Tiergehege am Gifizsee in Offenburg
Stadtnahe Naturoase am Wasser

Das Tiergehege am Gifiz | Foto: Haberecht/Stadt Offenburg

Offenburg (st). Stadtnah, im Grünen, am Wasser, barrierefrei, genügend freie Parkfläche und Tiere gucken ohne Eintritt? Fast zu schön, um wahr zu sein. Doch – so etwas gibt es noch. Es wird geschätzt von Jung und Alt: das Tiergehege am Gifizsee in Offenburg.

Rechter Hand glitzert das Wasser des Sees in der Sonne. Enten quaken. Die Obstbäume stehen in voller Blüte. Die Wiesen sind saftig grün und die gepflegten Wege von Frühlingsblühern gesäumt. Gerade zu Zeiten der Corona-Pandemie und ihren Beschränkungen sind die Offenburger froh, ein so weitläufiges wie einladendes Familienausflugsziel direkt vor der Haustüre zu haben. Seit über vier Jahrzehnten ist das stadteigene, 10.500 Quadratmeter große Areal am Gifiz im Stadtteil Uffhofen ganzjährig Anlaufpunkt für Spaziergänger und tierliebe Kinder.

50 Tiere werden betreut

Bereits drei Jahrzehnte lang betreut Tierpfleger Fritz Hartmann von den Technischen Betrieben Offenburg (TBO) die aktuell über 50 Tiere, die in Offenställen und großzügigen Gehegen durchgehend hier leben. Er scheint den schönsten Beruf von allen zu haben, wenn man ihn von seinem Arbeitsalltag erzählen hört. Routine ist es nie geworden, für diese Vierbeiner verantwortlich zu sein. Und nein, besondere Lieblinge hat er keine – denn er mag sie alle gleichermaßen. Das glaubt man ihm sofort.

Die Gehege und Ställe wurden früher zusammen mit dem Christlichen Jugenddorf gebaut und auf Vordermann gebracht. Inzwischen sind es die Kollegen der TBO-Schreinerei, die regelmäßig danach schauen, dass die Offenställe der Witterung standhalten und ein stabiler Rückzugsort sind für die drei Galloway-Rinder, drei Esel, fünf Merino-Schafe, sechs Burenziegen, 30 Zwergziegen sowie vier Mini-Shetlandponys.

Immer der Reihe nach

Wenn Fritz Hartmann, in Uffhofen zu Hause, morgens ab 7 Uhr den Parkplatz sauber macht, erwarten die Tiere in den Gehegen ihn bereits sehnsüchtig. Ob er heute wohl einen extra Leckerbissen dabei hat? Beim ersten Rundgang schaut er, ob alle wohlauf sind. Dann geht‘s ans Füttern. Hierzu braucht es übers Jahr 120 Rundballen Heu und zehn Rundballen Stroh. Zusätzlich erhalten die Tiere Zuckerrüben, Weizenkleie, Futterweizen oder Gerste. Bezogen wird das Futter von Bauern der Region oder hiesigen Märkten. Über den Sommer kommt Grünfutter dazu, das rund um den Gifiz gemäht wird.
Die Galloways, schottische Hochlandrinder und – eigentlich wilde – richtige „Geländepfleger“ kommen zuerst dran. Zutrauliche Jungtiere wie diese werden regelmäßig für ein Jahr lang von einem Auenheimer Züchter geholt und gehen dann dorthin zurück. Danach bekommen die zierlichen Ponys ihr Futter, bei denen auch regelmäßige Fellpflege und Hufe auskratzen nötig ist. Nach den – alle hier geborenen – Eseln sind die Merino-Schafe dran. Bei ihnen stand gerade das jährliche Scheren auf dem Plan. Hier wurde Hartmann von einem professionellen Scherer unterstützt, der anschließend die Wolle mitnahm. Drei der Schafe sind trächtig. Die Burenziegen – die Rasse stammt aus Südafrika – vertragen sich gut mit den Rindern.

Getrennt von den großen Ziegen freut sich die wuselige Schar Zwergziegen am sonnigen Wetter – und noch mehr an den kleinen Zaungästen. Zutraulich lassen sie sich durch das Gitter von Kindern streicheln. Fünf der kleinen Gefährten werden über den Sommer ins Gehege der Wolfsgrube in Zell-Weierbach umziehen, wo sie vor Ort gefüttert und betreut werden. Auch dort schaut Hartmann einmal die Woche vorbei. Hat er Urlaub, springen drei TBO-Kollegen für ihn ein. Sie helfen auch übers Jahr, die Sieben-Tage-Woche zu stemmen. Neben dem Füttern gehören natürlich auch das Futter organisieren, das Ausmisten, die umfassende Pflege der Tiere sowie Kontakte zum Tierarzt zum Aufgabenfeld.

Bitte nicht füttern

Klar steht „Bitte nicht füttern“ an den Zäunen. Eingehalten wird das aber selten. „Über Äpfel, Birnen, Karotten und Salat freuen sich die Vierbeiner natürlich. Aber bitte nichts Verdorbenes, Faules geben.“ Trockenes Brot werde von den Tieren nicht verschmäht. „Es tut ihnen aber nicht gut! Bitte also bleiben lassen. Es führt vor allem bei Wiederkäuern zu Erkrankungen. Im schlimmsten Fall zu deren Tod“, mahnt der Tierpfleger.

Der Unterhalt der Tiere kostet jährlich um die 100.000 Euro. Dazu kommen Reparaturen an den Ställen und Zäunen. Aktuell steht eine Dachreparatur an. Über Tierpatenschaften kann man nicht nur eine engere Beziehung zu einem der Tiere pflegen, sondern auch die TBO beim Unterhalt des Geheges unterstützen. Die Patenschaft für eine Ziege oder ein Schaf über ein Jahr beläuft sich auf 50 Euro, für ein Pony, einen Esel oder ein Rind 80 Euro. 2019 zählten die TBO fünf Patenschaften. Harald Möschle, Leiter der TBO-Abteilung Stadtbildpflege, erklärt: „Der Geldbetrag für eine Tierpatenschaft kommt primär dem jeweiligen Tier zugute, das man sich aussuchen kann. Sie gilt für ein Jahr, kann aber auch verlängert werden. Jeder Pate, jede Patin erhält neben einer Urkunde eine Tafel mit seinem Namen, die gut sichtbar am Zaun des jeweiligen Tiergeheges angebracht wird.“

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