Kosten von 9,2 Millionen Euro
Zentrum für Gesundheit startet 1. Oktober

Oberkirch (st). Im Ortenau Klinikum in Oberkirch werden in diesen Tagen nur noch wenige Patienten stationär versorgt. Wie bereits Ende Juli angekündigt, ist der Klinikverbund aufgrund von kurzfristigen Personalengpässen gezwungen, den operativen Betrieb der Betriebsstelle Oberkirch bereits am 3. September, 27 Tage vor dem offiziellen Ende des stationären Klinikbetriebes, einzustellen, schreibt das Ortenau Klinikum in einer Pressemitteilung. Voraussichtlich bis spätestens 29. August werden die letzten Patienten stationär aufgenommen. „Doch viele Patienten kommen nicht mehr in die Betriebsstelle Oberkirch“, berichtet Michael Goldt, Verwaltungsdirektor des Ortenau Klinikums Achern-Oberkirch. „Die einweisenden Haus- und Fachärzte sind seit Wochen informiert, kennen die Strukturen und Ansprechpartner unserer Kliniken und weisen ihre Patienten nun direkt in die Kliniken in Achern oder Offenburg ein.“ Die Einstellung des Klinikbetriebes werde deshalb reibungslos und ohne Probleme erfolgen.

Am 1. Oktober tritt dann nach einem Beschluss des Ausschusses für Gesundheit und Kliniken des Ortenaukreises (GKA) das „Zentrum für Gesundheit Oberkirch“ an die Stelle des Krankenhauses. „Das Konzept sieht vor, mehrere medizinische und pflegerische Gesundheitsangebote, ambulant wie auch stationär, mit teilweise innovativen Ansätzen unter einem Dach zu vereinen“, so Ortenau Klinikum-Geschäftsführer Christian Keller.

Pünktlich zum 1. Oktober zieht das Medizinische Versorgungszentrum Oberkirch (MVZ) mit einer orthopädischen Facharztpraxis übergangsweise in die Räume der ehemaligen Frauenklinik im ersten Obergeschoss. Anschließend wechselt sie in das sanierte Erdgeschoss. Wie von Kreisräten aus dem Renchtal gefordert, wird die Praxis mit dem Neustart dann auch über eine D-Arzt-Zulassung zur Behandlung von Arbeitsunfällen verfügen. Außerdem wird in dem Zentrum ab 1. Oktober eine Notfallsprechstunde für Patienten aus Oberkirch und dem Renchtal zur Verfügung stehen. Sie bietet von Montag bis Freitag von 19 bis 21 Uhr und an Samstagen, Sonn- und Feiertagen von 9 bis 11 Uhr eine Anlaufstelle für leichte Notfälle außerhalb der Sprechzeiten von niedergelassenen Hausärzten. Schwere Notfälle werden in den durchgehend besetzten Notaufnahmen an den Ortenau Kliniken in Achern und Offenburg versorgt. Auch der bisher an das Krankenhaus angedockte Hebammenstützpunkt wird Teil des Zentrums für Gesundheit. Die beiden OPs sollen weiter genutzt und an Fachärzte aus der Umgebung vermietet werden. Gespräche dazu laufen.

Ergänzung durch Pflegebetten und Genesungsbetten

Noch in diesem Jahr beginnen für den Hauptteil des Gebäudes umfangreiche Sanierungsarbeiten. Voraussichtlich ab März 2023 wird dann als Kern der Einrichtung eine Außenstelle des Pflege- und Betreuungsheims Ortenau Klinikum (PBO) mit 44 stationären Pflegebetten das Zentrum für Gesundheit wesentlich ergänzen. „Vor allem pflegebedürftige Menschen aus Oberkirch und dem Renchtal werden dort wohnortnah betreut werden“, berichtet Marco Porta, Leiter des PBO. Ein Teil der stationären Pflegebetten wird zudem als sogenannte Genesungsbetten genutzt. Sie sind für Patienten bestimmt, die beispielsweise nach einer Operation noch Pflege bedürfen, ohne jedoch auf die stationären Strukturen einer Klinik angewiesen zu sein. „Das neue Konzept der Genesungsbetten hat bundesweit Pilotcharakter und steht für die enge Verzahnung von ambulanter und stationärer Versorgung“, betont Geschäftsführer Keller. Außerdem stellten sie eine wesentliche Verbesserung des Angebots an Kurzzeitpflegeplätzen in der Raumschaft dar.

Für die Sanierung des Gebäudes stellt der Ortenaukreis rund 9,2 Millionen Euro zur Verfügung. Darüber hinaus wird der Kreis das zu erwartende Defizit für die Einrichtung der Notfallsprechstunde mit bis zu 200.000 Euro pro Jahr und das zu erwartende Defizit für die Einrichtung der Genesungsbetten mit zunächst 100.000 pro Jahr ausgleichen bis gegebenenfalls weitere Finanzierungkonzepte gefunden sind.

Personal bleibt Klinikverbund treu

Das Personal der Betriebsstelle Oberkirch wird zum weit überwiegenden Teil dem Ortenau Klinikum treu bleiben. Rund 90 Prozent der etwa 100 Beschäftigten wechseln an einen Arbeitsplatz an einem anderen Klinikstandort. „Allen Beschäftigten haben wir eine Weiterbeschäftigung am Ortenau Klinikum angeboten“, so Constantin Schmidt, Personalchef des Klinikverbundes.

Sehr frühzeitig wurden mit allen Beschäftigten Gespräche über den künftigen Wunscharbeitsplatz geführt und an den Wunschstandorten Stellen gezielt freigehalten. In der Pflege bleiben 40 von 51 Pflegekräften dem Ortenau Klinikum treu.

Umzug fast abgeschlossen

In den kommenden Tagen wird das Ortenau Klinikum auch den Umzug der Betten und des weiteren Materials aus der Betriebsstelle Oberkirch abschießen. Für die neue Nutzung und die anstehenden Sanierungsarbeiten wird das Haus bis auf die ehemaligen Räume der Verwaltung und auf die OPs vollständig geräumt. „Ein Großteil der Betten und Ausrüstungsgegenstände wird zumeist an die Klinik nach Achern wie auch andere Klinikstandorte verteilt“, so Verwaltungsdirektor Goldt. Ein geringerer Teil werde eingelagert und beim Bezug der geplanten Neubauten in Achern und Offenburg wieder aktiviert.

Auch formal wurde die Einstellung des stationären Klinikbetriebes an der Betriebsstelle Oberkirch zum 30. September bereits vollzogen. Das Regierungspräsidium Freiburg hat nach dem Beschluss des GKA bereits im Juni einen Antrag auf Änderung des Landeskrankenhausplans mit einem formalen Bescheid bestätigt. „Das Land bestätigt zugleich den künftigen Namen des Acherner Krankenhauses als „Ortenau Klinikum Achern“ sowie die künftige Anzahl an 240 Planbetten. Mit der sehr zügig erfolgten Bestätigung unterstützt das Land Baden-Württemberg unser Konzept für ein „Zentrum für Gesundheit Oberkirch“ und eine möglichst schnelle Umsetzung“, betont Geschäftsführer Keller. „Dem Regierungspräsidium danken wir deshalb für die sehr gute Zusammenarbeit.“

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