Weiterer Kinderarztsitz für Offenburg
Ortenau MVZ bewirbt sich

- Landrat Thorsten Erny schaltet sich in die Diskussion um fehlende Kinderärzte ein.
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Offenburg (st) Im Raum Offenburg steht zum 30. Juni die Schließung einer etablierten Kinderarztpraxis bevor. Hunderte Kinder drohen dadurch ohne haus- und fachärztliche Betreuung zu bleiben – selbst umliegende Praxen sind bereits vollständig ausgelastet. Diese Entwicklung bestätigt ein aktueller Brandbrief von 35 Kinder- und Jugendärzten, die die Situation als „fünf nach zwölf“ bezeichnen. Unterstrichen wird die Dringlichkeit durch eine Petition mit 1.280 Unterschriften, die sofortige Maßnahmen gegen die drohende Unterversorgung fordert.
Zuständig für die ambulante kinderärztliche Versorgung im Ortenaukreis ist die Kassenärztliche Vereinigung Baden-Württemberg (KVBW). Doch angesichts der drohenden Versorgungslücke hat sich Landrat Thorsten Erny persönlich eingeschaltet. In ausführlichen Verhandlungen mit Doris Reinhardt, stellvertretende Vorstandsvorsitzende der KVBW, konnte Landrat Erny erreichen, dass diese eine lokale Sonderbedarfszulassung für Offenburg für das Ortenau MVZ unterstützen wird, um den Engpass abzufedern. Zusätzlich bewirbt sich der Landkreis auf den offenen Kinderarztsitz.
Medizinische Betreuung
„Die primäre Verantwortung liegt bei der Kassenärztlichen Vereinigung. Doch wenn Familien um die medizinische Betreuung ihrer Kinder bangen, heißt es, Verantwortung zu übernehmen und alle Akteure an einen Tisch bringen. Deshalb haben wir gemeinsam mit dem Ortenau MVZ und dem Ortenau Klinikum sofort gehandelt. Dass die KVBW grünes Licht für eine Sonderzulassung signalisiert hat, ist ein wichtiges Signal – und Ergebnis vertrauensvoller Gespräche mit Doris Reinhardt“, so der Landrat.
Die geplante Praxis soll am MVZ-Standort in Offenburg am Ebertplatz entstehen. Dort werden unter anderem Ärzte der Kinderklinik des Ortenau Klinikums im Anstellungsverhältnis tätig sein, während das Ortenau MVZ die organisatorische Trägerschaft übernimmt. Landrat Erny dankt insbesondere Claudia Bauer-Rabe, Vorstandsvorsitzende Ortenau Klinikum, Professor Patrick Gerner, Chefarzt der Kinderklinik, und Rainer Bühn, Geschäftsführer Ortenau MVZ, für die „hervorragende und pragmatische Zusammenarbeit, die diese schnelle Lösung erst möglich macht“.
Gemeinsames Vorgehen
„Dieses gemeinsame Vorgehen zeigt, wie wir auf kommunaler Ebene Verantwortung übernehmen, um die dringendste Lücke zu schließen. Klar ist aber auch: Selbst, wenn diese Praxis kommt, bleibt die Lage aber angespannt. Wir brauchen mehr Ausbildungsstellen, attraktivere Rahmenbedingungen und flexible Zulassungsmodelle. Hier sind die Kassenärztliche Vereinigung und die Bundespolitik gefragt, strukturelle Lösungen auf den Weg zu bringen“, macht Erny deutlich.
Über das geplante Verfahren hat der Landrat am Freitagvormittag den Ältestenrat des Kreistags informiert. Der Aufsichtsrat des Ortenau MVZ wird in seiner Sitzung am 26. Juni 2025 formell über den Antrag entscheiden. Findet das Vorhaben auf allen Ebenen Zustimmung und erteilt die KVBW rasch die Genehmigung, könnte die neue Praxis bereits im Herbst ihren Betrieb aufnehmen.
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