Besuch bei OB Wolfram Britz
Reise in die elterliche Vergangenheit

Jan und Steven Marx (r.) besuchten Oberbürgermeister Wolfram Britz im Kehler Rathaus.
 | Foto: Stadt Kehl
  • Jan und Steven Marx (r.) besuchten Oberbürgermeister Wolfram Britz im Kehler Rathaus.
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Kehl – Das amerikanische Ehepaar Steven und Jan Marx hat im Rahmen einer Tour durch Europa am Montag, 31. Juli, die Gelegenheit genutzt, um Oberbürgermeister Wolfram Britz im Kehler Rathaus zu besuchen. Für Steven Marx ist es auch eine Reise in seine Vergangenheit.

Jüdische Vorfahren aus Kehl

Er entstammt einer jüdischen Familie, die zunächst in Bodersweier und später in Kehl lebte. Um den Nationalsozialisten zu entkommen, emigrierten seine Eltern Heinrich und Luise Marx 1937 in die Vereinigten Staaten. Er selbst erblickte 1942 in New York das Licht der Welt. Heute lebt er zusammen mit seiner Frau Jan in der kalifornischen Stadt San Luis Obispo. Den Anstoß für den gemeinsamen Besuch in der Rheinstadt gab eine Google-Suche zur Familiengeschichte. Dadurch wurden Jan und Steven Marx auf die Arbeit von Karl und Hanna Britz aufmerksam. Seit Jahrzehnten engagieren sich die Eltern des OBs für die Bewahrung der jüdischen Geschichte in Bodersweier und Kehl. „Den ersten telefonischen Kontakt mit Steven und Jan Marx hatten wir dann vor drei Wochen“, berichtet Karl Britz, der auch den Kontakt zwischen dem Ehepaar und dem Oberbürgermeister knüpfte.

Steven Marx, der vor seiner Pensionierung als Professor an der California Polytechnic State University gearbeitet hat, und seine Frau Jan, die von 2010 bis 2016 Bürgermeisterin von San Luis Obispo war und dort derzeit als Vizebürgermeisterin fungiert, wollten bei ihrem Besuch mehr über die Stadt erfahren, die einst die Heimat von Steven Marx Vorfahren war. Seine Urgroßeltern, Marx und Rosa Wertheimer, lebten zunächst in Bodersweier und zogen später nach Kehl um. Dort betrieb Marx Wertheimer zusammen mit einem seiner Brüder vor dem Ersten Weltkrieg gegenüber der einstigen Synagoge eine Viehhandlung. Später siedelte die Familie nach Stuttgart um, wo Marx und Rosa Wertheimer Mitte der 1920er-Jahre starben. Einen weiteren Bruder von Marx Wertheimer, Josef Wertheimer, der bis zuletzt in Kehl lebte, deportierten die Nazis am 22. Oktober 1940 im Alter von 82 Jahren nach Gurs, wo sein Leben kurz darauf endete. Sein Grab befindet sich auf dem Lagerfriedhof von Gurs. Vor der Schulstraße 23 erinnert ein Stolperstein an sein Schicksal. Seine Frau Jan lernte Steven Marx 1966 während des Studiums an der Stanford University kennen.
Oberbürgermeister Wolfram Britz sprach mit seinen kalifornischen Gästen unter anderem über die wechselvolle Geschichte Kehls und Straßburgs in der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg sowie in der Zeit nach 1945. Zudem diskutierten sie über Themen wie Klimaschutz und Klimaanpassung. Beide Seiten waren sich einig, dass die kommunalen Herausforderungen in Kehl und dem etwa 47 000 Einwohnerinnen und Einwohner zählenden San Luis Obispo überraschend ähnlich sind.

Ehepaar Marx auf den Spuren der Geschichte

Beim gemeinsamen Stadtrundgang mit OB Wolfram Britz besichtigten Jan und Steven Marx unter anderem die Friedenskirche mit der Gedenktafel und dem Mahnmal zur Erinnerung an die Deportation der Kehler Juden ins Lager Gurs. Eine weitere Zwischenstation war die Schulstraße mit der Stele am Platz der einstigen Synagoge sowie der ehemalige Standort der Viehhandlung von Marx Wertheimer. Auch am Stolperstein von Josef Wertheimer hielt das Ehepaar inne. Abschließend begaben sich Jan und Steven Marx nach Bodersweier, wo sie sich für die Anwesen der ehemaligen jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger in der Umgebung der einstigen Bodersweierer Synagoge interessierten. Sie besichtigten auch die Gedenkstätte auf dem Friedhof und das Denkmal, welches an die Verschleppung der Bodersweierer Juden nach Gurs erinnert. Das Geburtshaus von Steven Marx Urgroßvater, das noch existiert, war für das Ehepaar ein besonders berührender Anblick.

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