Tag des Waldes: Revierleiter gibt Einblicke
Wie geht’s dem Stadtwald?

Die Holzernte ist nur zwischen Ende September und Mitte April möglich.  | Foto: Andreas Broß
  • Die Holzernte ist nur zwischen Ende September und Mitte April möglich.
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Offenburg (st) Der Klimawandel mit seinen Wetterextremen und zunehmend heißeren Sommern hinterlässt auch im Wald seine Spuren. Der milde Winter und die großen Niederschlagsmengen in den vergangenen Monaten haben dem Offenburger Stadtwald und seinen Mitarbeitern sowohl Vor- als auch Nachteile gebracht. Auf jeden Fall verschieben sich die Arbeiten im Jahreskreislauf.

"Natürlich ist der Niederschlag nach den trockenen Sommern der vergangenen Jahren erstmal positiv, denn das Grundwasser im Auenwald ist wieder aufgefüllt", informiert Andreas Broß, stellvertretender Abteilungsleiter Forst und Revierleiter im Stadtwald und in Hohberg bei den Technischen Betrieben Offenburg (TBO). Für von Trockenheit schwergeschädigte Bäume bringe es jedoch nichts mehr, ergänzt Joachim Weißhaar, TBO-Abteilungsleiter Forst und Revierleiter im Gottswald und im Bergwald.

Für den Wald in der Vorbergerzone mit überwiegend Nadelholz bringen die vielen Regenmassen innerhalb eines Zeitraums von einigen Wochen weniger, da viel Wasser ungenutzt den Berg hinabläuft, bevor es der Boden aufnehmen kann.

Kniehoch im Wasser

Probleme bereiten auch die aktuell großen Wassermengen: "Wir können derzeit weder nachpflanzen noch ernten, weil wir teilweise kniehoch im Wasser stehen und mit unseren Geräten nicht beikommen", erklärt Broß die Lage. Die Pflanzung und die Ernte sind aber nur bis Mitte April möglich, wenn die Laubbäume noch nicht ausgetrieben haben. "Das bedeutet weiter, wir müssen die Pflanz- und Erntezeit auf den Herbst verschieben. Doch unser zehnköpfiges Team ist in dieser Zeit allein mit der aktuellen Holzernte voll ausgelastet, so dass wir für alle zusätzlichen Arbeiten Fremdfirmen beauftragen müssen", beschreibt Joachim Weißhaar die Folgen für ihre Arbeitseinsätze.

Verkehrssicherheit

Besonders arbeitsintensiv sind die Baumfällungen an den Straßen und der Autobahn, um die Verkehrssicherheit zu gewährleisten. "Das macht im Jahr zusätzlich rund vier Wochen Arbeitszeit mehr aus", informiert Andreas Broß. Planung, Organisation sowie Durchführung und erforderliche Straßensperrungen müssen hierbei auch mit anderen Behörden abgeklärt werden.

Die milden Winter haben auf die Entwicklung der vorherrschenden Schädlinge wie Eichenprozessionsspinner, Frostspanner und Eichentriebwickler kaum Einfluss. Anders sieht es mit dem Borkenkäfer aus. Durch die zeitlich frühen Frühlingstemperaturen in den vergangenen Jahren kann der Käfer anstatt dreimal auch viermal im Jahr brüten. Das heißt eine Population mehr an Borkenkäfern, die dem Wald zu schaffen macht.

Schädlingssituation

Das betrifft, vor allem denjenigen Bäumen, die bereits starke Trockenheitsschäden aufweisen. "Bohrt ein Borkenkäfer in die Rinde eines Baumes, produziert ein gesunder Baum zur Abwehr Harz und hat damit mehr Abwehrchancen als ein angeschlagener Baum", erklären die Experten.

Angst vor Spätfrösten bei einem vorgezogenen Frühjahr haben die Forstleute auch im Wald. Denn der Fruchtansatz der Laubbäume ist sehr frostanfällig. "Wenn die Blüten erfrieren, können sie keine Samen bilden und das ist wiederum schlecht für die Verjüngung des Waldes. Auch wenn ein heißer Sommer wieder sehr wahrscheinlich ist, hoffen beide Experten auf Niederschläge zumindest alle acht Wochen, damit die älteren Bäume keinen Schaden nehmen. Für die Jungbäume wäre ein Regen zirka alle vier Wochen wünschenswert.

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