Eine Frage, Frau Precht
Vorsätze sind Ziele

Psychologin und Autorin Anke Precht | Foto: Markus Dietze
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Ortenau. Alle Jahre wieder fassen wir Vorsätze für das neue Jahr. Warum man das machen sollte und wie man sie erfolgreich umsetzen kann, verrät Psychologin und Autorin Anke Precht im Gespräch mit Guller-Redakteur Matthias Kerber.

Sollten überhaupt Vorsätze für das neue Jahr gefasst werden?
Unbedingt! Vorsätze sind Ziele und Ziele geben unserem Denken und Handeln eine Richtung. Der Jahreswechsel symbolisiert die Möglichkeit zum Kurswechsel oder sogar Neuanfang – wie wenn man ein neues Buch aufschlägt, in das noch nichts geschrieben ist. Deshalb eignet sich gerade der Jahreswechsel für neue Ziele besonders gut – wenn sie richtig gefasst werden.

Warum scheitern wir immer wieder an der Umsetzung?
Umfragen zeigen ja, dass nicht einmal 20 Prozent aller Vorsätze dann auch wirklich umgesetzt werden. In Anbetracht dieser schlechten Quote entsteht bei vielen Menschen der Eindruck, dass Vorsätze fassen doch nichts bringt. Das stimmt aber nicht. Die meisten Vorsätze scheitern nämlich aus guten Gründen und in den seltensten Fällen ist es die Motivation oder der Wille. Meistens werden Vorsätze zu global, zu krass und zu wenig konkret gefasst. Das Ziel 20 Kilogramm abzunehmen reicht nicht, um das Ziel auch zu erreichen. Wer nicht überlegt, wie er das konkret machen will, schon einen Plan fasst, einschließlich Rückfallprophylaxe, wird meistens scheitern und in alte Gewohnheiten zurückfallen. Deren Macht wird meistens unterschätzt.

Welche Tipps haben Sie, um gute Vorsätze erfolgreich zu realisieren?
Wer einen Vorsatz erfolgreich realisieren will, ist gut beraten, schon eine Strategie auszuarbeiten, die möglichst viele kleine gute Gewohnheiten einführt. Ich möchte morgens joggen gehen, weiß aber, dass ich bei Regenwetter gerne im warmen Bett liegenbleibe? Dann reicht es nicht, den Wecker zu stellen. Die Schritte raus in den Regen müssen möglichst einfach sein. Die Joggingschule mitten in den Flur stellen, dass ich sie auch ja sehe, notfalls sogar in der Laufunterwäsche schlafen, damit ich nicht in aller Herrgottsfrühe mühsam meine Sachen suchen muss und aufgebe, bevor ich aus der Tür komme. Die Bitte an den Lieblingsmenschen, mich zu erinnern, oder ein Vertrag mit einem Freund für den Fall, dass ich mal „schwänze“. Unterwegs die Planung überprüfen und schauen, ob meine Strategie klappt. Notfalls die Strategie ändern, bis ich gute neue Gewohnheiten gefunden habe, die mein Ziel unterstützen. Und einen klaren Plan fassen, falls ich doch aus dem Tritt komme, zum Beispiel, weil ich in Quarantäne muss oder mal geschwänzt habe.

Fassen Sie selbst gute Vorsätze zum Jahreswechsel? Wenn ja, welche?
Ja! Natürlich lasse ich mir diese Gelegenheit nicht entgehen! Mein Vorsatz für 2022: Mit meinem Sportprogramm an die Zeit vor Corona anknüpfen. Einiges von dem, was ich damals gemacht habe, wurde durch die Pandemie unmöglich. Als Ergebnis habe ich mich in den vergangenen eineinhalb Jahren zu wenig bewegt. Nun bin ich dabei auszuarbeiten, was genau ich tun werde, um wieder richtig fit zu werden, egal, wie sich die äußerem Umstände entwickeln. Also ein klarer Plan: was, wann, wie, wie lange und wie oft. Konkret und realistisch.

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