Paul-Gerhardt-Werk Offenburg und Diakonie Kork planen enge Zusammenarbeit
Jopen: "Eine Kooperation, aber keine Übernahme"

Das Paul-Gerhardt-Werk in Offenburg und die Diakonie Kork wollen künftig eng zusammenarbeiten. | Foto: rek
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Offenburg/Kehl (gro). "Diakonie Kork soll Paul-Gerhardt-Werk schlucken! Arbeitsplätze in Offenburg in Gefahr! Heimlich sollen Fakten geschaffen werden!", so lautet die Überschrift eines Briefes, der am gestrigen Dienstag die Stadtanzeiger-Redaktion erreichte. Darin wird geschildert, wie die "Übernahme" erfolgen soll: Indem das Paul-Gerhardt-Werk in eine gemeinnützige Gesellschaft überführt werden soll, an der die Diakonie 51 Prozent halten soll. Die Unterlagen seien "spät" an den Verwaltungsrat geschickt worden.
"Ja, es gibt Gespräche über eine enge Zusammenarbeit", bestätigt Dr. Christoph Jopen, Vorsitzender des Verwaltungsrates des Paul-Gerhardt-Werkes in Offenburg. "Umgangssprachlich kann man das als Fusion bezeichnen, rein rechtlich handelt es sich nicht darum. Das Paul-Gerhardt-Werk wird nicht übernommen." Jopen beschreibt die Gespräche als "absolut freiwilligen Prozess, der der Zukunftssicherung dient". "Das Paul-Gerhardt-Werk steht wirtschaftlich sehr gut da", betont Jopen. "Wir glauben aber, dass soziale Einrichtungen in einer bestimmten Betriebsgröße bessere Chancen haben, wenn sie nicht nur spezialisiert arbeiten." Die Diakonie Kork und das Paul-Gerhardt-Werk würden sich im Angebot gut ergänzen: "Wir wollen die Dienstleistungen für die Menschen verbessern."
Jopen widerspricht dem Vorwurf der "Geheimhaltung": "Nicht nur der Verwaltungsrat, sondern auch die Mitarbeiter und die Führungsebene sind umfänglich über das geplante Modell informiert worden." Geplant sei die Gründung einer gemeinnützigen Gesellschaft, in die das Vermögen des Paul-Gerhardt-Werkes e. V. fließen werde. Die Diakonie Kork wird zu 51 Prozent und der Freundeskreis Paul-Gerhardt-Werk zu 49 Prozent Gesellschafter sein. "Das Vermögen beider Einrichtungen besteht im Wesentlichen aus Gebäuden", erklärt Jopen. Wolle man diese übertragen, würden Steuern in Millionenhöhe fällig. Mit dieser Konstruktion könne man dies vermeiden. "Die Paul-Gerhardt-Werk gGmbH hat zwei Mütter: die Diakonie und den Freundeskreis, der sich umbenennen wird", so Jopen. Da die Diakonie als Organträger fungiere, sei es notwendig, dass sie 51 Prozent der Gesellschaftsanteile erhalte.
Jede der drei Organisationen, also die Diakonie Kork, die gGmbH und der Freundeskreis, haben einen Verwaltungsrat und einen Vorstand. "Der wird personen-identisch sein", so Jopen. Dazu werde der Vorstand erweitert. Da die Diakonie Kork vier Mal so groß sei wie das Paul-Gerhardt-Werk, stünden ihr mehr Sitze im Verwaltungsrat zu. Nach fünf Jahren werde Bilanz gezogen, ob das Projekt so erfolgreich war, wie angestrebt. Sei dies nicht der Fall, gebe es eine Rückabwicklungsklausel in dem Vertrag, die nur der Verwaltungsrat des Freundeskreises des Paul-Gerhardt-Werkes auslösen könne.
"Wir haben streng darauf geachtet, dass die Arbeitnehmerrechte nicht tangiert werden", betont Jopen. Die beiden Tarifverträge, die im Augenblick in den Einrichtungen gelten, würden auch weiterhin angewendet werden. Er könne allerdings nicht garantieren, dass auf Verwaltungsebene nicht Querschnittsaufgaben zusammengelegt würden. "Es sind keine Kündigungen vorgesehen, es kann aber nicht ausgeschlossen werden, dass Arbeitsplätze von Offenburg nach Kehl oder umgekehrt wandern können."
Im Mai soll der Verwaltungsrat des Paul-Gerhardt-Werkes über das Projekt entscheiden. "Bislang ist nur eine Absichtserklärung der beiden Verwaltungsräte unterschrieben worden", betont Christoph Jopen. Dann entscheide die Mitgliederversammlung der Diakonie, im Juli 2017 könne der Vertrag unterzeichnet werden.

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