Serie "Blickpunkt Polizei"
Bei der Kriminaltechnik zählt jedes Detail

Nur Abfall oder sind Spuren auf den Flaschen, Dosen und Bonbonpapierchen zu finden, die den Einbrecher identifizieren? In der Spusi wird alles genau untersucht. | Foto: Glaser
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  • Nur Abfall oder sind Spuren auf den Flaschen, Dosen und Bonbonpapierchen zu finden, die den Einbrecher identifizieren? In der Spusi wird alles genau untersucht.
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Ortenau (ag) Alle sprechen nur von "der Polizei". In unserer neuen Serie "Blickpunkt Polizei" möchten wir zeigen, wie vielfältig ihre Aufgaben sind. Die Guller-Redaktion durfte dafür beim Polizeipräsidium Offenburg einen Blick hinter die Kulissen werfen. Den Serienauftakt bildet heute der Besuch bei der Kriminalinspektion 8.

Die Spusi

Der offizielle Name lautet Kriminaltechnik (KT), Fans von TV-Krimis wahrscheinlich besser bekannt als Spusi, die Kurzform für Spurensicherung. "So nennen uns auch die meisten Kollegen hier in Offenburg", verrät Kriminalhauptkommissar Aaron Tidemann lachend. Wenn es auf Spurensuche geht, sind übrigens keineswegs nur Polizisten im Einsatz. Eliane B. ist Chemie-, ihre Kollegin Tanja K. Biologielaborantin. Die beiden kriminaltechnischen Assistentinnen arbeiten ebenfalls am Tatort. So manches muss dann aber im Labor untersucht werden, zum Beispiel Flaschen, aus denen der Täter getrunken hat. Mit speziellen Verfahren kann dort einiges sichtbar gemacht werden. Wird dann tatsächlich ein Fingerabdruck gefunden, und sei es auch nur ein Teil davon, oder sogar DNA gesichert, wird das Beweisstück zur Auswertung zum Landeskriminalamt geschickt.

Im OP dabei

"Jeder Täter hinterlässt Spuren", so die Erfahrung von Tidemann. "Wir sind die Spezialisten, diese zu finden." Dazu müsse man vor Ort versuchen, das Geschehene zu rekonstruieren, ja, sich in den Täter hineinversetzen. Wo könnte er entlang gegangen sein? Was angefasst haben? Wie ist er geflüchtet? Überall auf seinem Weg zum und vom Tatort weg könnten sich Spuren finden. Manchmal ist es nur eine Winzigkeit, die den Täter überführt.
"Einmal musste ich mit in den Operationssaal, weil das Messer im Bauch des Opfers steckte. Ich habe dann dafür gesorgt, dass an der Tatwaffe keine Spuren verloren gehen und gleich den Griff verpackt", erzählt Tidemann.
Man braucht nicht viel Fantasie, um sich vorzustellen, dass die Spurensuche mitunter recht unappetitlich sein kann. Es ist nicht immer schön, was die Spusi zu sehen und zu riechen bekommt. Vor allem wird sie auch mit menschlichem Leid unmittelbar konfrontiert. Wenn ältere Menschen verzweifelt sind, weil Einbrecher ihre ganzen Ersparnisse beziehungsweise Erinnerungsstücke mitgenommen haben. Oder im Gegenteil nichts Interessantes fanden und aus Wut alles kurz und klein schlugen. Und dann gibt es natürlich die Begegnung mit dem Tod.

Professionalität

"Mir hilft in belastenden Situationen ein professionelles Ablaufschema", sagt Tanja K., "ich konzentriere mich ganz auf die notwendigen Arbeitsschritte". Eliane B. ergänzt: "Ich weiß, es hilft dem Opfer oder den Hinterbliebenen, wenn ich feststelle, was wirklich geschehen ist." Um das Erlebte zu verarbeiten, kann sich jeder bei Bedarf an den psychosozialen Dienst wenden. Besonders wertvoll empfindet Tanja K. den Austausch mit den Kollegen: "Wir sind ein tolles Team." Bei den rund 25 Mitarbeitenden an zwei Standorten kann sich wirklich jeder auf den anderen verlassen – fachlich und menschlich.
Das ist in belastenden Situationen wichtig, aber ebenfalls im normalen Alltag angenehm. Und Letzterer wird im Polizeipräsidium glücklicherweise nicht nur durch schaurige Verbrechen geprägt. Es werden auch einfach "nur" Urkunden auf Echtheit geprüft, am Tatort zurückgelassene Bonbonpapierchen untersucht oder Verdächtige erkennungsdienstlich behandelt. Aber immer gilt: "Jedes Detail zählt. Jeder Täter hinterlässt Spuren. Wir sind die Spezialisten, diese zu finden."

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