Kreuzende Wildtiere
Gefahr in der Dämmerung

Wild wechselt nicht nur Feldwege, sondern auch Straßen, wo es gefährlich wird. | Foto: Meinhard Siegmundt/pixelio.de
  • Wild wechselt nicht nur Feldwege, sondern auch Straßen, wo es gefährlich wird.
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Ortenau (dh). Eine Rotte Wildschweine überquert in der Nacht die Landstraße. Für den Autofahrer bedeutet dies Vollbremsung und hoffen. Als das Auto einen abrupten Satz nach rechts macht, ist es klar, es kam zur Kollision.

"In der jetzigen Jahreszeit sind die Tage wieder kürzer, es wird später hell und früher dunkel. Gerade in der Dämmerung ist das Wild für ein bis zwei Stunden besonders aktiv", sagt Matthias Saecker, Revierförster im Staatswaldgebiet Gengenbach/Nordrach und zudem Wildtierbeauftragter beim Ortenaukreis. Zu dieser Zeit ist jetzt aber auch der Berufsverkehr unterwegs. Besonders Rehen, die laut Saecker etwa alle drei Stunden ein besonderes Aktivitätshoch haben, können Verkehrsteilnehmer dann begegnen. "Bei den Wildschweinen beginnt die Aktivität mit der Dämmerung und dauert die ganze Nacht durch", so der Wildtierbeauftragte.

Gerade Schwarzwild versteckt sich den Tag über gerne auch in Maisfeldern. Aber generell fressen sich jetzt alle Wildtiere ihren Winterspeck an und sind deshalb nicht nur zwischen Wald und Feldern unterwegs, sondern überall dort, wo sie Nahrung finden. Wo es häufig zu Wildwechseln kommt, wird als Warnung das entsprechende Verkehrsschild aufgestellt. Dies veranlasst die Straßenverkehrsbehörde des Landratsamtes in Bereichen, in denen zudem mit schnellem Verkehr zu rechnen ist oder die schlecht einzusehen sind. "Insbesondere auf den Streckenabschnitten mit dem Warnzeichen Wildwechsel ist eine erhöhte Sorgfalt geboten", sagt Harald Dieterle vom Führungs- und Einsatzstab Verkehr im Polizeipräsidium Offenburg. Der Tipp des Polizisten: "Es ist wichtig, die Geschwindigkeit in diesen Bereichen den Sichtverhältnissen anzupassen und die Fahrbahnränder konzentriert im Auge zu behalten. Steht Wild an der Straße, muss damit gerechnet werden, dass dieses auch auf die Fahrbahn läuft. Um einen Zusammenprall zu verhindern, ist oftmals eine kontrollierte starke Bremsung oder sogar eine Vollbremsung erforderlich."

Ein Tier kommt manchmal nicht alleine. "Rehe wechseln schon häufiger die Fahrbahn alleine, aber nicht immer. Wildschweine sind hingegen fast immer in einer Rotte unterwegs. Selbst wenn vier Tiere bereits gewechselt haben, können gleich noch weitere folgen", sagt Saecker.

"Wildunfälle werden ohne Personenschäden statistisch nicht erfasst. Im Präsidiumsbereich haben wir in diesem Jahr bisher zwei Wildunfälle mit verletzten Personen. In den restlichen Fällen liegt ,nur' Sachschaden vor. Die Sachschäden sind jedoch zum Teil ganz beträchtlich“, sagt Harald Dieterle. Keinesfalls sollte man versuchen auszuweichen, da bei solchen Ausweichmanövern das Fahrzeug oft außer Kontrolle gerät. "Ein Abkommen von der Fahrbahn hat oft schlimmere Folgen als der Zusammenprall mit dem Wild selbst. Lässt sich der Zusammenprall mit dem Wild nicht mehr verhindern, ist es wichtig, das Lenkrad gut festzuhalten", so Dieterle.

Nach einem Unfall soll der Fahrer anhalten, die Warnblinkanlage einschalten und die Unfallstelle mit dem Warndreieck abichern. Zur Eigensicherung legt er die Warnweste an und verlässt am besten die Fahrbahn. Der Unfall muss der Polizei oder dem Jagdpächter gemeldt werden. Um verletzte Tiere kümmert sich der Jäger, zudem können dies laut Saecker besonders gefährlich sein. Tote Tiere darf man nicht mitnehmen, das wäre Wilderei – auch nicht als Beweis. Dafür gibt es bei der Polizei bei Bedarf eine Wildschadenbescheinigung, welche der Versicherung vorgelegt werden kann.

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