Letztes Ferienprogramm mit Kindern aus Montmorency
Abschied nach 38 Jahren

- Die Gäste aus Montmorency im Freibad Auenheim mit Oberbürgermeister Wolfram Britz (l.)
- Foto: Stadt Kehl
- hochgeladen von Christina Großheim
Kehl (st) Er ist eine Institution in Kehls Partnerstadt Montmorency und war stets ein Motor der Partnerschaft: Nach 38 Jahren war Claude Debabeche in diesem Sommer (2025) zum letzten Mal mit 30 Kindern und Jugendlichen zu Gast in Kehl. Der 75-Jährige hört im nächsten Jahr als Vorsitzender des Vereins Ampecej (Verein für den kulturellen Austausch mit Jugendlichen aus Kehl) auch aus gesundheitlichen Gründen auf; ob sich ein Nachfolger findet, ist ungewiss. so die Stadt Kehl.
Rund 1.700 Kinder hat der ehemalige Lehrer aus der Kleinstadt nahe Paris seit 1987 nach Kehl gebracht. Begonnen haben die Besuche durch eine Partnerschaft mit der Söllingschule; die Kinder aus Montmorency wurden von Kehler Familien aufgenommen, Claude Debabeche übernachtete im Haus der Jugend. In späteren Jahren waren auch die Falkenhausenschule und das Einstein-Gymnasium mit dabei. Doch ab 2012 wurde es immer schwieriger, in Kehl Gastfamilien für die Neun- bis 16-Jährigen aus der Partnerstadt zu finden. Für die Schulen war der Besuchstermin in den ersten Julitagen, also quasi im Endspurt vor den Sommerferien, zudem denkbar ungünstig.
Haus der Jugend
Damit das Besuchsprogramm überhaupt noch fortgeführt werden konnte, erklärte sich Alexander Neumann bereit, die Gruppe im Haus der Jugend aufzunehmen. Im Garten wurden große Zelte aufgestellt, in denen die Kinder und Jugendlichen nächtigten. In den ersten Jahren nach der Umstellung der Unterbringung kochten die Kehler Jugendsozialarbeiter im Haus der Jugend für die Gäste aus der Partnerstadt, dann übernahmen diese ihre Versorgung selbst. Wurde am Anfang noch versucht, einen Spielnachmittag mit Kehler Kindern zu organisieren, verlief dies nach und nach im Sande. 2016 übernachteten die Kinder aus Montmorency zunächst in Goldscheuer im Badhiesel und konnten bei Treffen mit den Grundschülern aus der Ortschaft gegenseitig ihre Sprachkenntnisse erproben, bevor sie ihre Zelte wieder im Garten des Hauses der Jugend aufstellten.
In den Anfangsjahren blieben die Kinder und Jugendlichen aus der Partnerstadt zwei Wochen in Kehl, dann wurde die Zeit auf eine Woche reduziert; seit sie im Haus der Jugend nächtigten, waren es noch vier Tage. Claude Debabeche und die weiteren Betreuer der Gruppe organisierten Ausflüge in den Europapark und den Schwarzwald. Danach fuhren sie mit ihrem Bus wieder los, um andere Regionen Deutschlands zu erkunden, zum Beispiel Bayern oder Berlin.
Mosaik gestaltet
2014 gestalteten Schüler aus Kehl, die Ferienkinder aus Montmorency und deren Partnerstadt Pultusk in vielen Stunden Arbeit ein fünf mal drei Meter großes Mosaik mit den Flaggen aller Mitgliedsländer der Europäischen Union, das von Michèle Berthy, damals Bürgermeisterin von Montmorency, und ihrem Kehler Amtskollegen Toni Vetrano enthüllt und dann auch einige Wochen in der Stadthalle ausgestellt war. Es schmückt seither den Place Mendès-France in Montmorency. Die Idee zu dem Mosaik hatte Philippe Pallut, Künstler und im Hauptberuf Möbelschreiner aus Montmorency. Mehrere Jahre hatte es gedauert, bis das Projekt verwirklicht wurde.
Auch in diesem Juli war die Gruppe im Europapark. Oberbürgermeister Wolfram Britz lud die Kinder und Jugendlichen ins Freibad Auenheim ein, wo es auch eine Curry-Wurst und Eis gab. Am Abschiedsabend wurde im Garten des Hauses der Jugend gemeinsam Flammkuchen gebacken und verzehrt.
Dass der Besuch nun zum letzten Mal stattgefunden hat, liegt auch daran, dass die Zuschüsse, die Claude Debabeche von der Stadt Montmorency und anderen französischen Gebietskörperschaften über die Jahre bekommen hat, bereits in diesem Jahr stark gekürzt wurden, eine Auswirkung der aufgrund der schlechten Finanzlage drastischen Sparmaßnahmen im Nachbarland. Gleichzeitig sind die Kosten, vor allem für den Bus, deutlich gestiegen. Die Gruppe war mit 30 Kindern und Jugendlichen in diesem Juli so klein wie noch nie. Das, sagt Claude Debabeche, habe mit den Anschlägen in Deutschland zu tun: „Einige Eltern hatten Angst und haben ihre Kinder wieder abgemeldet“, berichtet er.
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