Fünfstellige Zuschüsse für Restaurierung
Frischekur für alte Papiere

Bisherige Lagerung der St. Andreas-Bände | Foto: Regina Brischle/David Boomers/Stadt Offenburg
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Offenburg (st). Die Koordinierungsstelle für die Erhaltung des schriftlichen Kulturguts und die Bürgerstiftung St. Andreas fördern die Restaurierung von wertvollen, im Stadtarchiv Offenburg verwahrten Archivalien des St. Andreas-Hospitals mit fünfstelligen Zuschüssen, heißt es in einer Pressemitteilung der Stadt.

Die älteste Urkunde des Offenburger Stadtarchivs ist die Satzung des St. Andreas-Hospitals von 1310. Sie legt die Rechtsverhältnisse der um 1300 gegründeten sozialen Einrichtung für Arme und Kranke fest. Die Urkunde ist Teil von Bestand 2 des Stadtarchivs, der die schriftlichen Überlieferungen aus dem gesamten Tätigkeitsbereich der St. Andreas-Hospital-Stiftung umfasst. Die einzigartigen, für die Sozialgeschichte der Stadt so wichtigen Unterlagen waren zum Teil nur unzureichend verpackt. 2020 hat das Stadtarchiv deshalb bei der Koordinierungsstelle für die Erhaltung des schriftlichen Kulturguts (KEK), einen Zuschuss über 10.000 Euro für die archivgerechte Verpackung des Bestands und die Erstellung eines Schadenskatasters beantragt und bewilligt bekommen. Ein weiterer Antrag bei der KEK erbrachte 2021 einen erneuten Zuschuss von 10.000 Euro.

Bürgerstiftung fördert mit

Für das Förderjahr 2022 hat das Stadtarchiv außerdem bei der St. Andreas-Stiftung um Unterstützung gebeten und den Zuschlag für eine Förderung über 10.000 Euro erhalten. Ein weiterer Antrag an die KEK ist gestellt, sodass die Restaurierung des gesamten Bestands in greifbare Nähe rückt.

Zu den mehr als 1.000 Archivalien aus der Zeit zwischen dem 14. und 19. Jahrhundert gehören Urkunden, Güterverzeichnisse, Spitalordnungen, Protokolle, Lehnsbriefe, Pfründtbriefe und vieles mehr. Im Gegensatz zu den Pergament-Urkunden, die schon lange in speziell hergestellten Kassetten lagern, befanden sich die Archivalien aus Papier in nicht alterungsbeständigen Schutzumschlägen sowie in säurehaltigen Archivboxen. Die Bände standen unverpackt im Regal. Das entsprach nicht mehr dem aktuellen Stand konservatorischer Möglichkeiten. Zahlreiche der von Hand geschriebenen Dokumente sind von Tintenfraß betroffen. Das bedeutet, dass bestimmte Inhaltsstoffe der Tinte Schwefelsäure erzeugen, die zur Zersetzung des Papiers führt.

Schadensanalyse

Aus der Schadensanalyse ergab sich ein Restaurierungsbedarf in Höhe von insgesamt 47.000 Euro. Das Archivteam erstellte eine Prioritätenliste, um die Restaurierung schrittweise umsetzen zu können. Die vom Tintenfraß gefährdeten Archivalien werden durch den, auf die Restaurierung von Archivgut spezialisierten, Fachbetrieb Schempp aus Kornwestheim, einer Calciumphytat-Behandlung unterzogen. Diese stoppt die chemische Zersetzung. Anschließend wird das Papier mechanisch stabilisiert.

Die KEK ist eine Einrichtung, die durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien und die Kulturstiftung der Länder finanziert wird. Wichtig für den Zuschlag durch die KEK war die Modellhaftigkeit des Bestands, der Vergleiche mit Spitalstiftungen anderer Städte zulässt.

Die Bedeutung der St. Andreas-Stiftung reicht bis in die Gegenwart. Die 1943 von den Nationalsozialisten aufgelöste Stiftung wurde am 14. Januar 2001 aus der Kenntnis der Historie heraus, als Bürgerstiftung St. Andreas neu gegründet. Durch zahlreiche Veröffentlichungen, die Thematisierung der Geschichte des Spitals in der neu gestalteten Dauerausstellung im Museum im Ritterhaus und nicht zuletzt durch die mitten in der Stadt liegenden Gebäude des Spitals, des Spitalspeichers und der St. Andreas-Kirche ist die Einrichtung und ihre Geschichte den Offenburger Bürgern gut bekannt.

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