Michael Huber aus Oberkirch ist Bildhauer mit Leib und Seele

Privates und Arbeit sind bei Huber eng miteinander verbunden. Im Geist wie im wahren Leben – seine Werkstatt grenzt unmittelbar an das Wohnhaus. | Foto: Foto: Bode
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Der Bildhauer Michael Huber und sein Sohn befanden sich gerade auf der Rückfahrt von Arbeiten am Hochrhein, als das Handy klingelte. Am anderen Ende war Michael Gerber. Gerade zum
Weihbischof der Erzdiözese Freiburg ernannt, benötigte der Oberkircher
einen Bischofstab. In dem erfahrenen Holz- und Steinbildhauer sah er
genau den richtigen Mann für diese Aufgabe.

„Michael Gerber hat gleich gesagt, dass der Stab aus Holz sein sollte. Es war nur noch die
Frage zu klären, welches Holz verwendet werden sollte“, erzählt Huber.
Die Entscheidung fiel auf die Kastanie, denn in der Ortenau befindet
sich das größte Esskastaniengebiet Deutschlands. Zudem wurden aus ihrem
Holz die Rebstecken hergestellt, an denen in der Weinregion früher die
Reben entlangwuchsen. Die Krümme am oberen Ende ist aus Lindenholz,
dazwischen sitzt ein Renchtäler Achat. In ihm steckt für Huber die
Botschaft der Schöpfungsgeschichte, denn das kristallene Quarz ist tote
Materie, aus der Schicht für Schicht ein Edelstein wächst.

Bei seiner Arbeit sieht sich der Bildhauer der Historie verpflichtet, fühlt
sich dabei aber auch in die Evolution und Weiterentwicklung eingebunden.
Es sind der Materialmix und der ständige Wechsel, die für Huber den
Reiz an seiner Arbeit ausmachen. „Man muss in Holz anders denken als in
Stein oder Ton.“ Ob als Maskenschnitzer für die Fastnacht, bei der
Restauration des heiligen St. Nepomuk in Achern, der Fertigung des
Kirchenpatrons St. Bartolomäus in Neckargemünd-Dilsberg oder bei der
Mariensäule in Oberkirch, Huber arbeitet eher gegenständlich als
abstrakt, verschließt sich dabei aber nicht gegenüber Neuem.

„Das klassische Schönheitsideal ist Voraussetzung und Grundlage. Es leitet
sich von der Natur ab, in der der goldene Schnitt in jedem Blatt, in
jedem Baum enthalten ist. Mein Ziel ist es, ein gewisses
Harmonieempfinden widerzuspiegeln.“

Sein erster großer Auftrag war der Walachenbrunnen in Oberkirch. Nach den 60er Jahren kam es dann durch das zweite Vatikanum zu einer starken Nachfrage nach
Kirchenerneuerungen. Inzwischen sind es etwa 20 Kirchen, in denen er
Altäre, Kanzeln, Sedilien und einiges mehr gefertigt hat. „Das
Vertrauen, das mir bei jeder meiner Arbeiten entgegengebracht wurde, hat
mich immer wieder gefordert und gefördert.“

Bis er sich aber für den Beruf Bildhauer entschieden hatte, war es kein einfacher Weg.
„Mit 16 habe ich mich gefragt, was ich aus meinem Leben machen möchte“,
erzählt er. „Und auch wenn ich nicht wusste, ob ich einmal von diesem
Beruf leben kann, habe ich mich für die Bildhauerei entschieden.“ Zu
lernen, dass es die absolute Wahrheit mit einem eindeutigen Richtig oder
Falsch nicht gibt, war für Huber ein elementares Erlebnis. „Plötzlich
habe ich gemerkt, dass man die Dinge aus unterschiedlichen Blickwinkeln
sehen kann und man seinen eigenen Weg finden muss.“

In der Werkstatt von Hubers Vater Cyriak, der ebenfalls als Bildhauer
arbeitete, war der Satz zu lesen: „Aller Kunst muss das Handwerk
vorausgehen.“ Das Goethe-Zitat hat sich bei dem Sohn eingebrannt: Ende
der 60er Jahre begann er eine Ausbildung zum Holzbildhauer, die er als
Bundessieger abschloss. Heute führt er seinen eigenen Betrieb, in dem
drei Bundes- und etliche Landessieger ausgebildet wurden.

Wird Huber gefragt, als was er sich selbst sieht, kommt die Antwort schnell:
„Als Figurist, bei mir war das Thema schon immer der Mensch.“ Ihn mit
seinen Empfindungen darzustellen, das ist die Leidenschaft des
63-Jährigen. „Es ist faszinierend, dass man alleine mit Mimik und Gestik
eine eigene Sprache zum Leben erwecken kann, die von vielen Kulturen
verstanden wird.“ Dabei führt für Huber auf der Grundlage eines
traditionellen Werteverständnisses die bewusste Suche des
Außergewöhnlichen zu seiner Idealvorstellung. „Gerade die Ausnahme, das
Verrückte macht erst den Weg frei für eine Evolution. So wie es auch der
Achat zeigt, in dem sich die Naturwissenschaft und die Genesis vereinen.“

Autor: Laura Bosselmann

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