Dieter Weißenberger von L'art pour Lahr
Wenn Monet zum Schlüsselerlebnis wird

Dieter Weißenberger weiß, dass es den besonderen Blick braucht, um Kunst zu verstehen. Ihn selbst fasziniert die Möglichkeit der Kunst, hinter die Fassade zu schauen und dabei das Gefühl zu haben, dass es noch etwas anderes gibt als das, was man Alltag nennt. | Foto: Michael Bode
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  • Dieter Weißenberger weiß, dass es den besonderen Blick braucht, um Kunst zu verstehen. Ihn selbst fasziniert die Möglichkeit der Kunst, hinter die Fassade zu schauen und dabei das Gefühl zu haben, dass es noch etwas anderes gibt als das, was man Alltag nennt.
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Lahr Gegenständliche Kunst, oft kombiniert mit einem Irritationsmoment, ist es, die im Atelier von Dieter Weißenberger in Freiburg entsteht. Dort lebt und arbeitet der 60-Jährige, ehrenamtlich engagiert ist er aber in der Ortenau – seit 2020 als einer der drei Vorstände des Kunstvereins L'art pour Lahr.

"Kunst hat mich schon immer fasziniert", stellt Dieter Weißenberger fest. Bereits als Kind war er sehr gern kreativ, doch erst der Kunstlehrer im Gymnasium hat ihn "auch im Tun und nicht nur im Anschauen zur Kunst gebracht". Einen Besuch im Kunstmuseum Basel bezeichnet Weißenberger als Schlüsselerlebnis: "Wir standen vor Monets Gare Saint-Lazare und ich habe nichts erkannt", erinnert er sich noch gut. Dank der Erklärungen seines Lehrers aber hat er dann plötzlich alles gesehen: den Bahnhof, den Dampf, die Lokomotive. "Um Kunst zu verstehen, braucht man den besonderen Blick", weiß Dieter Weißenberger heute.

Wahl fällt auf Studium der Kunstgeschichte

Mit 18 Jahren hat er dann ernsthaft angefangen, selbst zu malen. Als die Frage nach dem Studium aufkam, machte sich erst einmal Unschlüssigkeit breit: "Ich wollte schon so viel werden in meinem Leben: Arzt, Architekt, Goldschmied, Richter, Molekularbiologe", erzählt er. Für ein Kunststudium an einer Akademie fehlte ihm der Mut. Stattdessen entschied er sich für Kunstgeschichte, Volkskunde und Soziologie und zog zunächst von seiner Heimatstadt Tiengen nach Freiburg, später studierte er auch in Wien, Bonn, München und Paris. Sein Studium, vor allem auch das wissenschaftliche Arbeiten, machte ihm sehr viel Spaß. "Ich bin nämlich nicht nur ein praktischer, sondern auch ein theoretischer Mensch", erklärt er. Nach seinem Studium volontierte Weißenberger im Museum für Neue Kunst in Freiburg. Kurz stand er dann davor, Dozent an einer privaten Kunstakademie zu werden, entschied sich aber dafür, in Bern eine Stelle in einem Auktionshaus anzunehmen. "Das war allerdings weniger romantisch, als man sich das vorstellt", betont er. So blieb er auch nur drei Monate dort und ging zurück nach Freiburg, wo er sich dann 2000 als Grafikdesigner selbstständig gemacht hat.

Selbstständig – ganz im wörtlichen Sinn

"Von der Kunst zu leben, ist utopisch. Und Auftragsarbeiten, die immer einen gewissen Stil erfordern, das wäre nichts für mich", betont Dieter Weißenberger. Er genießt seine Unabhängigkeit, seine "Selbstständigkeit im wörtlichen Sinn". Wie viele Werke er bereits geschaffen hat, hat er nie gezählt. "Ich bin ein relativ langsamer Künstler. Ich male mit Öl und das braucht Zeit", stellt er fest und ergänzt: "Ich habe ja schließlich auch keine Not." Auf etwa fünf Bilder kommt Weißenberger im Jahr. Daneben widmet er sich aber auch immer wieder Fotoserien und Objekten. „In meinem Atelier kann ich drei Stunden lang arbeiten, ohne gestört zu werden", freut sich der Künstler. Denn der kreative Prozess ist ein flüchtiger: "Diesen Moment muss man erkennen, sonst ist er weg", so Dieter Weißenberger.

Wenn er nicht selbst künstlerisch tätig ist, besucht Weißenberger zusammen mit seinem Partner liebend gern Ausstellungen. Außerdem liest der 60-Jährige sehr viel, ohne dabei auf etwas Bestimmtes festgelegt zu sein. "Ich koche auch sehr gern, besonders indisch, aber auch Semmelknödel gelingen mir immer", erzählt er nicht ohne Stolz. Seine Reisen führen ihn des Öfteren an den Genfer See, dessen Schönheit ihn immer wieder aufs Neue begeistert. Daniela Santo

Dieter Weißenbergers persönliche Tipps

Buchtipps

  • Pema Chödrön: "Beginne, wo du bist"
  • Monika Helfer: "Die Baggage"
  • Jón Kalman Stefánsson: "Himmel und Höll

 Lieblingsmaler

  • Hans Holbein d.J.
  • Max Ernst
  • Francis Bacon
Dieter Weißenberger weiß, dass es den besonderen Blick braucht, um Kunst zu verstehen. Ihn selbst fasziniert die Möglichkeit der Kunst, hinter die Fassade zu schauen und dabei das Gefühl zu haben, dass es noch etwas anderes gibt als das, was man Alltag nennt. | Foto: Michael Bode
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