Erste Anpassungen nach 250 Fragen und Beschwerden
Positives Zwischenfazit beim Offenburger Stadtbus

Knotenpunkt im öffentlichen Personenverkehr ist der ZOB, der Zentrale Omnibusbahnhof | Foto: Foto: Stadt OG
  • Knotenpunkt im öffentlichen Personenverkehr ist der ZOB, der Zentrale Omnibusbahnhof
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Offenburg (st). Mit 15 neuen Bussen hat die SWEG im Auftrag der Technischen Betriebe Offenburg den Stadtbusbetrieb am 1. November aufgenommen. „Die neuen Fahrzeuge sind natürlich vor allem wegen ihrer grünen Lackierung und permanenten Präsenz im Straßenraum sehr auffällig und auch ein echter Hingucker“, so Baubürgermeister Oliver Martini. Auch die Rückmeldungen der Fahrgäste seien meist positiv, insbesondere die Haltestellenanzeige in den Bussen überzeuge. Insgesamt können die Busse rund 72 Fahrgäste, davon 38 auf Sitzplätzen, befördern. Für eine so große Netzumstellung kann der Betriebsstart im Großen und Ganzen als gelungen gewertet werden, zog Martini ein Zwischenfazit.

Insgesamt sind rund 250 Fragen und Beschwerden zum neuen Fahrplan telefonisch, per Mail oder Brief beim Fachbereich Tiefbau und Verkehr und den Technischen Betrieben eingegangen. „Soweit uns eine Adresse bekannt war, haben Alle eine Rückmeldung bekommen“, so Demny. Auch das Informationspersonal am Rathaus und ZOB war intensiv beschäftigt und gefordert. Oft konnten Beschwerden schnell erledigt werden, in dem der neue Linienweg erläutert oder auf die neue Liniennummer hingewiesen wurde.

Sehr viele Beschwerden werden mit der anstehenden Fahrplananpassung ausgeräumt werden. Einige größere, aber zumutbare Verhaltensänderungen werden dem Fahrgast dennoch abverlangt. „Ich muss zugeben, dass es für die Leute gewöhnungsbedürftig ist, wenn sie als Einpendler zum Landratsamt nicht die S4 vor die Haustür, sondern eine andere Linie zur Haltestelle Burda oder Rathaus nehmen sollen“, zeigt sich Andreas Demny verständnisvoll. Allerdings ginge es gegenüber dem alten Fahrplan einschließlich des längeren Fußwegs teilweise nur um eine fünf Minuten spätere Ankunftszeit am Arbeitsplatz.

Aber auch das im Winter hohe Verkehrsaufkommen, die schwierige Situation am Bahnhof mit dem Zebrastreifen sowie eine Baustelle auf der Weinstraße in Rammersweier führen derzeit zu Behinderungen. In der Wasserstraße hingegen gibt es gegenüber den anfänglichen Befürchtungen der Anlieger keine Probleme.

Schon vor dem Betriebsstart war insbesondere in Zunsweier die Sorge groß, dass das neue System große Nachteile für die Schüler nach sich zieht. Andreas Demny, Verkehrschef und Projektleiter für die Fahrplanumstellung, hat im Vorfeld mit den Eltern und Schülern gesprochen und sich die Sorgen angehört. Seine Garantie, dass Schüler morgens pünktlich zur Schule kommen ist mittlerweile durch kleine Linienweganpassungen umgesetzt. „Mittags halte ich Wartezeiten von bis zu 25 Minuten an der Haltestelle für noch akzeptabel“, so Demny.

Der Ortenaukreis, der für den öffentlichen Nahverkehr im Landkreis zuständig ist, akzeptiere bei den Schülern bis zu 45 Minuten Wartezeit und 1,5 Kilometer Fußweg. Das Angebot in Offenburg sei damit deutlich dichter und komfortabler. Die schon seit dem 10. November eingesetzte zusätzliche Fahrt vom Schulzentrum Nord über das Kreisschulzentrum nach Diersburg werde in den Wintermonaten in den Fahrplan übernommen.

Das Ziel, dem Ein- und Auspendlerverkehr deutlich bessere Übergänge zu den Zügen anzubieten, sei grundsätzlich gelungen. Den vielen Rückmeldungen von Pendlern über nicht optimale Anschlüsse soll mit dem Fahrplanwechsel im Dezember begegnet werden. „Wir werden ab 10. Dezember in alle Richtungen montags bis freitags die letzte Fahrt gegen 20 Uhr anbieten, sodass alle Züge aus Freiburg und Karlsruhe noch abgenommen werden“, so Demny. Dies ist auch ein Vorteil für Kunden in der Innenstadt, die nach Ladenschluss in der Regel noch mit dem Bus nach Hause kommen.

„Den Wunsch des Verkaufspersonals, die Busse noch einige Minuten später fahren zu lassen, haben wir zunächst noch nicht umgesetzt“, bedauert Demny. Dies hätte sonst sehr lange Wartezeiten der Umsteiger von den Zügen auf die Busse zur Folge gehabt. Laut Demny konnte dies nur zu Lasten einer größeren Taktlücke im Morgen- und Abendverkehr erreicht werden.

Schwieriger gestaltet sich hingegen die Anbindung des Gewerbegebiets West/Waltersweier. Die Linie S3 bringt vor allem die Offenburger Auspendler und Schüler zum Zug oder zur Schule. Das kollidiert mit den Interessen der Einpendler in dieses Gewerbegebiet. Mit je zwei Zusatzfahrten morgens ab ZOB und nachmittags ab der Haltestelle „Waltersweier Gewerbegebiet“ zum ZOB sollen die Übergänge zu allen Zügen optimiert werden. Zusätzlich fährt nachmittags noch die Regionallinie 7144 günstig zu den Zügen.

Das Gewerbegebiet Elgersweier wird über die S8 eigentlich optimal an die Züge angebunden, allerdings passen einige Schichtzeiten nicht zu den Abfahrtszeiten. Dies zeigt, wie komplex die Fahrplangestaltung bei den vielen unterschiedlichen Fahrgastinteressen ist. „Für diese Fälle können wir leider so kurzfristig keine Verbesserungen anbieten, wir wollen uns aber im neuen Jahr mit den großen Firmen in den Gewerbegebieten zusammensetzen und versuchen gemeinsam spätestens zum dann folgenden Fahrplanwechsel Verbesserungen zu erreichen“, so Andreas Demny.

Während etwas längere Fußwege für Berufstätige noch akzeptabel sind, ist dies für ältere Menschen schnell ein Grund, den Bus nicht mehr zu nutzen. Gerade aus dem Bereich Tagmess habe es einige Rückmeldungen von älteren Menschen gegeben, die durch die Linienverlegung deutlich längere Fußwege zur Haltestelle zurücklegen müssen. Genauso wurde die Aufgabe der Haltestelle Kreuzschlag von vielen Bewohnern sehr kritisch gesehen, da Probleme beim Schülerverkehr an der Altenburger Allee befürchtet worden waren. Letzteres konnte nach ersten Beobachtungen vom Gemeindevollzugsdienst nicht bestätigt werden.

Insgesamt müsse die Anzahl der Beschwerden allerdings auch ins Verhältnis zu den etwa 5.000 Personen gesetzt werden, die täglich den Stadtbus nutzen. Es habe aber auch sehr viele positive Rückmeldungen gegeben, die leider oft etwas untergehen, erläutert Demny. Die Stadt bittet bei allen Wünschen der Fahrgäste nach individueller Erfüllung der eigenen Bedürfnisse um Verständnis, dass nicht alles umgesetzt werden kann.

"Busverkehr ist ein kostenintensives Massenverkehrsmittel", so Demny. Die TBO betreiben den Stadtbus mit einem jährlichen Aufwand von rund drei Millionen Euro, wovon rund die Hälfte durch Fahrgeldeinnahmen und Zuschüsse gedeckt werden. Deshalb müssen alle Fahrplanwünsche auch unter dem Kostengesichtspunkt geprüft werden. Auch wenn der Stadt weitere Verbesserungsvorschläge wie die Anbindung der Hochschule, des Kreisschulzentrums oder auch zum Sonntagsverkehr vorliegen, werden weitere Fahrplanwünsche erst in einem Jahr auf den Prüfstand kommen.

Damit die Offenburger den Stadtbus ausprobieren können, ist die Fahrt mit den grünen Stadtbussen vom 28. November bis zum ersten Adventssamstag, 2. Dezember, sowie an allen weiteren Adventssamstagen kostenlos.

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