"Zukunft ins Glas"
Klimafreundliche Weine sorgten für Begeisterung

Die Weinverkostung „Zukunft ins Glas“ in der Kelterhalle der Winzergenossenschaft Rammersweier | Foto: Sälinger Media
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  • Die Weinverkostung „Zukunft ins Glas“ in der Kelterhalle der Winzergenossenschaft Rammersweier
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Offenburg-Rammersweier (st) Die Ortenauer Winzer tragen dazu bei, den Weinbau mit pilzwiderstandsfähigen Neuzüchtungen, sogenannten PiWis, klima- und umweltfreundlicher zu machen. Bei „Zukunft ins Glas“ konnten sich die Weinfreunde erstmals in einer Weinverkostung auch von den hohen Qualitäten der Weine aus den neuen Rebsorten überzeugen. Und davon machten sie rege Gebrauch. An die 200 Gäste fanden sich am Sonntagnachmittag an den Weinständen in Offenburg-Rammersweier ein. Initiiert und organisiert worden war diese besondere Weinverkostung von Torsten Sälinger, zertifizierter Ortenau Wein-Guide und Weinerlebnisführer Baden-Württemberg. Dabei wurde er von Meinrad Hurst, dem Vorsitzenden, und Georg Lehmann, dem Geschäftsführer der Winzergenossenschaft Rammersweier, mit großem Engagement unterstützt. So öffneten sie ihre Kelterhalle für die Präsentation der externen Weinbaubetriebe, was alles andere als eine Selbstverständlichkeit darstellt. „Die überwältigend positive Resonanz der Besucher und der Weinbaubetriebe, machte uns schnell klar, dass, es eine Fortsetzung geben muss“, so Sälinger. Bereits am Folgetag wurde festgelegt, dass am 7. April 2024 in Offenburg wieder „Zukunft ins Glas“ kommen soll.

Zwölf Betriebe

Zwölf Weinbaubetriebe aus dem Weinland Ortenau präsentierten ihre Weine in der ersten Weinverkostung im Weinland Ortenau, bei der ausschließlich sogenannte PiWi-Weine ausgeschenkt wurden. Mit dabei hatten sie 33 verschiedene Weine, die aus 16 verschiedenen klimafreundlichen Rebsorten ausgebaut wurden, die zwischen 1944 und 1993 gezüchtet worden sind. Wer den QR-Code auf der Probenliste mit seinem Smartphone scannte, wurde direkt auf die eigens eingerichtete Webseite zukunft-ins-glas.de/die-rebsorten geführt. Dort finden sich umfangreiche Informationen und Fotos über die neuen Rebsorten. Ein Angebot, das rege genutzt wurde, denn über 100 mal wurde die Seite alleine am Sonntagnachmittag aufgerufen.

Aus Freiburg war der Bio-Winzer Andreas Dilger angereist, der mitten im Stadtteil Wiehre seine PiWI-Weine ausbaut. Gekommen war er als Vorsitzender des PiWi-Deutschland e.V. und von PiWi-International. In seinem Grußwort appellierte er an die Weinbaubetrieb, ihre Weine mit dem standardisierten PiWi-Logo zu kennzeichnen, damit der Kunde - ähnlich wie bei einem Umweltsiegel - die klimafreundlichen Weine im Handel leichter erkennen kann. Der Offenburger Landtagsabgeordnete Thomas Marwein (Die Grünen) und der Leiter des Landwirtschaftsamtes des Ortenaukreises Arno Zürcher, die ebenfalls zu den Besuchern sprachen, zeigten sich angetan von der Vielfalt und Qualität der Weine, die präsentiert worden waren.

Querschnitt durch das Angebot

Die Premiere von "Zukunft ins Glas" bot in mehrfacher Hinsicht einen guten Querschnitt durch das Angebot an Zukunfts-Weinen aus dem gesamten badischen Weinbaugebiet Ortenau, das sich von Baden-Baden bis Gengenbach erstreckt. Das bei den Weinfreunden aus der südlichen Ortenau eher unbekannte ökologische Weingut von Astrid Liebich aus Sinzheim-Ebenung konnte sich unter anderem mit dem Weißwein aus Souvignier gris und dem Rotwein aus Cabernet Cantor, die beide im Eichenfass ausgebaut worden waren, empfehlen. Dabei war auch das Bio-Weingut Maier aus Baden-Baden, welches mit seinem 2019er Neuweierer Heilgenstein „Re(d)volution“, einen Rotwein vorstellte, der mit den gemeinsam gelesenen Trauben der Freiburger Neuzüchtungen Baron, Cabernet Carbon, Cabernet Cortis, Monarch und Prior zeigte, welch hohes Niveau mit PiWi-Rebsorten möglich ist. Der Rotwein wurde in Barrique-Fässern aus badischer Eiche ausgebaut.

Auch Maximilian Bohnert aus Oberachern überraschte mit zwei Weinen, die aus dem sogenannten gemischten Satz gekeltert wurden. Im Weißwein „Fräulein Gerusa“ wurde mit Johanniter, Bronner, Hibernal und Calardis Blanc die Spannbreite der neugezüchteten Rebsorten bei der Weinverkostung probierbar. Mit dem im hessischen Geisenheim 1944 gekreuzten Hibernal und dem 1993 in pfälzischen Siebeldingen gezüchteten Calardis blanc, waren die Ergebnisse von fast 50 Jahre deutscher Rebzüchtung im Ausschank. Im Roséwein „Fräulein Meza“ wurden nur rote Neuzüchtungen des Weinbauinstitutes Freiburg verwendet: Cabernet Cortis, Cabernet Cantor, Prior und Monarch. Auf großes Interesse stieß der Monarch des VDP-Weingutes Freiherr von und zu Franckenstein in Offenburg. Der Weingutsbesitzer Stefan Huschle hatte den Monarch - eine Kreuzung von Solaris und Dornfelder - als sortenreine Fassprobe mit gebracht, die es trotz der Begeisterung, die der Wein auslöste, nicht zu kaufen geben wird. Der Rotwein wird nur in einem Cuvée mit Spätburgunder als Rosé angeboten.

Der im württembergischen Weinsberg gekreuzte Sauvitage zeigte sowohl bei Maximilian Bohnert und am Stand der Weinmanufaktur Gengenbach-Offenburg sein faszinierendes Potential. Einen interessanten Vergleich ermöglichten der Souvignier gris und der Solaris, die in der Kelterhalle an den nebeneinander liegenden Ständen der Rammersweierer Winzer und s’Wilde Weingut ausgeschenkt wurden, sich bei der Anbauhöhe aber maximal unterschieden. Der Offenburger Solaris wächst seit 2003 auf 170 Meter  Höhe in Rammersweier, wogegen Stefan Wild seinen Solaris seit 2015 in einer Steillage in Sasbachwalden auf einer Höhe von 400 Metern anbaut. Weinbaulich ein Extremwert. Die Rammersweierer Winzergenossenschaft punkteten mit ihrem 2019er Cabernet Cortis, der im Barrique gereift war. In der Publikumswahl wurden die Gastgeber mit 27 Prozent der abgegebenen Stimmen zu den „Zukunfts-Winzern“ gewählt. Auf Platz zwei folgte die Weinmanufaktur, knapp vor Maximilian Bohnert. Der bereits 1967 gekreuzte rote Regent konnte als trockener 2019er und feinherber 2020er vom Baden-Badener Weinhaus am Mauerberg probiert werden und als Süßwein „Regentin“ von den Gengenbachern.

Georg Börsig, geschäftsführender Vorstand der Waldulmer Winzergenossenschaft schenkte einen Souvignier gris aus Kappelrodeck aus, auf dessen Etikett der Zusatz „Zeitenwandel“ auf den nachhaltigeren Charakter der PiWis aufmerksam gemacht wird. Deren eingekreuzte Resistenzen ermöglichen es auf bis zu 80 Prozent Pflanzenschutzmittel zu verzichten. Durch den geringeren Maschineneinsatz wird auch weniger CO2 ausgestoßen. Dort, wo die Bewirtschaftung vieler Steillagen durch steigende Arbeitskosten wirtschaftlich unmöglich wird, kann mit PiWis das vertraute, touristisch wertvolles Landschaftsbild des Reblandes erhalten werden. Die ebenfalls mit ihrem Souvignier gris anwesenden Affentaler Winzer aus Bühl fassen diese Vorteile mit dem Aufdruck „Weniger ist mehr“ auf dem Etikett des 2022er Jahrgangs zusammen.

Christian Danner, Chef des zur Edeka Südwest gehörenden Ortenauer Weinkellers, hatte 2021er und 2022er Souvignier gris mitgebracht. Der direkte Vergleich überraschte viele, hatte der Kellermeister Herbert Agradetti doch von einem am Burgunder orientierten Ausbaustil zu einem stilistisch an Riesling und Sauvignon blanc orientierten gewechselt. Abgerundet wurde das Angebot durch das Bio-Weingut Glanzmann aus Durbach, das neben dem Souvignier gris auch die 1991 von dem Schweizer Privatzüchter Valentin Blattner aus den Rotweinsorten Cabernet Sauvignon und Regent gezüchtete Weißweinsorte Cabernet blanc vorstellte.

Die Weinverkostung „Zukunft ins Glas“ in der Kelterhalle der Winzergenossenschaft Rammersweier | Foto: Sälinger Media
Veranstalter Torsten Sälinger (links) und Gastredner Thomas Marwein MdL
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