Waldbrandgefahr in Ortenau
Besorgniserregend trockene Böden

Aufgrund der Trockenheit in den Wäldern kann es bei unachtsamen verhalten schnell zu einem Flächenbrand kommen wie im vergangenen Jahr in Offenburg.  | Foto: Archivfoto: Feuerwehr Offenburg
  • Aufgrund der Trockenheit in den Wäldern kann es bei unachtsamen verhalten schnell zu einem Flächenbrand kommen wie im vergangenen Jahr in Offenburg.
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Ortenau (mak). Auch wenn Baden-Württemberg kein ausgesprochenes Waldbrandland ist, birgt die Trockenheit in den Ortenauer Wäldern trotzdem gewisse Gefahren. Am vergangenen Donnerstagnachmittag kam es in Schuttertal zu einem größeren Flächenbrand am Hang, welcher sich Richtung Wald ausbreitete. Auch wenn laut Polizei die Ursache noch nicht geklärt ist, gilt für den Ortenaukreis mit seinen drei Stationen in Ohlsbach, Lahr und Wolfach für die Vorhersage des Waldbrandgefahrenindexes momentan die Gefährdungsklassifikation drei, wobei eins eine sehr geringe und fünf eine sehr hohe Gefahr bedeutet. "Der Index gibt allerdings nur bedingt Auskunft über die tatsächlich bestehende Gefahr vor Ort, da beispielsweise Geländeexposition, Bodentyp und andere Faktoren nicht ausreichend berücksichtigt werden", erklärt Hans-Georg Pfüller, Waldwirtschaftsamtsleiter beim Ortenaukreis, auf Nachfrage der Guller-Redaktion. An den Südhängen könne beispielsweise schon von einer deutlich höheren Gefahr ausgegangen werden.

Die Ursachen für eine erhöhte Waldbrandgefahr sei ein Zusammenspiel mehrerer Faktoren. "In den vergangenen Wochen hat es wenig bis gar nicht geregnet. Der Deutsche Wetterdienst hat den Winter 2021/2022 zwar als milden und zugleich niederschlagsreichen Winter mit viel Sonnenschein beschrieben, aber dies ist eben nur ein Durchschnittswert für ganz Deutschland. Schaut man sich die 'Klimatische Wasserbilanz' des Deutschen Wetterdienstes an, wird deutlich, dass wir allein schon hier in der Ortenau erhebliche regionale Unterschiede haben: Höhere Lagen haben in den Wintermonaten eine ganz ordentliche Wasserversorgung gehabt, während die Niederschlagsmengen im Rheintal und der Vorbergzone und den unteren Schwarzwaldlagen nur bei etwa einem Drittel bis einem Viertel der jahreszeitlich üblichen Niederschlagsmenge lag", betont Pfüller. Die warme Luft habe zudem Waldboden, umherliegende Äste und Laub ausgetrocknet, sodass Feuer schnell entfachen könne.

Trockenjahre

 
Auch die relativ hohen Niederschlagsmengen aus dem vergangenen Sommer haben keinen positiven Effekt mehr auf die Waldbrandgefahr. Der Regen des vergangenen Jahres genüge keinesfalls, um die Defizite der Trockenjahre auszugleichen, so Pfüller. Und weiter: "Besonders tiefere Bodenschichten wurden kaum bis gar nicht vom aufkommenden Niederschlag erreicht." Pfüller verweist zudem auf den Dürremonitor des Helmholtz-Instituts, der für ganz Deutschland die Feuchtigkeitsverhältnisse in verschiedenen Bodentiefen beschreibt. "Im Gesamtboden bis zu einer Tiefe von 1,8 Metern weist dieser Dürremonitor für das Rheintal und die westlichen Randlagen des Schwarzwaldes eine ausgeprägte Trockenheit aus, teilweise sogar eine extreme Dürre. Im Oberboden ist diese Situation derzeit noch kritischer", führt Pfüller aus. Und weiter: "Das bedeutet einerseits, dass die Böden in unseren Wäldern schon jetzt besorgniserregend trocken sind und andererseits, dass unsere Wälder mit einer richtig schlechten Wasserversorgung in die neue Vegetationsperiode starten!"

Aufgrund der Trockenheit der Wälder müssten Besucher bei ihren Aktivitäten im Wald jetzt besonders umsichtig handeln, rät der Waldwirtschaftsamtsleiter. Grillen dürfe nur an den dafür eingerichteten Plätzen erfolgen und auch nur dann, wenn keine akute Waldbrandgefahr bestehe.

Für Waldbesitzer sei die Situation besonders schwierig, so Pfüller. "Sie müssen sich nicht nur mit der aktuellen Waldbrandgefahr, sondern auch mit den klimatischen Entwicklungen unserer Zeit und deren Folgen für unsere Wälder intensiv auseinandersetzen. Gemeinsam mit ausgebildeten Forstleuten erarbeiten sie schon lange mögliche Strategien, um ihre Wälder möglichst klimastabil zu gestalten und auf derartige Extremereignisse vorzubereiten, beispielsweise durch das aktive Einbringen und Fördern von Laubbäumen", so Waldwirtschaftsamtsleiter Hans-Georg Pfüller abschließend.

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