Wolfgang G. Müller scheidet aus dem Amt
Letzte Sitzung wird zu Geburtstagsgeschenk

22 Jahre lang hat Oberbürgermeister Wolfgang G. Müller sein Amt gelebt, am 1. November übergibt er es an seinen Nachfolger. | Foto: Foto: Michael Bode
  • 22 Jahre lang hat Oberbürgermeister Wolfgang G. Müller sein Amt gelebt, am 1. November übergibt er es an seinen Nachfolger.
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Lahr. Während das Rennen um seine Nachfolge schon in vollem Gang ist, herrscht bei Oberbürgermeister Wolfgang G. Müller noch ganz normaler Arbeitsalltag: Den Schreibtisch voller Unterlagen, kaum ein freier Termin im Kalender, noch deutet nichts darauf hin, dass das Lahrer Stadtoberhaupt am 31. Oktober aus dem Amt scheidet – aus Altersgründen.

"Es ist nicht so, dass ich Depressionen bekomme, aber eine leichte Wehmut geht mit einher, wenn ich weiß, ich habe einen Termin jetzt zum letzten Mal wahrgenommen", gibt Müller zu. Wie etwa neulich bei der Gesellschafter-Versammlung des E-Werks Mittelbaden in seiner Funktion als Oberbürgermeister und Aufsichtsratsvorsitzender. "Was für alle anderen rein geschäftsmäßig ist, hat für mich selbst doch Abschiedscharakter", so Wolfgang G. Müller. Der 21. Oktober wird dabei eine ganz besondere Rolle spielen: "Ich werde an diesem Tag 68 und leite meine letzte Gemeinderatssitzung. Ein Abend, den ich ganz bewusst erleben werde", ist er sich sicher, denn mit vielen Gemeinderäten habe er über 20 Jahre sehr gut zusammengearbeitet. "Wenn ich nach der Sitzung zu Hause mit meiner Frau noch ein Glas trinken werde, werden wir auf diese Zeit zurückblicken." Mit Spannung sieht er seiner offiziellen Verabschiedung entgegen, die "für mich sehr emotional werden wird".

Politiker-Familie

Wolfgang Gustav Müller stammt aus einer Kommunalpolitiker-Familie, seine Großväter waren Bürgermeister, sein Vater Landtagsabgeordneter und Landrat. "Ich trage politische Erbmasse in mir", sagt er schmunzelnd. Nach seinen Studien in Jura, Volkswirtschaft, Politik und Verwaltungswissenschaften folgte die Promotion in Sozialwissenschaften. Vor seiner Wahl in Lahr, wo er als Kandidat der SPD angetreten ist, war der gebürtige Bruchsaler zuletzt Regierungsdirektor im Bundeswirtschaftsministerium in Bonn. Am 19. Oktober 1997 wurde der damals 45-Jährige im zweiten Wahlgang zum neuen Oberbürgermeister der Stadt Lahr gewählt. "Ich wollte zum einen in die Kommunalpolitik, zum anderen wieder zurück nach Baden", so Müller.

"Lahrmoyance" 

Viele wunderbare Momente hat der Oberbürgermeister während seiner Amtszeit in Lahr erlebt. Begegnungen mit außergewöhnlichen Menschen, etwa mit dem Dalai Lama, dem Papst oder Frank-Walter Steinmeier, werden ihm stets in Erinnerung bleiben. Viel Spaß hatte er immer bei der Fastnacht in Reichenbach: "Dort bin ich im Übrigen auch erstmals auf die, nun ja, erotische Doppeldeutigkeit des G. in meinem Namen aufmerksam gemacht worden", erzählt er schmunzelnd. Mit einer gewissen Zufriedenheit blickt er auf über 20 Jahre an der Stadtspitze zurück: So ist aus der "Lahrmoyance", ein Begriff, den er geprägt hat, ein gestärktes Selbstbewusstsein geworden, mit dem die Lahrer in die Zukunft blicken. "Wir haben die Schatten der Vergangenheit beiseite geschoben, das lässt sich etwa an der Zahl der Bevölkerung und der Arbeitsplätze leicht ablesen", betont er. Mit der Chrysanthema und insbesondere der Landesgartenschau hat Müller Meilensteine gesetzt. Wo er für die Stadt noch mehr hätte erreichen können? "Wenn ich Gewissenserforschung betreiben würde, dann würde mir die Brücke nach Erstein einfallen", sagt Müller. Schon sein Vor-Vorgänger Philipp Brucker hat sich für die Verbindung über den Rhein stark gemacht, realisiert wurde das Vorhaben bis heute nicht. "Eventuell hätte ich an der ein oder anderen Stelle andere Schwerpunkte setzen müssen, dann wäre es uns vielleicht schon gelungen", bedauert er. Zufrieden ist er, dass Lahr heute Eigentümerin des Flugplatzes ist und alle Optionen selbst in der Hand hält.

Zukunftspläne

In all den Jahren ist Lahr zur Heimat von Wolfgang G. Müller, seiner Frau Elke Oberg und der Tochter Leandra-Luisa geworden. "Ich freue mich darauf, in meinem Ruhestand das große kulturelle Angebot endlich genießen zu können", so Müller. Für die Stadt will er ehrenamtlich tätig sein. Auch wenn er künftig des Öfteren im Ohrensessel oder in seinem Garten anzutreffen sein wird, wird  Müller nicht ganz die Finger vom Job lassen können: "Ich plane, beim Senior Experten Service für internationale Zusammenarbeit als Berater oder Wahlbeobachter tätig zu sein."  Daniela Santo

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