Tag der Organspende am 3. Juni
Eine Entscheidung, die Leben retten kann

Organspender können Leben retten. | Foto: BZgA/Hardy Welsch

Ortenau Organspender zu werden, ist in Deutschland einfach: "Man muss nur seine Bereitschaft dazu dokumentieren", sagt Dr. Michael Koob, Leitender Oberarzt Anästhesiologie und Operative Intensivmedizin sowie Transplantationsbeauftragter am Ortenau Klinikum. Etwa in einer Patientenverfügung oder indem man einen Organspendeausweis ausfüllt.

Angehörige mitnehmen

"Auf jeden Fall sollte man seinen Angehörigen seine Entscheidung mitteilen", so der Mediziner. "In 50 Prozent aller Fälle sind diese gar nicht informiert." Liegt dann im Ernstfall der Spenderausweis nicht vor, müssten die Angehörigen ihre Zustimmung erteilen. "Und das in einer schwierigen Situation", wirbt der Arzt dafür, offen mit dem Thema umzugehen. Aktuell ein neuer Trend bei Fans von Tattoos: Sich ein Symbol, das für Bereitschaft zur Organspende steht, stechen lassen. Die Idee dahinter: So könnten Rettungskräfte diese schneller erkennen. "Das ist ein bisschen Aktionismus", findet Dr. Koob. "Ob jemand bereit ist, Organe zu spenden oder nicht, spielt bei der Behandlung eines Patienten keine Rolle. Deshalb ist der Vorteil, dies noch etwas früher zu wissen, nur gering." Zudem: Wer seine Meinung in Bezug auf eine mögliche Weitergabe seiner Organe ändere, müsse den klassischen Ausweis nur entsorgen. "Ein Tattoo zu entfernen, ist wesentlich aufwändiger", mahnt der Arzt.

Grundsätzlich darf jeder Mensch Organe spenden. Eine Altersbeschränkung gibt es nicht. "Die Organe müssen funktionieren", so der Spezialist, deshalb werde dies stets überprüft. Die Hürden für eine Organentnahme sind in Deutschland hoch: "Die Grundvoraussetzung ist, dass eine akute schwere Schädigung des Gehirns, die zu einem irreversiblen Hirnfunktionsausfall führt, diagnostiziert wird. Solange der sogenannte Hirntod nicht festgestellt wurde, ist eine Organspende nicht möglich." Gleichzeitig müsse aber garantiert sein, dass die Organe weiter durchblutet würden. Denn der passende Empfänger muss erst gefunden werden. Der Weg in Deutschland: Die potentielle Organspende wird an die Deutsche Stiftung Organspende (DSO) gemeldet. Dazu gehören Angaben wie Alter und Größe des Spenders, Blutgruppe und Gewebetypisierung. Die DSO meldet dies an Eurotransplant, eine Stiftung, deren Mitglieder Deutschland, Belgien, Luxemburg, Niederlande, Österreich, Ungarn, Kroatien und Slowenien sind, wo der Empfänger gesucht wird.

Zustimmung oder Widerspruch

Während in Deutschland einer Organspende zugestimmt werden muss, muss in andern Ländern aktiv widersprochen werden. Ansonsten gilt man automatisch als potentieller Spender. Michael Koob glaubt nicht, dass allein mit einer Änderung dieser Voraussetzung die Zahl der Organspenden hierzulande steigen wird. "In Spanien ist es gelungen, eine andere Kultur zu etablieren. Das beginnt bei der Akzeptanz in der Bevölkerung und endet in den Abläufen des medizinischen Betriebs, die eine mögliche Organspende immer im Blick haben. Das ist hierzulande nicht der Fall."

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