Reaktion auf Folgen der Geldpolitik der EZB – Vorerst Entwarnung für Privatkunden
Volksbank bittet für Einlagen Firmenkunden zur Kasse

Volksbank in Offenburg: „Dauerhafte Subventionierung institutioneller und großer Einleger weder betriebswirtschaftlich sinnvoll noch dauerhaft von der Höhe her darstellbar“. | Foto: Foto: Volksbank
  • Volksbank in Offenburg: „Dauerhafte Subventionierung institutioneller und großer Einleger weder betriebswirtschaftlich sinnvoll noch dauerhaft von der Höhe her darstellbar“.
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Ortenau. Größere Privatbanken haben den Schritt bereits vollzogen, weiß Rolf Jürgen Vogt,
Direktor Marketing und Vertrieb, jetzt tätigt ihn die „Volksbank in der
Ortenau“ mit Sitz in Offenburg als bislang einzige genossenschaftliche
Bank in der Ortenau: Ab dem 1. Oktober werden auf Firmeneinlagen über
eine Million Euro 0,4 Prozent und für unter einer Million Euro 0,2
Prozent so genannte Negativzinsen erhoben.

„Wir reagieren damit auch auf veränderte Konditionengestaltung von Wettbewerbern, die
entweder die negativen Zinsen schon eingeführt haben oder deren
Umsetzung unmittelbar bevor steht“, wurde auf Anfrage betont. Aufgrund
deren Preisstellung für große Einlagen bestehe die Gefahr, dass durch
Umschichtung unkontrolliert erhebliche Einlagen fließen, die dann
aufgrund der negativen Renditen am Geldmarkt schnell zu erheblichen
Verlusten führen könnten. Zudem sei eine dauerhafte Subventionierung
institutioneller und großer Einleger weder betriebswirtschaftlich
sinnvoll noch dauerhaft von der Höhe her darstellbar.

Negativzinsen für Geldanlagen seien seit Monaten ein Phänomen am Geld- und
Kapitalmarkt. Erstmals in der Geschichte sei seit Juni dieses Jahres die
Umlaufrendite für deutsche Staatsanleihen negativ. Eine Änderung sei
nicht in Sicht. Die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) gehe
aber nicht allein die Banken etwas an. Es sei auch nicht vertretbar,
„dass die Banken diese durch ihre eigene Preispolitik dauerhaft aushebeln“.

Negative Zinsen seien mehr als ein ökonomisch-technisches Problem. Vorstandsvorsitzender Markus Dauber: „Sie signalisieren den Menschen, das hier ist etwas nicht in Ordnung
ist.“ Diese Verunsicherung schlage sich auch im Investitionsverhalten
der Unternehmen und damit im mangelnden europäischen Wirtschaftswachstum
nieder. Unternehmen mit guten Bonitäten würden für langfristige Kredite
derzeit oft weniger als jährlich 1,5 Prozent zahlen. Dauber: „Auf der
Kreditseite profitieren die Unternehmen also in ganz erheblichem Maße.“

Die deutschen Banken müssten schon seit Juni 2014 für Pflicht-Anlagen bei
der EZB einen Negativzins mit einem aktuellen Satz von 0,4 Prozent
bezahlen. Hinzu komme, dass auch bei sicheren Anlagen im
Interbankenmarkt negative Renditen seit Monaten der Regelfall seien.
Auch seien Banken im Rahmen der Liquiditätsvorschriften faktisch
verpflichtet, Staatsanleihen im erheblichen Maße im eigenen Depot
vorzuhalten. Auch diese Bestände wiesen aufgrund der durch die EZB
verursachten Rahmenbedingungen negative Renditen aus. Vorerst Entwarnung
gibt es für Privatkunden. Eine Berechnung von Negativzinsen für deren
Einlagen sei, wie betont wurde, „derzeit nicht vorgesehen.“

Derweil wird nicht nur bei der „Volksbank in der Ortenau“ gerade in dieser
Situation Beratung groß geschrieben. „Seit Monaten beraten unsere
Mitarbeiter unsere Firmenkunden auch zum Thema Anlagen von betrieblichen
Liquiditätsüberschüssen“, betont Markus Dauber, und Reiner Richter,
Vorstand des Volksbank Lahr, die „derzeit nicht an eine generelle
Regelung für alle Firmenkunden“ denkt, unterstreicht, dass die Bank
„gerade in der aktuellen Situation“ aktiv auf ihre Kunden zugehe und
ihre „qualifizierte genossenschaftliche Beratung“ anbiete. Richter:
„Dafür nehmen wir uns viel Zeit, um gemeinsam Lösungen zu finden, die
zur persönlichen Situation passen.“ Wie schon immer kommt es aber auf
die breite Streuung der Geldanlagen an.

Autor: Norbert Rößler

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