Gewerbegebiet oder Flugplatz?
Stadt Offenburg strebt Bürgerentscheid an

Die Stadt Offenburg möchte den Flugplatz in ein Gewerbegebiet umwandeln.  | Foto: Archiv Stadt Offenburg
  • Die Stadt Offenburg möchte den Flugplatz in ein Gewerbegebiet umwandeln.
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Offenburg (st) Die Offenburger Bürger sollen selbst entscheiden, ob aus dem bisherigen Sonderlandeplatz ein Gewerbegebiet werden soll. Die Stadtverwaltung schlägt dem Gemeinderat einen Bürgerentscheid im März 2026 vor – parallel zur Landtagswahl, heißt es in einer Pressemitteilung. Es geht um rund 20 Hektar Gewerbefläche und um Arbeits- und Ausbildungsplätze sowie die wirtschaftliche Zukunft des Standortes insgesamt.

Schon seit Jahren sei klar: In Offenburg herrsche akuter Gewerbeflächenmangel. Ein echtes Problem für Unternehmen, die expandieren wollen. Denn in Offenburg gebe es dafür kaum noch Möglichkeiten. Eine laufende Untersuchung eines Planungsbüros prüfe im Auftrag des Gemeinderats Möglichkeiten der Flächenreaktivierung und Nutzungsintensivierung in bereits bestehenden Gewerbegebieten.

Bisherige Flächen reichen nicht aus

Doch schon jetzt zeichne sich ab: Die Potenziale im Bestand würden bei Weitem nicht ausreichen, um ortsansässige Unternehmen mit Erweiterungsbedarf versorgen zu können. Ohne neue Flächen würden Abwanderungen und verpasste Chancen für die Stadtentwicklung drohen. Hierbei kann das Areal des Sonderlandeplatzes aus Sicht der Stadt Abhilfe schaffen. Es handele sich dabei um ein Gebiet, das teilweise im Flächennutzungsplan bereits als Gewerbefläche vorgesehen ist und um zugleich die einzige aktuell verfügbare Fläche, auf der eine Entwicklung dieser Größenordnung überhaupt möglich wäre. Sie liegt im Bereich des interkommunalen Gewerbegebiets hoch³, in dem die Gemeinden Offenburg, Hohberg und Schutterwald gemeinsam Flächen für die wirtschaftliche Entwicklung bereitstellen. Während der weit überwiegende Teil der bislang realisierten Gewerbeflächen auf den Gemarkungen von Hohberg und Schutterwald liegt, befinde sich in Offenburg bislang lediglich das Justizvollzugsgebäude auf dem vorgesehenen Areal. Im Sinne einer vorausschauenden Stadtentwicklung und der langfristigen Planungen des Flächennutzungsplans sei es daher richtig und folgerichtig, die Entwicklung an diesem Standort nun konkret anzugehen.

Zwei Varianten wurden geprüft

Die Stadt habe zwei Varianten geprüft. Die erste – über die beim Bürgerentscheid abgestimmt werden soll – schaffe rund 20 Hektar zusammenhängende Gewerbefläche, die schrittweise entwickelt werden soll. Die Kleingartenanlage Stockfeld bleibe in dieser Planungsvariante erhalten; die Erholungsfunktionen von Königswald und Königswaldsee würden ebenfalls nicht beeinträchtigt und können über eine verbesserte Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr sogar leichter erreicht werden.
Die zweite Variante sehe einen Erhalt der Landebahn des Sonderlandeplatzes vor. Gewerbeflächen würden hierbei seitlich neben und am Kopfende des Areals entstehen. Aber: So könnten insgesamt lediglich rund 10,7 Hektar Gewerbeflächen entstehen, die sich darüber hinaus auf drei voneinander getrennte Bereiche verteilen. Hinzu würden deutliche Höhenbeschränkungen, um Sicherheitsrisiken für den Flugverkehr auszuschließen, kommen. So könnte im größten Teilbereich nicht einmal zehn Meter in die Höhe gebaut werden, was modernen Anforderungen widerspricht und dem Ziel eines schonenden Flächenverbrauchs entgegensteht.

Klimaresilienz und Energieversorgung

Insgesamt biete die Variante nicht nur zu wenige Gewerbeflächen für die voraussichtlichen zukünftigen Bedarfe, sondern führe zusätzlich zu Einschränkungen bei deren Größe und Zuschnitt. Eine Stadtklimaanalyse zeige: Bei sorgfältiger Planung seien bei der Umsetzung der Variante 1 keine erheblichen negativen Auswirkungen auf die angrenzenden Wohngebiete zu erwarten. Bei der Entwicklung des Gewerbegebietes sollen Klimaschutz und -anpassung von Anfang an mitgedacht werden. Hierzu würden unter anderem Baumpflanzungen und Fassadenbegrünungen zählen. Die Dachflächen könnten der Vorlage zufolge mit PV-Modulen belegt werden. Da der Sonderlandeplatz in einem geplanten Ausbaugebiet der Wärmeversorgung Offenburg liege, könnte das Gewerbegebiet an das Fernwärmenetz angeschlossen werden.

Hintergrund zum Sonderlandeplatz

Derzeit nutzen rund 180 aktive Mitglieder der Fliegergruppe Offenburg den Sonderlandeplatz für Sport- und Hobbyflüge. Das für die Öffentlichkeit nicht zugängliche, rund 25 Hektar große Vereinsgelände, entspricht der Größe von rund 35 Fußballfeldern. Geschäftsreiseverkehr ist mangels Infrastruktur nicht möglich. Hierfür wären teure Investitionen in ein Instrumentenlandesystem und die Schaffung der technischen Voraussetzungen für Nachtflüge nötig. Zudem ist der Flugplatz Lahr – der über eine umfassende infrastrukturelle und personelle Ausstattung verfügt – nur rund 15 Kilometer entfernt. Das derzeit als Sonderlandeplatz genutzte Areal könnte im Falle seiner Entwicklung der ganzen Stadt zugutekommen.

Wie geht es weiter?

In seiner Sitzung am 10. November wird sich der Gemeinderat der Stadt Offenburg umfassend mit dem Thema befassen: Die Verwaltung schlägt für den Entscheid folgende Frage vor: "Sind Sie für die Entwicklung des Sonderlandeplatzes (Flugplatzes) zu einem Gewerbegebiet auf Offenburger Gemarkung?"

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