Angedacht: Roland Deusch
Auch noch im Himmel eine Personalakte?

Roland Dusch | Foto: privat

Kennen Sie das: "Du bist aber ein liebes – oder: böses – Kind." Damit fängt es doch an in unserem Leben. Wir werden bewertet oder benotet. In der Schule zwei mal im Jahr. Beim Abschluss der Ausbildung. In regelmäßigen Personalgesprächen oder im Arbeitszeugnis. Am Ende gibt es eine Personalakte, die über unseren Aufstieg und unsere Chancen entscheidet.

Schon lange haben wir uns daran gewöhnt. Vielleicht auch daran, dass nicht alle Bewertungen ernst zu nehmen sind. Und doch bleibt bei mir immer ein gewisses Unbehagen, wenn andere über mich und meine Leistungen urteilen. Und in der Bibel lese ich für diese Woche: Wir müssen alle offenbar werden, vor dem Richterstuhl Christi (2. Kor. 5,10). Ja toll: Auch noch eine Personalakte im Himmel? Ich weiß es nicht; aber ich frage nach: Vor wem muss ich mich letztendlich verantworten? Letztendlich nur vor Gott. Allein das kann schon befreiend sein: Letztendlich entscheiden nicht Menschen über mich und mein Schicksal. Gott entscheidet.

Und wie er mich und uns Menschen sieht, hat er in Jesus Christus deutlich gemacht. Die Bibel ist voll von diesen Geschichten. Er begegnet uns liebevoll. Er begegnet uns mit Geduld. Auch und gerade dort, wo ich erkenne, dass ich manches mal meinen eigenen Maßstäben nicht genüge. Und vielleicht hilft diese Erkenntnis, dass auch wir untereinander etwas gnädiger sind in unseren Beurteilungen.

Dass wir am Ende erkennen, was Martin Luther im Angesicht dieser Fragen erkannt hat: "Der Gerechte wird aus Glauben leben" (Römer 1,17). Gott spricht mich und uns frei, allein, weil wir an ihn glauben.

Ich wünsche ihnen diese befreiende Erkenntnis.

Roland Deusch, Diakon, evangelische Kirchengemeinde Oberkirch

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