Energie oder Essen – wohin geht die Reise?
Es gibt einen Unterschied zwischen Biogas und Bioethanol

Energie aus Silomais. | Foto: st
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Ortenau. Er ist mal wieder ins Gerede gekommen – der Kraftstoff E 10. Ihm wird Bioethanol
zugesetzt, ein Stoff, der aus nachwachsenden Rohstoffen wie Mais oder
Futterrüben gewonnen wird. Angesichts weltweit schlechter Ernten wird
nun verlangt, die Beimischung aufzugeben.

„Das ist eine populistische Forderung“, findet Karl Silberer, Vizepräsident des
Badischen Landwirtschaftlichen Hauptverbandes Freiburg (BLHV) und selbst
Maisbauer in der Ortenau. „Nur 0,9 Prozent der Ackerfläche in
Deutschland wird für E 10 genutzt.“ Außerdem werden aus den Pflanzen –
Futterrüben, Weizen oder Futtermais – auch hochwertige Futtermittel
gewonnen. „Die Abfälle gehen in die Biogasanlage.“ Denn für die
Herstellung von Bioethanol wird nur die Stärke der Pflanzen gebraucht.
Der Rest wird für die Herstellung von hochwertigem Eiweiß für Futter-
und Lebensmittel verwendet. „Deshalb kann man auch nur gesunde Pflanzen
verwenden“, betont Silberer.

In der Ortenau werden 2012 etwa 47 Prozent Körnermais, 48 Prozent sonstige Ackerkulturen und fünf Prozent Silomais angebaut. „Der Silomais, der für Tierfutter und Biogasanlagen
eingesetzt wird, spielt in der Ortenau eine untergeordnete Rolle“, so
Anne Hartmann, Pressesprecherin des BLHV. 2010 wurden im Landkreis elf
Biogasanlagen betrieben, die auch zunehmend in die Kritik geraten.

„Die Biogasanlage in Neuried ist eine Maisverwertungsanlage“, so Robin Grey,
Medien- und Pressereferent der Badenova, die die Anlage 2009 übernommen
hat. Verwendet wird Maissilage – also nicht nur die Körner, sondern die
gehäckselte ganze Pflanze. „Wir wollen den Mais ersetzen“, so Grey.
Derzeit laufen Versuche mit Hühnertrockenkot, Grünroggen und Hirse.
Letztere Produkte werden gerne in der Fruchtfolge auf Maisfeldern
angebaut. Auch Tabak könnte eingesetzt werden. „Wir befinden uns noch in
der Planung, es ist noch nicht genehmigt“, so Grey.

Er gibt ehrlich zu, dass die 2007 errichtete Anlage heute so nicht mehr gebaut
werden würde. „In unserer neuesten Biogasanlage im Gewerbepark Breisgau
werden unter anderem Reste aus der Saatguterzeugung verwendet. Aber auch
Apfel- und Traubentrester wird als Rohstoff eingesetzt.“ Grundsätzlich
müssen die Belieferungswege kurz sein, deshalb kommen die 40 bis 50
Lieferanten aus der unmittelbaren Umgebung der Anlage in Neuried. Dort
wird Strom erzeugt und ins Netz eingespeist sowie Wärme, für die noch
ein Abnehmer gesucht wird. In den modernen Biogasanlagen kommt dagegen
das Gas veredelt ins Netz.

„Biogas und Bioethanol haben nichts miteinander zu tun“, so Grey. Schließlich werde das Biogas in der unmittelbaren Nähe der Anlage verbraucht. „Weil wir Maissilage in
Neuried verbrennen, werden die Brötchen nicht teurer.“ Es ist nicht
grundsätzlich lukrativer für Landwirte, Biomasse zu erzeugen. „In der
Ortenau ist durch die günstigen Wachstumsbedingungen von Körnermais die
Wirtschaftlichkeit leicht besser als beim Silomais“, so der BLHV. „Aus
unserer Sicht sollte es nicht um Tank oder Teller gehen, sondern um Tank
und Teller. Der Anbau von Mais zur Biogasproduktion ist eine
Alternative für Landwirte. Wenn wir in Deutschland die Energiewende
schaffen wollen, geht das nur mit Landwirten, die sich in diesem Bereich engagieren.“

Autor: st

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