Beispiele gegen Skepsis bei Impfung
"Verantwortung gegenüber Gesellschaft"

Die Skepsis vor den Vakzinen ist bei Migranten hoch. | Foto: mak

Ortenau (gro). Noch nie war es leichter, sich gegen das Coronavirus impfen zu lassen als im Augenblick. In den Impfzentren in Offenburg und Lahr müssen keine Termine vereinbart werden, das Landratsamt Ortenaukreis bietet im August weiterhin Spontanimpfungen durch mobile Impfteams in den Fußgängerzonen von Offenburg und Kehl sowie im Schwarzwälder Freilichtmuseum Vogtsbauernhof in Gutach an. Stand 25. Juli haben 249.371 Menschen (57,6 Prozent) in der Ortenau ihre erste Impfung erhalten. Von ihnen genießen 215.927 (49,9 Prozent) bereits einen vollständigen Impfschutz. 183.209 Ortenauer (42,2 Prozent) waren zu diesem Zeitpunkt nach Angaben des Landratsamtes noch nicht geimpft.

Afghanischer Freundeskreis

"Ich habe mich impfen lassen, weil es nötig ist", sagt Ahmadi Sediqa vom Afghanischen Freundeskreis & Solidarität Afghanen Ortenau. Der Verein hatte gemeinsam mit der Stadt Offenburg eine Veranstaltung angeboten, in deren Rahmen sich Menschen mit Migrationshintergrund impfen lassen konnten. Natürlich nahm die Initiatorin das Angebot selbst in Anspruch. "Ich schütze nicht nur meine, sondern auch die Gesundheit anderer mit der Impfung", ist sie sich sicher. Sie schildert, dass gerade bei Menschen aus dem arabischen Kulturkreis die Skepsis gegenüber den Impfungen groß sei. "Auf arabischen Internetseiten gibt es viele Falschinformationen", so Ahmadi Sediqa. "Deshalb haben viele Menschen Angst davor." Diese Angst will sie ihnen durch persönliche Gespräche nehmen. "Ich spreche mit allen darüber und versuche sie mit Fakten zu überzeugen." In vielen Fällen gelingt ihr das. Bei der Impfaktion in Offenburg nahmen 170 Menschen das Angebot wahr. "Meine ganze Familie ist mittlerweile geimpft. Covid-19 ist viel schlimmer als die Impfung", ist die engagierte Frau überzeugt. Die psychologische Beraterin arbeitet für den Dolmetscherpool in der Ortenau. "Ich stelle immer wieder fest, dass Menschen mit Migrationshintergrund an der Sprachbarriere scheitern. Die Veranstaltung der Stadt war eine tolle Sache, weil sich alle informieren konnten."

Skepsis wegen fehlender Informationen

Auch für den aus dem Iran stammenden Belal Armand, frisch diplomierter Molekularbiologe, der in Furtwangen studiert und in Willstätt lebt, hat die Zurückhaltung gegenüber dem Impfangebot mit der Sprache zu tun. "Viele Migranten sprechen kein Deutsch, aber wenigstens Englisch", erklärt er. Auch er wurde im Rahmen einer speziellen Veranstaltung der Gemeinde Willstätt geimpft. "Ich halte die Impfung für die einzige Möglichkeit, uns vor Corona zu schützen", macht er deutlich. Wie Ahmadi Sediqa hat er festgestellt, dass es fehlende Informationen sind, die die Menschen skeptisch werden lassen. Mit seinen Bekannten diskutiert er häufig darüber, ob die Impfung sinnvoll ist: "Ich ärgere mich, wenn Menschen so ein Angebot nicht wahrnehmen, wir haben doch eine Verantwortung der Gesellschaft gegenüber."

Syrischer Freundeskreis

"Ich bin 57 Jahre und habe Bluthochdruck, ich gehöre also zu einer Risikogruppe für einen schweren Verlauf", erklärt Dr. Ali Kheto. "Außerdem bin ich Arzt. Für mich ist es sehr wichtig, durch die Impfung geschützt zu sein." Er ist im Syrischen Freundeskreis Offenburg engagiert und macht sich dort stark dafür, dass das Impfangebot wahrgenommen wird. "Viele Mitglieder unserer Gruppe bekommen falsche Informationen", ärgert er sich. "Im Internet kursieren viele Behauptungen, die stammen aber nicht von qualifizierten Fachleuten." Sein Ziel: Die Menschen sachlich aufzuklären und für die Impfungen zu gewinnen. "Ich rate jedem sich impfen zu lassen, es ist wichtig."

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