Hospiz Maria Frieden
Schutzraum für Sterbende

Dr. Ulrich Freund (l.) und Klaus Kresse | Foto: Foto: Glaser
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Offenburg (ag). Wer in Maria Frieden aufgenommen wird, weiß, dass sein Leben zu Ende geht. Mediziner können die Bewohner nicht mehr heilen. Aber sie sollen das Leben bis zum letzten Atemzug positiv empfinden und möglichst ohne Schmerzen sein. Das Hospiz ist ein Ort, in dem sterbende Menschen Schutz und Frieden finden.

Es ist das einzige Hospiz im gesamten Ortenaukreis. Die nächsten sind laut Dr. Ulrich Freund, Vorsitzender des Fördervereins Hospiz Maria Frieden e. V., in Baden-Baden im Norden und im Süden in Freiburg. Gegründet wurde Maria Frieden 1990 von den Franziskanerinnen vom Göttlichen Herzen Jesu in Gengenbach als erstes Aidshospiz in ganz Deutschland. Sitz war damals noch in Oberharmerbach. Es wurden dann aber nicht nur Menschen aufgenommen, die sich mit HIV infiziert hatten, sondern auch mit anderen unheilbaren Krankheiten. Am 1. Juli 2017 ging das Hospiz in die Trägerschaft des Vinzentiushauses Offenburg über. Acht Zimmer sowie ein Gästezimmer stehen nun in der Grimmelshausenstraße 28 zur Verfügung. Neben dem medizinischen Fachpersonal kümmern sich auch ehrenamtliche Helfer um die heute vorwiegend krebskranken Bewohner. Im Zeitraum seit dem Umzug nach Offenburg bis zum Jahresende nahm das Hospiz insgesamt 33 Frauen und 16 Männer auf. Das Durchschnittsalter war 68,5 Jahre, so Dr. Ulrich Freund.

Freund ist seit fünf Jahren pensioniert. Zuvor war er in Offenburg Strahlentherapeut. "Auf meiner Station betreute ich fast ausschließlich Krebspatienten. Der persönliche Kontakt zu ihnen sowie auch den Angehörigen war mir über die rein medizinische Betreuung hinaus immer sehr wichtig", sagt der Facharzt im Gespräch mit der Guller-Redaktion. Durch seine berufliche Tätigkeit bekannt, wurde er vor fünf Jahren angesprochen, ob er bei der Gründung eines Fördervereins helfen könnte.

Denn schon damals war die Finanzierung ein Problem. Die Krankenkassen übernahmen lediglich 90 Prozent der Pflegekosten, inzwischen sind es 95 Prozent. Den Rest muss der Förderverein aufbringen. Er hat es sich zur Aufgabe gemacht, das Defizit durch Mitgliedsbeiträge und gemeinnützige Spenden auszugleichen. "Das sind 120.000 Euro im Jahr", so Dr. Ulrich Freund. Darüber hinaus finanziert er beispielsweise Mal- sowie Musiktherapie. "Die Musiktherapeutin kommt zwischen zwei und drei Stunden pro Woche mit Instrumenten und singt mit Bewohnern", erzählt der Förderverein-Vorsitzende. Und oft gelingt es damit, ihnen ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern.

"Die meisten wollen nicht sterben", weiß Dr. Ulrich Freund. Nicht selten hört er von neuen Bewohnern allerdings zuerst, dass sie niemandem zur Last fallen wollen. Doch die Hospiz-idee ist Sterbebegleitung, der Gedanke an aktive Sterbehilfe verbietet sich: "Erleben die Bewohner dann die Atmosphäre in Maria Frieden und die Zuwendung dort, möchten sie noch etwas bleiben und das genießen."

Im Hospiz Maria Frieden geht es um die Würde der Sterbenden, Respekt und die Anerkennung für das gelebte Leben. Fördervereins-Vorstandsmitglied Klaus Kresse hat bei seinen Eltern selbst sehr nah erlebt, was es bedeutet, wenn sich bei Menschen der Todeszeitpunkt nähert: "Beide waren stark pflegebedürftig, haben aber bis zuletzt um ihr Leben gekämpft. Jeder Tag, der noch einen Hauch von Lebensqualität hat, ist ein Segen für den Betroffenen."

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