Freundeskreis Klinikum Lahr warnt
"Den Schaden werden Patienten haben"

Lahr (st). Die Sorge um negative Auswirkungen im Zuge der Umstrukturierung des Ortenau Klinikums hat den Freundeskreis Klinikum Lahr veranlasst, folgenden Brief an Landrat Frank Scherer, Klinik-Geschäftsführer Keller und allen Mitgliedern des Kreistags zu schicken:

"Der Freundeskreis Klinikum Lahr ist äußerst befremdet über die zu befürchtende Entwicklung der Kreiskliniken bis ins Jahr 2030. Für den Standort Lahr drohen massive Einschnitte der Bettenzahl, ein deutlich verringertes Leistungsspektrum und eine eingeschränkte medizinische Leistungsfähigkeit. Nicht nur Ärzte und Pflegepersonen sind betroffen, den Schaden werden die Patienten haben.

Die sich abzeichnenden Überlegungen lassen klar erkennen, dass ein neues, großes Zentralklinikum - nördlich von Offenburg - sein Leistungs- und Fächerangebot zu Lasten des Lahrer Standortes und zum Schaden der Patienten der südlichen Ortenau ausweiten soll. Dem Klinikum Lahr droht die Demontage, vom Niveau der Zentralversorgung auf ein Haus der Regelversorgung abgestuft zu werden. Als ein solches wäre es weder für Assistenz- und Oberärzte noch für Mitarbeiter der Pflege attraktiv. Es wäre nicht mehr in der Lage, fähige Chefärzte zu gewinnen. Ein großes Offenburger Zentralklinikum wird in seiner Umgebung zudem neue Medizinische Versorgungszentren (MVZ) anziehen, weil die Nähe zur großen Klinik reizt. Die Folge wäre eine erhebliche Verschlechterung der Versorgung auch durch niedergelassene Ärzte in der südlichen Ortenau und den Nachbarregionen.

Das Klinikum Lahr ist ein fachlich anerkanntes und wirtschaftliches Haus der Zentralversorgung, das eine sehr gute und zeitgemäße Medizin für mehr als 100.000 Menschen leistet. Diese Zentralversorgung muss zum Wohl der Bevölkerung erhalten bleiben, die drohende gravierende Unterversorgung der südlichen Ortenau und der Nachbarregionen ist nicht akzeptabel. Wir erinnern Kreisverwaltung und Kreispolitiker daran, dass man bei der Übernahme des Lahrer Klinikums durch den Ortenaukreis zum Januar 1977 zugesagt hat, das Leistungsspektrum des Lahrer Klinikums zu erhalten und im Rahmen des Möglichen auszubauen.

Der Freundeskreis erkennt die erheblichen finanziellen Anstrengungen des Landkreises bei Investitionen in die Lahrer Gebäudesubstanz an. Im Vergleich dazu müssen aber auch die noch höheren Investitionen genannt werden, die der Landkreis in die immer größer werdende Kliniklandschaft in Offenburg vorgenommen hat.

Mit Befremden ist auch festzustellen, dass in den vergangenen Jahren neue Fachabteilungen lediglich in Offenburg zugelassen wurden, wie die Mutter- und Kind-Klinik. Neue Leistungsfunktionen am Lahrer Standort wurden dagegen stets gleichzeitig auch in Offenburg etabliert.

Mit Befremden stellen wir ferner fest, dass im Laufe der Jahre zentrale Funktionen nur nach Offenburg zentralisiert wurden: Materialbeschaffung, die EDV-Abteilung, die ärztliche Leitung des Zentrallabors, die Krankenhausapotheke. Gerade die Schließung der Lahrer Krankenhausapotheke erfolgte in einer „Nacht-und-Nebel-Aktion“ ohne ausreichende Berücksichtigung der Lahrer Notwendigkeiten und Argumente. Eine ausgewogene Verteilung von zentralen Funktionen auf die beiden Zentralversorgungshäuser, zum Beispiel  die EDV-Abteilung oder die Apotheke in Lahr zu lokalisieren, hat nicht stattgefunden.

Der Ortenaukreis hat sein 1977 gegebenes Versprechen und seine vertragliche Verpflichtung, die Häuser in Lahr und Offenburg gleichrangig und gleichmäßig zu fördern, nicht eingehalten. Er hat damit den mühsam errungenen kreispolitischen Frieden in Sachen Krankenhauspolitik aufgekündigt. Leider sind noch weitere Ungleichbehandlungen festzustellen – bei ein und demselben Träger. So werden technische Assistentinnen unterschiedlich vergütet und bei vergleichbarer Abteilungsgröße werden in Offenburg jeweils deutlich mehr Oberärzte und Leitende Oberärzte beschäftigt.

Der Freundeskreis Klinikum Lahr fordert mit dem Gewicht seiner über 400 Mitglieder den Landkreis und den Kreistag hiermit auf, im Hinblick auf die Agenda 2030 wieder zu einer sinnvollen und ausgewogenen Verteilung der medizinischen Schwerpunkte auf die Klinikstandorte Lahr und Offenburg zurückzukehren. Dies ist der Garant für ein umfassendes, flächendeckendes und ökonomisch sinnvolles Angebot medizinischer Fachdisziplinen in der Ortenau auf höchstem Niveau, es dient dem gesamten Landkreis und strahlt positiv auf die Nachbarregionen aus. Lahr erhebt weiterhin den Anspruch auf die Zentralversorgungsfunktion, die es lange vor Offenburg erhalten hat, und strebt das Maximalversorgungsniveau an. Wir fordern den Erhalt von zwei gleichberechtigten und sich ergänzenden Standorten in Offenburg und in Lahr."

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