Natura-2000-Gebiet
Kommunen wollen im Schutzgebiet mitreden

Die Vielzahl von Rheinauen von Meißenheim über Neuried bis Kehl sollen erhalten bleiben. | Foto: kec
  • Die Vielzahl von Rheinauen von Meißenheim über Neuried bis Kehl sollen erhalten bleiben.
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Kehl/Neuried/Meißenheim (kec). Wer von Wittenweier bis Kehl am Rhein entlang radelt oder wandert, kann echte Naturschätze erleben – und damit das so bleibt, wird derzeit für dieses Natura-2000-Gebiet ein Managementplan erstellt. „Um die Einzigartigkeit und den Erhaltungszustand der einzelnen Schutzgüter zu sichern und auch zu verbessern, werden im Managementplan speziell auf das Gebiet abgestimmte Erhaltungs- und Entwicklungsziele formuliert und daraus Maßnahmen abgeleitet“, erklärt Ina Hartmann vom Regierungspräsidium Freiburg (RP).

Erhalt der biologischen Vielfalt

Bereits 1992 haben sich die Staaten der Europäischen Union mit dem Natura-2000-Netz den Erhalt der biologischen Vielfalt zum Ziel gesetzt. Inzwischen bedecken die Schutzgebiete rund 24 Prozent der Fläche in Europa. In Baden-Württemberg umfasst dies die Gebiete der vorhandenen 212 Fauna-Flora-Habite (FFH) und die 90 Vogelschutzgebiete. Während letztere die Erhaltung aller wildlebenden Vogelarten sichern, schreibt die FFH-Richtlinie den Schutz gefährdeter Lebensräumen und deren gefährdeter Tier- und Pflanzenarten vor. Insbesondere die Vernetzung der Gebiete untereinander ist für die natürliche Ausbreitung wichtig.

Im oberrheinischen Tiefland gehören das 3.885 Hektar große FFH-Gebiet „Rheinniederung Wittenweier bis Kehl“ und das fast deckungsgleiche Vogelschutzgebiet „Rheinniederung Nonnenweier bis Kehl“ – das bereits 2001 als Schutzgebiet ausgewiesen wurde und sich über die fünf Kommunen Kehl, Meißenheim, Willstätt, Schwanau und Neuried erstreckt – dazu. Das Planungsgebiet umfasst die für die Rheinauen typischen Auwälder mit den eingebetteten Gewässernetze.

Wertvoller Lebensraum

Während die verlandeten Rheinschlingen mit Großseggenrieden, ausgedehnten Flachmoor- und Pfeifengraswiesen sowie die Hochwasserdämme mit orchideenreichen Halbtrockenrasen einer Vielzahl an bedrohten Schmetterlingsarten wie Hellem Wiesenknopf-Ameisenbläuling oder Großem Feuerfalter letzte Rückzugsräume bieten, leben im und am Wasser der Kammmolch und einige der letzten verbliebenen Kolonien und Brutpaare von Flussseeschwalbe, Schwarzkopfmöwe sowie Krick- und Tafelente. Auch die Bechsteinfledermaus lebt in den alten Laubwäldern und jagt in den benachbarten Streuobstwiesen.

Managementplan

Für den Managementplan wurde das Planungsgebiet neu kartiert, Erhaltungs- und Entwicklungsziele dargestellt und daraus umsetzbare Maßnahmen mit örtlichen Akteuren entwickelt. Bereits 2018 und zuletzt bis Januar 2020 lag der Entwurf öffentlich aus. „Natura 2000 wie auch das Erstellen der Managementpläne sowie das Verwirklichen der Schutzziele sind eine Aufgabe, sowohl für die Landeigentümer oder Bewirtschafter als auch für die Verwaltungsbehörde“, erklärte Hartmann, „die Bewahrung der biologischen Vielfalt und Schönheit der Natur ist nur zusammen möglich.“ In der Regel gehen Stellungnahmen von den Unteren Verwaltungsbehörden, den Naturschutz- und Landwirtschaftsverbänden ein.

Stellungnahmen

Wie Kehl erwarten die betroffenen Gemeinden, dass der Managementplan zum Schutz der wertvollen Auenlandschaften beiträgt. „Eine Nutzung des Gebietes ist weiterhin erwünscht,“ räumt aber die Stadt Kehl ein, „hierzu gibt es auch Fördermittel.“ Die Gemeinde Meißenheim verzichtete nach Informationen von Bürgermeister Alexander Schröder ebenfalls auf eine Stellungnahme, bat aber den für sie tätigen Naturschutzbeauftragten Gunter Hepfer die Maßnahmen zu begleiten. Auch der Regionalverband Südlicher Oberrhein hat keine Stellungnahme abgegeben, „da die Natura-2000-Schutzgebietskulisse bei der 2017 abgeschlossenen Fortschreibung des Regionalplans berücksichtigt wurde,“ erklärte Klaus Dieter Schulz vom Regionalverband.

Die eingegangenen Stellungnahmen werden nun vom Regierungspräsidium Freiburg geprüft und – soweit fachlich möglich – in den Managementplan eingearbeitet. Die Bekanntgabe der Endfassung des Managementplanes ist für diesen Sommer vorgesehen.

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