1000 Tonnen Abfall durch den Gelben Sack

Obst und Gemüse stellten im Selbstversuch kein Problem dar. | Foto: Foto: gro
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Ortenau. 213.971 Tonnen Abfall wurden im Ortenaukreis für das Jahr 2014 verzeichnet, rund sechs
Prozent (12.423 Tonnen) davon fielen in den Gelben Sack. Monatlich
bedeutet das eine Produktion von rund 1000 Tonnen. „Davon wurden in den
vergangenen drei Jahren etwa 60 bis 65 Prozent im klassischen Sinn
recycelt, also wiederverwertet; ungefähr ein Drittel des Inhalts der
Gelben Säcke geht in die energetische Verwertung“, so Gabriele Schindler
vom Landratsamt Ortenaukreis. Genaue Zahlen für Kehl gibt es keine. Der
zuständige Entsorungsbetrieb ist im gesamten Ortenaukreis tätig und
differenziert bei den Abfallmengen nicht zwischen einzelnen Städten.

Im Rahmen der Nachhaltigkeitstage, zu denen die Landesregierung am 12. und
13. Juni aufruft, habe ich mich auf Grund dieser Zahlen in einem
Selbstversuch sieben Tage lang der Frage gewidmet, wie realistisch ein
Leben in Kehl ohne das Verursachen von Plastikmüll ist. Die
Aufgabenstellung: Eine Woche lang sollte darauf verzichtet werden, Müll
für den Gelben Sack zu produzieren.

Obst und Gemüse waren einfach zu bekommen. Auch Milch und Joghurt in Glasverpackungen mit
Pfand stellten keine Probleme dar. Als wirklich schwierig stellten sich
dagegen Fleisch-, Käse- und Fischwaren heraus. Dürfen Verkäufer an einer
Wursttheke ihre Waren ohne Umverpackung an Kunden verkaufen, die ihre
eigene Verpackung mitbringen? Eine Antwort gibt Jan Loewer, Leiter des
Amts für Veterinärwesen und Lebensmittelüberwachung beim Landratsamt:
„Grundsätzlich gibt es kein spezielles Verbot dieser Abgabepraxis.
Allerdings ist der Händler rechtlich verpflichtet sicherzustellen, dass
beim Befüllen der Behältnisse kein Eintrag von Schmutz, Keimen und so
weiter auf die vorrätig gehaltene Ware und den hygienisch rein zu
haltenden Bereich der Verkaufstheke erfolgt.“

Um seiner Verpflichtung nachzukommen, dürfe der Händler mitgebrachte Behältnisse
also nicht einfach zum Befüllen auf oder hinter der Theke annehmen.
„Vielmehr müsste er eine Möglichkeit zur hygienisch unproblematischen
Übergabe außerhalb der sauber zu haltenden Arbeitsflächen
beziehungsweise der Auslage mit unverpackten Lebensmitteln schaffen“, so
Loewer weiter. Wie diese Vorschrift konkret in die Praxis umgesetzt
wird, variierte. Während fremde Behältnisse in manchen Geschäften gar
nicht befüllt werden, gibt es in anderen die Möglichkeit,  zu einer
Warenabgabe vor der Theke.

Ein weiterer Problemfall war Schokolade. Sie ohne Plastik- oder Metallverpackung zu kaufen, ist
nahezu unmöglich. Allerdings fand ich kleine bunte Schokolinsen in Pappe
verpackt und Pralinen. Diese werden teils einzeln angeboten, abgewogen
und können so in der eigenen Dose nach Hause transportiert werden.
Schwierig wurde es bei Hygieneartikeln. Hier kann man zwar auf einiges
verzichten, Toilettenpapier, Duschgel und Shampoo sind aber nicht „ohne“
zu bekommen. Während sich Duschgel durch Seife ersetzt ließ, wurde es
beim Shampoo schwieriger: Auch hier ist sie zwar eine Alternative,
glücklich wurden meine Haare damit jedoch nicht – eher stumpf und
pappig.

Mein Fazit nach einer Woche: Es ist nur bedingt möglich, in Kehl zu leben, ohne Verpackungsmüll für den gelben Sack zu
produzieren. Allerdings muss man Zeit investieren, verzichten und für
Alternativen offen sein. Ich habe bewusster eingekauft, aber auch ganz
klar gemerkt, dass Plastikverpackungen Vorteile haben.

Autor: Laura Bosselmann

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