Afghanische Professorin
Weiter Weg für Bildung und Wissenschaft

Masuma Khawary bei ihrer Arbeit in einem Labor der Hochschule Offenburg | Foto: Hochschule Offenburg
  • Masuma Khawary bei ihrer Arbeit in einem Labor der Hochschule Offenburg
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Offenburg (st) Masuma Khawary war noch ein Kind, als in ihrem Heimatland Afghanistan der Bürgerkrieg ausbrach, vor dem ihre Familie in den 1990er-Jahren in den Iran floh. Dort konnte das junge Mädchen die Schule beenden und an der Mashhad University of Medical Sciences ein Bachelor-Studium Medical Laboratory (Medizinische Laborarbeit) beginnen. 2003, zwei Jahre nach Ende des Bürgerkriegs, machte sie ihren Abschluss und kehrte in ihre Heimat zurück. Masuma Khawary begann an der wiedereröffneten Bamyan Universität zu lehren – zu einer Zeit, als qualifiziertes Lehrpersonal in Afghanistan Mangelware war. Sie heiratete, bekam eine Tochter und schloss mit Hilfe eines Stipendiums des Indian Council for Cultural Relations von 2007 bis 2009 ihr Master-Studium in Mikrobiologie an der Kurukshetra University in Indien ab. Anschließend setzte sie ihre Lehrtätigkeit an der Biologie-Fakultät der Bamyan Universität fort, arbeitete in der Tuberkulose-Forschung und bekam zwei weitere Kinder. 2016 wurde sie für zwei Jahre zur Rektorin der Universität ernannt und war davon überzeugt, dass Lehre nur dann erfolgreich ist, wenn theoretisches Wissen mit praktischer Forschung verbunden wird. Der Mangel an Laborressourcen und Forschungsgeldern im afghanischen Bildungssystem behinderte ihre Arbeit jedoch erheblich, schreibt die Hochschule Offenburg in einer Pressemitteilung.

2019 ging sie daher erneut nach Indien, um an der Central University of Rajasthan zum Thema „Funktionelle Charakterisierung von Mycobacterium tuberculosis Rv2462c in Bezug auf Stressreaktion und Immunmodulation“ zu promovieren. Als sie 2023 schließlich ihren Doktortitel erhielt, der auch in Deutschland anerkannt ist, hatte sich die Situation in ihrer Heimat grundlegend geändert. Bereits 2021 hatten die Taliban erneut die Macht übernommen. „Ich sah keine Möglichkeit mehr, als Frau in der Wissenschaft zu arbeiten oder meine Töchter auszubilden“, schildert Masuma Khawary. Also zog sie mit ihrer Familie nach Deutschland, in die Nähe von Freiburg.

Über die Kontaktstelle Frau und Beruf und deren Mentorinnen-Programm kam die hochqualifizierte Akademikerin mit Vera Vanié in Kontakt. Die stellvertretende Leiterin des International Center der Hochschule Offenburg brachte Masuma Khawary mit den dortigen Professoren für Mikrobiologie zusammen. Seit 1. September kann die Afghanin nun – dank der Unterstützung durch den New Yorker Rescue Fund IIE-RSF – am Peter-Osypka-Institut für Medizintechnik der Hochschule Offenburg im von der Carl-Zeiss-Stiftung geförderten Projekt MOLY-Impact mitarbeiten, das die Verwendung des Metalls Molybdän als Knochenersatzmaterial beispielsweise bei Osteoporose oder nach Unfällen erforscht. „Ich schätze die hohen wissenschaftlichen Standards und die offene Forschungslandschaft an der Hochschule Offenburg“, sagt Masuma Khawary, die aktuell gemeinsam mit Prof. Dr. Fabian Eber die immunologischen Reaktionen auf molybdänbasierte Implantatmaterialien untersucht, um deren Biokompatibilität besser zu verstehen.

Der Heimat verbunden

Doch auch wenn sie nun wieder als Wissenschaftlerin arbeiten könne, die Menschen in Deutschland sehr freundlich und hilfsbereit seien und das Klima im Breisgau dem in Bamyan ähnele, bleibt die heute 45-Jährige ihrer Heimat tief verbunden und kann sich eine Rückkehr vorstellen: „Ich fühle eine moralische Verpflichtung gegenüber meinem Land – eine Verpflichtung, die tief in meiner Liebe zu meinem Volk und zur Wissenschaft verwurzelt ist. Aber wenn ich jemals zurückkehre, werde ich ohne meine Kinder gehen, denn ich möchte, dass sie in einem Land leben, in dem Bildung, Sicherheit und Menschenwürde geschätzt werden.“

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