Nachgefragt bei Georg Schilli
Modernste Technik für die Kitzrettung

- Georg Schilli von der Kitzrettung Ortenau mit einem geretteten Kitz
- Foto: privat
- hochgeladen von Matthias Kerber
Alles Wichtige zur momentanen Kitzrettung in der Ortenau verrät Georg Schilli, Vorsitzender der Kitzrettung Ortenau.
Wie werden die Kitze aufgespürt?
Wir nutzen die moderne Technologie der Wärmebilddrohnen. Da die Kitze auf ihrer Felloberfläche 20 bis 25 Grad Celsius warm sind, heben sie sich gegen eine kühlere Umgebung sehr gut ab. Daher fliegen wir auch am frühen Morgen bis in den Vormittag. Da sind die Wiesen noch schön kühl. Wir finden an die 100 Prozent, übrigens auch Junghasen und Gelege von Bodenbrütern wie Fasanen und Enten, die wir ebenfalls aus der Gefahr entfernen. Ideal ist, wenn der Landwirt bald darauf mäht. Kitze, die wir aus der Wiese gebracht haben, werden sicher in einem Karton in den Schatten gelegt. Sie müssen ja alle zwei bis drei Stunden gesäugt werden.
Warum ist die Kitzrettung so wichtig?
Rehkitze haben einen angeborenen Duckreflex: Sie drücken sich bei Gefahr tiefer ins Gras und verharren reglos. Das hilft vielleicht gegen Fressfeinde, aber nicht gegen Mähwerke. Dagegen haben sie keine Chance. Erst im Alter ab einem Monat flüchten sie mit ihrer Mutter. Das Tierschutzgesetz wertet das Verletzen und Töten von Tieren ohne vernünftigen Grund als Straftat, und die Gerichte sind sich einig, dass der Verursacher, nämlich der, der mäht, alles Zumutbare tun muss, um das zu vermeiden. Im übrigen hat der Landwirt kein Interesse an Aas in seinen Silo- oder Heuballen. Da ist eine tödliche Gefahr für seine Nutztiere! Auch der Jäger kommt durch die Wildtierrettung vor dem Mähtod seiner Hegeverpflichtung nach. Daher sind bei der Kitzrettung viele Jäger dabei, aber auch viele Tierfreunde aus allen Schichten sind bei uns aktiv.
Wie viele Kitze konnten Sie in 2024 bisher retten?
In diesem Jahr haben wir mit 25 Drohnenteams in der Ortenau schon über 100 Kitze gerettet. Aber die Saison beginnt ja erst. 70 Prozent der Kitze werden bei uns um Mitte bis Ende Mai gesetzt. Im trockenen Sommer 2024 haben wir auf fast 5.000 Hektar 1.000 Kitze ortenauweit vor Verstümmelung oder Tod bewahrt. Bundesweit waren es über 30.000. Und dieses Jahr sieht so aus, dass wir noch mehr retten werden: Immer mehr Landwirte melden sich bei uns. Wir sind ausschließlich ehrenamtliche Helfer, finanzieren uns mit Beiträgen der Jägervereinigungen und über Spenden. Eine sichere und bequeme Neuerung im Ablauf ist, dass mit einem Klick auf der Startseite unserer Homepage unter kitzrettung-ortenau.de ab spätestens 20 Uhr alle Mähwiesen, die für den folgenden Morgen für Kontrollflüge vorgesehen sind, einsehbar sind.
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