Protestaktion am 14. Juni
Pharmazeuten fürchten um ihre Existenz

Neben den Lieferengpässen von Medikamenten stehen das Apothekerhonorar sowie ausufernde Bürokratie im Zentrum des Protesttags. | Foto: Foto: ag
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Ortenau Ob Nasenspray, Aspirin oder ein verschreibungspflichtiges Medikament: Nichts davon wird am kommenden Mittwoch über die Ladentheke gehen. Denn die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) hat zum Protesttag aufgerufen. Auch in der Ortenau bleiben an diesem Tag nahezu alle rund 90 Apotheken geschlossen. Lediglich in der jeweiligen Notdienstapotheke sind dann Arzneimittel zu erhalten. Die Apothekerschaft reagiere laut ABDA damit auf die gesundheitspolitischen Entscheidungen der Bundesregierung. Im Mittelpunkt des Protests: die seit Jahren bestehende Unterfinanzierung, Lieferengpässe, Personalnot und überbordende Bürokratie.

"Wir wollen auch in Zukunft für unsere Kunden da sein und mit dem Protesttag aufzeigen, was passiert, wenn die Apotheke vor Ort schließen muss, weil es sich wirtschaftlich nicht mehr lohnt", hofft Klaus Haaß, Apotheker in Offenburg und Sprecher des Notdienstturnus, auch im Namen seiner Kollegen auf Verständnis in der Bevölkerung. Seit über zehn Jahren habe der Staat das Honorar der Apotheker, das die laufenden Kosten abdecken soll, nicht mehr angepasst, zuletzt sogar um 23 Cent gekürzt. "Damit sind wir komplett von allen anderen Branchen abgekoppelt. Das ist nicht nur ungerecht, sondern existenzbedrohend", ist Haaß mit Blick auf die Inflation sowie steigende Kosten für Miete, Strom und Heizung empört.

Fehlende Medikamente

Zusätzlich ersticke man an Bürokratie, die die Krankenkassen auferlegen würden, und ewigen Diskussionen um Rabattverträge und drohende Strafzahlungen, nicht zuletzt aufgrund fehlender Medikamente. "Allein die Suche nach Alternativen zu fehlenden Medikamenten, die Rücksprachen mit dem Arzt und die Dokumentation dessen kosten uns rund 20 Arbeitsstunden pro Woche, die personell erst einmal gestemmt werden müssen", so Haaß. Die hierfür angekündigte Entschädigung seitens der Regierung von 50 Cent pro Stunde bezeichnet der Apotheker schlicht als Unverschämtheit. "Abgesehen von unseren Verdienstausfällen pro nicht verkauftem, weil nicht lieferbarem Medikament, ist es wirklich kaum vorstellbar, dass in einem Industrieland wie Deutschland seit Monaten wichtige Medikamente für Kinder oder Krebspatienten fehlen", betont Klaus Haaß. Er selbst und alle am Streik beteiligten Kollegen hoffen, mit dem Protesttag endlich Gehör in der Politik zu finden und damit das Apothekensterben zu stoppen. Allein in den vergangenen 15 Monaten mussten in Deutschland über 500 Apotheken schließen.

Neben den Lieferengpässen von Medikamenten stehen das Apothekerhonorar sowie ausufernde Bürokratie im Zentrum des Protesttags. | Foto: Foto: ag
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