Das rät Psychologin Anke Precht
Wenn der Kopf nicht Urlaub machen will

- Anke Precht
- Foto: Markus Dietze
- hochgeladen von Anne-Marie Glaser
Ortenau Urlaub oder auch lediglich Feierabend – der Körper ruht auf dem Liegestuhl, nur der Kopf will nicht abschalten. Viele kennen die Situation, wenn die Gedanken immer weiter um berufliche Probleme kreisen.
Stress statt Erholung
"Das ist schlecht", weiß die Offenburger Psychologin Anke Precht. "Erstens löst die gedankliche Beschäftigung mit Themen, die belasten, Stress im Körper aus – und zwar unabhängig davon, ob wir uns im Sinn einer guten Lösung mit den Themen aktiv beschäftigen oder sie nur im Kopf hin und her wälzen." Denn das bedeute Stress am Feierabend statt Erholung. Und zweitens: "Wenn wir in Gedanken bei der Arbeit sind, sind wir eben nicht präsent im Hier und Jetzt. Wir verpassen also außerdem das Leben. Wenn wir nicht präsent sind, fühlen wir uns nicht lebendig. Wir werden unzufrieden, fühlen uns vielleicht leer."
Meditation
Ihre Empfehlung, um aus dem negativen Gedankenkarussell wieder herauszukommen: "Langfristig hilft es, regelmäßig zu meditieren. Dabei reichen fünf Minuten täglich, in denen man den Geist trainiert, bei einer Sache zu bleiben. Zum Beispiel bei der Atmung. Das hilft, das Gehirn so umzubauen, dass es nicht so schnell irgendwohin abdriftet, wo man gar nicht hinmöchte." Außerdem unterstützt uns tägliche Meditation dabei, unsere Gefühle zu regulieren. "Taucht eine Schwierigkeit auf, für die man noch keine Idee hat, bleibt man gelassen. Dann drehen sich auch die Gedanken nicht mehr", erklärt die Psychologin. Als kurzfristige Hilfestellung rät Anke Precht, darauf zu achten, das Nervensystem in den Ruhemodus zu bringen. Dafür sei jede Art von Sport perfekt. Das gelte ebenfalls für den Aufenthalt in der Natur: "Wie gut das tut, können Hundebesitzer bestätigen, die beim abendlichen Spaziergang im Wald wunderbar zur Ruhe kommen."
Aber eines ist auch klar: Unerledigte Baustellen, offene Entscheidungen oder schwelende Konflikte können nicht wegmeditiert werden, sondern müssen laut Precht natürlich konkret angegangen werden.
Rufbereitschaft
Was das reine Abschalten anbelangt, empfiehlt sie, die Dinge, die zur Arbeit gehören, auch dort zu lassen. Dabei hilft: "Den Schreibtisch aufzuräumen. Alles notieren, woran man am nächsten Tag denken soll. Dann ist es aus dem Kopf. Vielleicht hilft es, ein kleines Ritual durchzuführen, das für einen persönlich Feierabend bedeutet." Eine Empfehlung, was im Urlaub zu vermeiden ist, gibt es laut Precht nicht. Wer seinen Kopf gut steuern kann, für den sei es kein Problem, morgens eine halbe Stunde Mails zu beantworten: "Vorausgesetzt, danach denke ich nicht mehr daran." Dann sei es eher entlastend zu wissen, man müsse bei der Rückkehr nicht 400 Mails beantworten. "Meine Empfehlung aber, wenn es irgendwie geht: Keine Rufbereitschaft im Urlaub. Wenn ich weiß, es könnte jederzeit ein Kollege anrufen, ist es mit der Erholung schwer."
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