Ergebnis des Kehler Innenstadtdialogs
R(h)einschauen als Marke ausbauen

- Einzelhandel, Gastronome und Eigentümer trafen sich zum Innenstadt Dialog.
- Foto: Stadt Kehl
- hochgeladen von Christina Großheim
Kehl (st) Was in Kehl als kleines Sommerfestival bekannt geworden ist, soll jetzt zu einer neuen Marke werden: Mit dem Motto R(h)einschauen möchte Stadtmarketing-Chef Christoph Hodapp die Neugier von Einheimischen und Touristen wecken „auf die Verbindung von Geschichte und Moderne“. Eine Aktion, die in diesem Rahmen jährlich stattfinden könnte, ist „Kehl kann Kunst“, heißt es in einer Pressemitteilung der Stadt Kehl. Ein erster Versuch werde von September bis Januar mit der Freiluftausstellung „Kehler Berge“ gestartet. Vorgestellt hat Christoph Hodapp das Konzept zusammen mit Oberbürgermeister Wolfram Britz beim Innenstadtdialog mit Vertretern von Einzelhandel und Gastronomie sowie Eigentümern von Immobilien in der Innenstadt.
„Die Verwaltung kann Stadt gestalten“, machte OB Britz deutlich, doch für eine lebendige Innenstadt brauche es die Beteiligung aller – und hier eben auch die der Hausbesitzer und -besitzerinnen. „Die Stadt kann nicht alles kaufen.“ Sein Appell: „Wenn jeder etwas reingibt, können wir gemeinsam etwas machen.“ Zwar seien von rund 50 angeschriebenen Adressaten am Ende nur 13 der Einladung der Kehl Marketing gefolgt, doch die hätten vor Ideen gesprüht und ihre Lust, das Bild der Innenstadt zu verändern gezeigt.
Noch im Sommer soll ein After Work mit Gastronomie und Einzelhandel stattfinden, organisiert von der Kehl Marketing. Juwelier Thüm und Schuh-Bahro wollten wieder eine gemeinsame Modenschau mit Umtrunk organisieren, nachdem die bisherigen Ausgaben gut angekommen seien. Eine Pop-up-Bühne, auf der sich junge Talente präsentieren können, sei vorgeschlagen worden. Vielleicht ließe sich auch ein neuer Versuch der Kombination Late-Night-Shopping mit kleinen Konzerten in den Lokalen der Innenstadt starten, lauteten einige der Vorschläge. Ein junger Selbstständiger, der Kehl zu seiner Wahlheimat erkoren hat, habe sich gewünscht, dass Handwerker und Gastronomen mehr Möglichkeiten bekommen, „sichtbar zu werden“. Leerstände oder freie Flächen, auf denen Zelte oder kleine Hütten aufgebaut werden könnten, habe er sich als mögliche Präsentations- und Aktionsflächen vor.gestellt. „Ich liebe das Grenzüberschreitende und das Multikulturelle in Kehl“, sagte er.
Kontrolle in der Nacht
Eine Lanze für den nicht selten als „Dönermeile“ verunglimpften südlichen Teil der Hauptstraße brach ein Hausbesitzer, der es nicht gerechtfertigt findet, wenn die Restaurants dort als Dönerbuden bezeichnet werden: Wenn er abends aus einer fast leeren Fußgängerzone nach Hause gehe, „dann ist da pulsierendes, tolles Leben“. Familien mit Kindern, Gruppen von jungen Menschen, auch Mädchen, würden die Außengastronomie nutzen. „Ich genieße das.“ Dieser gute Eindruck werde zu später Stunde „kaputt gemacht von einigen wenigen, die posen, Rennen fahren und ihre leeren Flaschen in den schönen Blumenkästen entsorgen“. Gegen diese „verschwindend kleine Gruppe muss man vorgehen, die brauchen eine klare Ansage“, meinte er. Er schlug vor, dass der Gemeindevollzugsdienst weniger tagsüber und mehr in den Nachtstunden kontrollieren und abschleppen lassen solle: „Es muss richtig wehtun.“ Wolfram Britz sagte zu, diese Anregung mitzunehmen.
Eine andere Hauseigentümerin hat Sympathie für die Slow-City-Bewegung „als Ideendach für Kehl“. Dabei gehe es um Nachhaltigkeit, Umweltschutz, Inklusion, Bürgerbeteiligung, um regionale Küche. Der Weg vom Rhein, den die Passagiere der Kreuzfahrtschiffe in die Innenstadt nehmen, oder vom Läger-Parkplatz in die Fußgängerzone sollte schön und gepflegt sein, findet sie. Eine Lösung könnten Patenschaften von Anwohnern für Blumenkübel und Baumscheiben sein, schlug sie vor, äußerte allerdings auch Bedenken, ob die Bereitschaft in der Bevölkerung dazu bestehe.
Patenschaften
Er spüre auch bei einigen Unternehmen den Willen, Patenschaften für Teile der Innenstadt zu übernehmen, berichtete Christoph Hodapp. Außerdem seien Firmen bereit, zukunftsweisende Veranstaltungen zu sponsern – so wie jetzt die Ausstellung „Kehler Berge“, ergänzte OB Britz. Die Kunstausstellung, die an 22 auf sieben Standorte in der Innenstadt verteilten Schiffscontainern präsentiert werde, könnte der Startpunkt für eine dauerhafte Veranstaltungsreihe sein. Unter dem Titel „Kehl kann Kunst“ könnten jährlich im Zeitraum von September bis Januar Freiluftausstellungen organisiert werden, beispielsweise die Besucher des Straßburger Weihnachtsmarkts, die über Kehl anreisten, in die Innenstadt zögen. So soll ein Teil der Arbeiten von Künstlerin Gabriele Engelhardt nur in Einzelhandelsgeschäften zu sehen sein.
Dass die Akteure im Stadtkern ihre Aktivitäten stärker über Social Media bewerben, ihre Geschäfte und sich selbst vorstellen sollten, darüber bestand ebenso Konsens wie darüber, dass „die Innenstadt nicht schlechtgeredet werden soll“.



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