Greifvogel misshandelt
Tierheim Lahr sucht Zeugen

Foto: Tierheim Lahr
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Lahr (st). Das Tierheim in Lahr erhielt am Dienstag, 11. Februar, einen Hilferuf einer Tierfreundin. Die Anruferin teilte dem Team des Tierheims mit, dass sich in ihrem Innenhof in der Kaiserstraße in Lahr ein verletzter Greifvogel befände. Daraufhin fuhr eine Mitarbeiterin des Tierschutzvereins zur genannten Adresse, um die Situation des Vogels zu beurteilen und ihn gegebenenfalls zu sichern.

Vor Ort fand diese einen Sperber, der derart erschöpft war, dass er sich mühelos und ohne Gegenwehr einfangen ließ. Bei der ersten Begutachtung vor Ort fiel gleich das spitz hervorstehende Brustbein auf, welches bei Vögeln immer ein Zeichen von starkem Untergewicht ist. Um die Gründe für eine so starke Abmagerung herauszufinden, ist normalerweise eine umfassende tierärztliche Diagnostik notwendig. In diesem Fall lag die Ursache jedoch auf der Hand, beziehungsweise den Handschwingen. An diesen fehlten auffallend viele Federn, so dass es dem Vogel unmöglich war, seine Flügel zu benutzen. Die Krallen, welche bei Greifvögeln die wichtigsten Werkzeuge für die Jagd nach Beutetieren sind, waren nur wenige Millimeter kurz und somit völlig nutzlos. Dafür war der Schnabel viel zu lang. So lang, dass der Oberschnabel sich mit dem Unterschnabel verkeilte und kaum einen Spalt zu öffnen war.

Untersuchung in Tierklinik

Sofort wurde das notleidende Tier in eine Tierklinik gebracht. Die Tierärztin stellte fest, dass jene Federn, welche an beiden Flügeln an ähnlichen Stellen und im gleichen Ausmaß fehlten, von Menschenhand ausgerissen worden waren. Auch die Spitzen der viel zu kurzen Krallen waren so glatt und gerade gekürzt, dass sie offensichtlich mit einem Werkzeug gekappt worden sein mussten.

Die Flugunfähigmachung eines geschützten Wildvogels und das Kappen seiner Krallen ist gemäß des Veterinäramts eine Straftat. Zudem ist das Herausreißen von Federn für alle Vögel mit Schmerzen verbunden, welche sich mit dem büschelweise Herausreißen von Haaren vergleichen lassen.

Der krumme und zu lange Schnabel musste von der Tierärztin gekürzt werden. Auch diese Fehlbildung ist kein natürliches Phänomen, sondern ein Hinweis auf langanhaltende fehlerhafte Fütterung. Beim Öffnen des Schnabels fiel zudem ein übelriechender Belag in der Schnabelhöhle und im Rachen auf, welcher dem Vogel das Atmen erschwerte. Nachdem dieser größtenteils entfernt werden konnte, konnten die Tierschützer den Sperber zum Fressen animieren. Die Futterpinzette schien er bereits zu kennen.

Experte eingeschaltet

Um die optimale Versorgung und Unterbringung bis zur Auswilderung zu gewährleisten, sollte der Sperber am folgenden Tag in die Obhut eines Greifvogelexperten übergehen. Dieser hatte sich dazu bereit erklärt, sich um das Tier zu kümmern, auch wenn es viele Monate dauern würde, bis es ausgewildert werden könnte. Doch die Schäden, welche der Sperber erlitten hatte, waren zu schwerwiegend und er verstarb noch, bevor er dem Fachmann übergeben werden konnte.

Hinweise erbeten

Wie der Greifvogel in seinem Zustand an den Fundort gelangen konnte und wer ihm dieses Leid angetan hat, ist bislang noch nicht geklärt. Da die Haltung von Greifvögeln mit vielen Auflagen verbunden ist, gegen welche in diesem Fall dramatisch verstoßen wurde, und die Verstümmelung von geschützten Wildvögeln gegen das Tierschutzgesetz verstößt, werden Zeugen gesucht, welche Hinweise zur Herkunft dieses Sperbers geben können. Das zuständige Veterinäramt in Offenburg wurde eingeschaltet, sowie Polizei, Jagd- und Naturschutzbehörden ebenfalls informiert.

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