Fußnote
Landesmütter und Mamas

Tja, morgen ist es vorbei mit dem süßen Leben. Die Schule beginnt auch in Baden-Württemberg wieder. Was bin ich froh, dass ich kein Kind mehr im schulpflichtigen Alter habe. Ich muss mich nicht mehr damit plagen, mit ungeschickten Fingern Bücher einzubinden oder panisch morgens den zweiten Turnschuh zu suchen. Vorbei sind glücklicherweise auch die Zeiten, in denen ich verlegen stotternd vor meinem empörten Kind rechtfertigen musste, warum es den Dreisatz lernen soll, ich selbst aber vergessen habe, wie dieser funktioniert.

Die Schulzeit der eigenen Kinder kann für Eltern eine harte Prüfung sein. Hinzu kommen die vielen schweren Grundsatzentscheidungen. Kann es seine Leistungen im Sportunterricht mit Marken-Turnschuhen steigern oder tut es die No-Name-Variante auch? Soll ich wegen der Fünf im Mathetest meiner Tochter verbal die Ohren langziehen oder lieber ihrer Lehrerin Dr. Klabauke-Lüdenscheidt, weil diese den Stoff nicht richtig vermittelt hat? Und nicht zu vergessen die Frage nach der richtigen Schule: Dabei können Eltern unglaublich viel falsch machen. Damit meine ich jetzt nicht alleine in Bezug auf das eigene Kind. Die falsche Schulwahl kann auch den eigenen Ruf ruinieren.

Prominentes Beispiel ist hier gerade Manuela Schwesig. Die Ministerpräsidentin von Mecklenburg-Vorpommern schickt ihren Sohn jetzt nämlich auf eine Privatschule. Nun finde ich persönlich an Privatschulen nichts Verwerfliches. Im Gegenteil, meine Tochter hat ihr Abitur auf einer katholischen Klosterschule gemacht. Bevor sie mich verklagt oder gar zur Adoption freigibt, sei klargestellt: Damit wollte ich ihr keine himmlische Protektion erkaufen, das hatte sie natürlich nicht nötig. Im Nachgang muss ich aber doch festhalten, dass es für Schüler, die mal ihre Hausaufgaben vergessen haben, kein Nachteil ist, wenn sich Lehrkräfte der christlichen Vergebung verpflichtet fühlen.

Religion spielte beim "Schwesig-Skandal" aber wohl keine Rolle. Die umstrittene Privatschule liegt rein zufällig bei Schwesigs um die Ecke. Das spart Jung-Julian 15 Minuten Schulweg. Einzig deshalb hat sich seine Mama Manuela für diese entschieden, sagt sie. Klar, alle anderen Vorteile muss man dann halt zähneknirschend in Kauf nehmen.

Einer Landesmutter mag man so etwas übel nehmen. Ich freue mich aber für Julian, dass seine Interessen nicht auf dem Altar der vermeintlich politischen Korrektheit geopfert werden.
Anne-Marie Glaser

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