Marwein und Seifert in Bad Peterstal-Griesbach
Vier große "D" im Fokus

Bürgermeister Meinrad Baumann (v. l.), daneben Thomas Marwein, dahinter rechts Maren Seifert, Landtagskandidatin, sowie Investor Hans Schmelzle | Foto: Wahlkreisbüro Thomas Marwein
  • Bürgermeister Meinrad Baumann (v. l.), daneben Thomas Marwein, dahinter rechts Maren Seifert, Landtagskandidatin, sowie Investor Hans Schmelzle
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Bad Peterstal-Griesbach (st) Bei einem Gemeindebesuch in Bad Peterstal-Griesbach tauschten sich der Grüne Landtagsabgeordnete Thomas Marwein und die nominierte Landtagskandidatin Maren Seifert mit Bürgermeister Meinrad Baumann über aktuelle kommunale Themen aus. Bad Peterstal-Griesbach sei ein besonderer Ort im Landtagswahlkreis Offenburg, denn er habe auf seiner Gemarkung mit 971 Höhenmeter den höchsten Punkt des Wahlkreises und er ist Nationalparkgemeinde, so der Grüne Landtagsabgeordnete in einer Pressemitteilung. Damit verbunden seien besondere infrastrukturelle Herausforderungen, wie zum Beispiel die verkehrliche Anbindung seit dem Aus des Zubringerbusses vom Bad Griesbacher Bahnhof über den Dollenberg und die von Hotelier Meinrad Schmiederer gebaute Straße bis zur Kniebissteige. Aufgrund der ausgelaufenen Förderung werde derzeit auch die Buslinie Freudenstadt/Baden-Baden nicht mehr erreicht. Bürgermeister Baumann fordert: „Bad Peterstal-Griesbach war offen für die Nationalparkerweiterung und wir haben dieser zugestimmt. Nun müssen aber Land und Kreis auch gemeinsam mit finanzieller Unterstützung Sorge dafür tragen, dass der Nationalpark spätestens zum Fahrplanwechsel 2026 wieder gut angebunden wird.“

Ansonsten beschäftigen ihn derzeit besonders „die vier großen D: Demokratie, Demographie, Digitalisierung und Dekarbonisierung“. Bürgermeister Baumann, der bei den kommenden Wahlen nicht mehr antritt, sehe die große Gefahr eines Backlashs, einer „Rolle rückwärts“ durch Demokratiefeinde, die immer offener agierten. Hinsichtlich der Demographie stehe man beispielsweise in Sachen Fachkräftemangel vor ähnlichen Schwierigkeiten wie andere Kommunen, für die Jüngsten gäbe es indes erfreuliche Entwicklungen mit dem Umbau des denkmalgeschützten Vereinshauses zur Kita. Bei der Digitalisierung mit der Breitband Ortenau und der Dekarbonisierung sehe man sich ebenfalls gut aufgestellt: Die Gemeinde betreibt eine Hackschnitzelanlage für sieben öffentliche Gebäude in Bad Peterstal, das Bad Griesbacher Kurhaus wird mit Abwärme geheizt, das Schwimmbad primär solar und: „Das bislang einzige große Windrad im Renchtal dreht sich seit über 20 Jahren erfolgreich in Bad Peterstal-Griesbach!“

Das Thema Windkraft wurde dann auch im anschließenden Vorort-Termin an der Alexanderschanze mit Förster Maurice Mayer und dem privaten Investor Hans Schmelzle noch ausführlich erörtert. Der Investor, der gemeinsam mit dem E-Werk-Mittelbaden den Windpark noch weiter ausbauen möchte, würde gerne zwei weitere Windkraftanlagen bauen. Der Bürgermeister befürwortet aber nur eine zusätzliche Anlage – zu sehr befürchte die Bürgerschaft Beeinträchtigungen des Landschaftsbilds für den Tourismus, durch Lärm oder sonstige Emissionen beim Bau mehrerer Anlagen.

Deshalb forciere er einen Kompromiss mit begrenzter Nabenhöhe. Das vorhandene Windrad an der Alexanderschanze könne einem „Repowering“ unterzogen werden.

Im Fall von einer Standorterweiterung müsse die Infrastruktur durch die Investoren erweitert werden, was allerdings eine jeweilige Leistung von jeweils sechs Megawatt anstatt den bisherigen 1,5 Megawatt zur Folge hätte und den Stromertrag mit nur einem weiteren Windrad verachtfachten würde.

Bürgermeister Baumann befürworte dieses Vorhaben: „Die Gemeinde nimmt die Bedenken von Beherbergungsbetrieben ernst. Auch die des Hotels Dollenberg, das sich allerdings zwei Kilometer entfernt von der geplanten Windkraftanlage befindet. „Tourismus und Windkraft können miteinander in Einklang gebracht werden – es kommt auf den richtigen Standort an. Die Pacht oder Umsatzbeteiligung sowie die Gewerbesteuereinnahmen würden einen erheblichen Gewinn für die Gemeinde bedeuten. Wir haben uns schon in der Vergangenheit immer wieder als überzeugte Windkraftgemeinde gezeigt: Bad Peterstal-Griesbach ist der Windpark Hummelsebene GmbH als Gesellschafterin beigetreten und somit an einem Projekt der Kommunen Oberkirch und Durbach beteiligt. Nun hätten wir die Chance, auf unserer eigenen Gemarkung ein weiteres erfolgreiches Projekt umzusetzen. Die Bürger werden am 19. Oktober 2025 darüber entscheiden, ob wir entsprechende Flächen verpachten dürfen“.

Mehrere mögliche Standorte

Nahe der Alexanderschanze befänden sich mehrere mögliche Standorte, einer davon wäre am Beginn des neuen Höhenwegs. Investor Schmelzle sicherte zu, dass man den genauen Standort auch danach auswählen würde, wo der geringstmögliche Eingriff in Wald und Schutzgüter erfolgt. Förster Mayer räumte zwar ein, dass über Losungsfunde einzelne Individuen des Auerwildes auf dem Höhenzug der Alexanderschanze nachgewiesen worden seien und daher auch Habitatpflegemaßnahmen durchgeführt würden. „Ich halte jedoch eine Koexistenz von Windkraft und Auerhuhn für möglich – es gibt ja schon seit vielen Jahren ein Windrad und zudem eine stark befahrene Straße und trotzdem lebt das Auerhuhn hier. Der größte Feind des Auerhuhns sind nicht Windkraftanlagen, sondern Raubtiere wie Marder, Fuchs und Schwarzwild – oder die Störung durch den Menschen!“

Auch Thomas Marwein befürwortet die Erweiterung ausdrücklich: “ Wir brauchen eine sichere Energieversorgung. Glücklicherweise gibt es derzeit so viele Windkraftanträge in Baden-Württemberg wie nie zuvor. Wenn diese alle umgesetzt werden, haben wir das Ziel für das Land übererfüllt. Ich würde mich sehr freuen, wenn auch das Projekt hier an der Alexanderschanze realisiert würde, zumal die Beeinträchtigungen an diesem Standort gering wären. Als ehemaliger Ingenieur des Ortenauer Wasserwirtschaftsamts bin ich überzeugt davon, dass es keine Probleme für die hiesigen Quellen geben wird. Was das Landschaftsbild betrifft, so ist zudem zu konstatieren, dass es keinen Rechtsanspruch auf eine bestimmte unverbaute Sicht gibt. Ich wünsche der Gemeinde viel Erfolg für den weiteren Planungsprozess!“

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