheiten zu bieten. Hier werden Empfehlungen gegeben und Kontakte genannt, an wen man sich bei welchen Fragen wenden kann, sei es zur Berufsberatung, zur Rente, zum Hauskauf oder zu anderen Bereichen. 90 Adressen und Anlaufstellen sind aufgeführt, wobei diese Angaben keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben und lediglich als Orientierung dienen.
Die europäischen Verbraucherinstitutionen haben sich zum Ziel gesetzt, Verbraucher in Europa mit ihren Problemen nicht alleine zu lassen und ihr Vertrauen in den Binnenmarkt zu stärken. Die Kontaktadresse des ZEV lautet für Interessierte: 07851/991480 oder im Internet www.cec-zev.eu.

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