"Wir retten Leben": Die Anforderungen an die Kehler Feuerwehr steigen ständig
"95 Prozent der Bevölkerung hat Vertrauen in uns"

Der Kehler Feuerwehrkommandant Viktor Liehr | Foto: gro

Kehl (gro). Ob Tag oder Nacht, Sturm oder Hochwasser – wenn andere in Not sind, dann sind die Mitglieder der Feuerwehr, des Deutschen Roten Kreuzes (DRK), des Technischen Hilfswerks (THW) und der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) vor Ort und helfen. In unserer Serie "Wir retten Leben" stellen wir die Rettungsdienste vor Ort vor.

Sie löschen Feuer, retten Mensch und Tier aus Notlagen und leisten technische Hilfe, über Langeweile können die Mitglieder der Kehler Feuerwehr nicht klagen. "2016 war unser Rekordjahr", stellt Kommandant Viktor Liehr fest. Zu 454 Einsätzen rückten die Abteilungen aus. Drei forderten besonders: der in einem Supermarkt und einer angrenzenden Bar in der Wolfsgrube, auf einem Bauernhof in Neumühl sowie in einem Reitstall in Bodersweier.

Die Kehler Feuerwehr besteht in wesentlichen Teilen aus Ehrenamtlichen: "Wir haben zehn hauptamtliche Mitarbeiter und 230 Ehrenamtliche im aktiven Dienst", erklärt Liehr die Struktur. Insgesamt gibt es fünf Ausrückebereiche: die Kernstadt, im Norden die beiden Abteilungen Auenheim/Leutesheim sowie Zierolshofen/Bodersweier/Querbach, im Süden Goldscheuer/Marlen/Kittersburg/Hohnhurst und im Osten Kork/Odelshofen. Hinzu kommen die Mitglieder der Altersabteilung. "Sie sind für uns da, wenn wir sie brauchen", sagt Viktor Liehr schlicht. "Allerdings nicht mehr im aktiven Einsatz." So hegt eine Gruppe in Kehl den Opel Blitz, der einst als Feuerwehrauto gedient hatte.

Dass der Nachwuchs nicht mehr von alleine kommt, ist dem Feuerwehrkommandanten bewusst: "Wir merken, dass es keine Wehrpflicht mehr gibt, früher sind viele zu uns gekommen, weil sie dann nicht zum Bund mussten." Stattdessen werbe die Feuerwehr offensiv für sich: "Wir haben die Mitglieder der Jugendfeuerwehr angesprochen, damit sie in ihrem Bekanntenkreis Werbung machen." Diese und andere Aktionen, wie Übungen und Präsentationen in den Ortschaften, trügen Früchte: "Wir merken einen Zuwachs bei der Jugendfeuerwehr, zur Zeit haben wir 40 Mitglieder."
Die Einsätze seien vielfältiger geworden, stellt der Kommandant fest: "Die Technik wird immer feiner, die Entwicklung ist enorm. Da müssen wir uns immer wieder anpassen." Zur Kehler Feuerwehr gehören Spezialeinheiten wie die Wasserrettung. "Wir haben das deutsch-französische Feuerlöschboot Europa I, das einzigartig ist", so Liehr. Es gibt Bootsführer unter den Feuerwehrleuten und eine enge Kooperation mit dem DLRG-Ortsverband in Kehl. In Sachen Umweltschutz und ABC sind die Kehler im gesamten Ortenaukreis unterwegs. Auch eine Spezialeinheit Strahlenschutz zählt zu den Abteilungen sowie die Spezialeinheit Absturzsicherung. "Man klettert nicht nur in die Höhe", stellt Viktor Liehr fest. "Es gibt auch Schächte, in die die Kameraden absteigen müssen." In Kehl befindet sich eine von zwei Einheiten zur Dekontermination von Personen nach Gefahrguteinsätzen in der Ortenau. "Das passiert alles zusätzlich zum normalen Geschäft und alles im Ehrenamt", zollt Liehr dem Engagement seiner Leute Tribut.

Natürlich ärgert er sich über die Schwerfälligkeit von Schaulustigen bei Einsätzen: "Die Hemmschwelle zu gaffen, ist schon deutlich niedriger geworden." In früheren Zeiten hätten die Passanten leichter auf die Anweisungen der Feuerwehr reagiert, aber: "Den meisten Leuten ist wohl gar nicht bewusst, was sie da tun." Denn auch, wenn der Umgang rauer geworden sei: "Die Feuerwehr ist immer noch auf Platz eins bei Umfragen zur Beliebtheit. 95 Prozent der Bevölkerung hat Vertrauen in uns."

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