„Sich die Anerkennung zu erarbeiten, macht am meisten Spaß“
Richard Grohe musste sich den Posten als stellvertretender Vorstandsvorsitzender hart erarbeiten

Drei Generationen: Richard Grohe mit Vater Klaus und seinem Sohn Johannes.  | Foto: Foto: Silvie Brucklacher
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Schiltach. Tochter oder Sohn als Nachfolger im Betrieb: Aus den unterschiedlichsten Gründen ist das nicht so einfach. Stück für Stück arbeitet sich Richard Grohe an die
Nachfolge seines Vaters Klaus, den früheren Vorstandsvorsitzenden,
heran. Klaus Grohe ist mittlerweile Aufsichtsratsvorsitzender von
Hansgrohe SE, Sohn Richard stellvertretender Vorstandsvorsitzender bei
dem Traditionsunternehmen in Schiltach, das auch in Offenburg mit einem
Betriebszweig vertreten ist. 111 Jahre ist das Unternehmen alt, was an
diesem Wochenende in Schiltach gefeiert wird.

So klar wie die Nachfolge bei Hansgrohe in Schiltach jetzt ist, war sie vor Jahren gar
nicht. „Eigentlich wollte ich nie für Hansgrohe arbeiten“, sagt Richard
Grohe. „Nach einigen abgebrochenen Ausbildungen habe ich mich bis 1987
mit Zeitarbeit im Bausektor in der Schweiz durchgeschlagen. Das hat Spaß
gemacht und vom Finanziellen her hat es auch gepasst. Aber irgendwann
musste ich feststellen, dass ich in meiner Unabhängigkeit eigentlich
auch nichts Rechtes auf die Reihe bekomme.“ Daher hat Richard Grohe dann
drei Jahre für Hansgrohe in der Produktion gearbeitet. „Irgendwie waren
mir zu der Zeit manuelle Tätigkeiten am liebsten. Ich habe praktisch
einen kompletten Betriebsdurchlauf inklusive der Arbeit in unserer
Abteilung Messebau und in den Versandlägern unserer
Tochtergesellschaften durchgemacht.“

1989 begann der in Le Sentier in der Schweiz geborene 46-Jährige ein BA-Studium zum
Betriebswirt. „Das lag mir gut, weil die Theorie immer wieder durch
Praktikas unterbrochen wurde.“ Grohe erinnert sich gerne an die
spannende Projektarbeiten. „Dabei ist mir auch klar geworden, dass ich
eigentlich auch sehr gerne mit dem Kopf arbeite. Und das am liebsten bei
Hansgrohe, weil man da am meisten bewegen kann“, sagt Grohe, der damit
erklärt, warum er doch endgültig in das Familienunternehmen wechselte.
Sein Weg führte ihn über die Materialwirtschaft und Disposition zum
Aufbau und zur Leitung des französischen Werks Hansgrohe S.A. in
Wasselonne. Seit 2003 ist er Leiter der Marke Hansgrohe. Im Mai 2008
wurde Richard Grohe stellvertretender Vorstandsvorsitzender der
Hansgrohe SE.

Und wenn ihn die Management-Ebene weniger interessiert hätte, wäre für ihn die Forschung als Ingenieur oder die Arbeit als Designer auch vorstellbar gewesen? „Die technische Kompetenz
und den Umgang mit Designern und Design habe ich mir im Laufe meines
Berufslebens angeeignet. Das geht am besten über Erfahrung. Ich denke,
dass es mich irgendwann in einen Lehrberuf gezogen hätte, oder ich wäre
ewiger Student geworden. Würde ich heute bei Hansgrohe aufhören, dann
würde ich morgen ein Geschichtsstudium anfangen und,  wer weiß,
vielleicht auch etwas Philosophie.“ Eine branchenfremde
Berufsentscheidung hätte seine Familie akzeptiert. „Sie hätte es
akzeptieren müssen. Um in meine jetzige Position zu kommen und sie zu
füllen, braucht man viel Rückgrat auf dem ein ziemlich dicker Schädel
montiert ist. Anders geht es nicht.“

Sich im Unternehmen der eigenen Familie hochzuarbeiten, beurteilt Grohe positiv. „Das war toll,
sich die Anerkennung zu erarbeiten, sie sich zu verdienen, macht am
meisten Spaß. Ich bin mehrsprachig aufgewachsen, daher hatte ich die
Chance, in Frankreich aus dem Nichts heraus eine Marke mit Produkten,
die ich mitentwickelt habe, eine Vertriebsorganisation und eine
Produktion aufzubauen. Wir haben sogar exportiert. Heute ist das unser
Hansgrohe Werk in Wasselonne im Elsass und wir sind mit 180 Mitarbeitern
der größte Arbeitgeber der Stadt. Damals habe ich ganz alleine
angefangen. Das war praktisch mein Gesellenstück, in dem ich im Kleinen
all das gelernt habe, was ich heute bei Hansgrohe in etwas größeren
Dimensionen mache.“ Klaus Grohe hatte einen ähnlichen Weg beschritten.
„Mein Vater Klaus hat etwas später angefangen, mit 32 Jahren, glaube
ich. Mitarbeiten durften wir alle früh, und zwar als Ferienjobber ab dem
zarten Alter von zwölf Jahren. Aber bis man dann auch mal was zu sagen
hatte, dauerte es länger. Es ist schon unser Weg, dass man den Job
praktisch erlernt. Denn bei Hansgrohe führen wir eher auf Basis unserer
Kompetenz und Erfahrung als nur wegen eines Titels. Das gilt für alle
Mitarbeiter und auch für die Nachfolge in der Unternehmensleitung, egal
ob sie aus der Familie kommt oder nicht.

Mit Johannes Grohe ist die nächste Generation bereits geboren. Welche Vorstellungen hat der
Vater Richard Grohe für seinen Sohn. Was, wenn dieser lieber Winzer in
Frankreich werden würde? „Da schlagen zwei Herzen in meiner Brust.
Einerseits wünsche ich mir das, anderseits ist es ein sehr harter Weg,
es geht um Pflicht und um Dienen, nicht ums Verdienen, wie bei einem
normalen Job. Mal sehen. Und sollte einer Winzer werden: Prima – dann
bekommen wir vielleicht endlich mal einen rechten Tropfen hin…!“

Autor: Daniel Hengst

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