Sommerfest der IHK Südlicher Oberrhein
Wie gelingt Nachhaltigkeit?

Das Thema Nachhaltigkeit wurde auf dem Podium diskutiert: Dr. Dieter Salomon (v. l.), André Olveira-Lenz, Prof. Dr. Niklas Hartmann, Prof. Dr. Stephan Trahasch, Dr. Stefan Karrer und Ulrike Kahle-Roth. | Foto: gro
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  • Das Thema Nachhaltigkeit wurde auf dem Podium diskutiert: Dr. Dieter Salomon (v. l.), André Olveira-Lenz, Prof. Dr. Niklas Hartmann, Prof. Dr. Stephan Trahasch, Dr. Stefan Karrer und Ulrike Kahle-Roth.
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Offenburg (gro) 350 Gäste waren der Einladung zum Sommerfest der Industrie und Handelskammer Südlicher Oberrhein (IHK)  am Mittwoch, 5. Juli, in Offenburg gefolgt. Gefeiert wurde auf dem Campus der Hochschule Offenburg. Bei strahlendem Sonnenschein bot sich die Gelegenheit, Kontakte zu knüpfen sowie zum Austausch mit den Mitarbeitenden der IHK über die Strategiethemen Digitalisierung, Fachkräfte, Nachhaltigkeit und Standort. Die Hochschule Offenburg präsentierte dazu passende Projekte sowie einen Rundgang durch das Regionale Innovationszentrum für Energietechnik (RIZ).

IHK-Präsident Eberhard Liebherr ließ 50 Jahre Kammergeschichte in seiner Einführung kurz Revue passieren: "Das Selbstverständnis der IHK hat sich gewandelt. Wir verstehen uns heute als Dienstleister für die Mitglieder in unseren Strategiefeldern."

Podiumsdiskussion

In einer Podiumsdiskussion nahmen sich die Teilnehmer - Ulrike Kahle-Roth, Vorstand für Supply Chain & Fulfillment bei der Sick AG Waldkirch, Dr. Stefan Karrer, technischer Vorstand der Koehler-Gruppe Oberkirch, Hochschulerektor Prof. Dr. Stephan Trahasch, Prof. Dr. Niklas Hartmann vom Institut für nachhaltige Energiesysteme (INES) sowie André Olveira-Lenz, Leiter des Geschäftsbereichs Innovation und Umwelt der IHK Südlicher Oberrhein - dem für alle Unternehmen wichtigen Thema der Nachhaltigkeit an. Im Mittelpunkt stand dabei ebenfalls der ökologische Wandel der Wirtschaft und wie dieser gelingen könne. Die Runde leitete Dieter Salomon. 

Wie energieintensive Unternehmen mit den Herausforderungen umgehen, zeigte Dr. Stefan Karrer auf. Die Papierindustrie brauche viel Energie für die Produktion. Deshalb habe man diesen Bereich vor Jahren als eigenständiges Wirtschaftsfeld aufgebaut. "Wir haben deshalb schnell eine Struktur gehabt", so Karrer, der auf die Eigenverpflichtung des Unternehmen hinwies, 2030 CO2-neutral zu sein. "Nach der Verteuerung des Stroms wäre es lukrativer gewesen, den erzeugte Strom an der Börse zu verkaufen, als ihn in der Produktion zu verwenden", erklärte Karrer. Die Wirtschaft kenne die Notwendigkeit der Dekarbonisierung, aber: "Wir brauchen eine dauerhafte Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit. Gerade für die energieintensive Industrie macht es derzeit keinen Sinn mehr, in Deutschland zu investieren."

Chancen nutzen

Vorsichtigen Optimismus verströmte dagegen Ulrike Kahle-Roth: "Natürlich machen wir uns Gedanken, wie wir Energieverbrauch vermeiden können. Wir denken aber darüber hinaus und überprüfen das Unternehmen daraufhin, dass wir möglichst wenig Wegwerfmaterial am Ende haben." Das beginne bereits beim Design und der Entwicklung der Produkte. 

"Wir haben im Bereich Nachhaltigkeit offene Themen", so Hochschulrektor Trahasch. Er verblüffte die Zuhörer mit der Tatsache, dass in Deutschland 2022 77.000 Megawattstunden Strom erzeugt, aber nur 62.000 Megawattstunden verbraucht wurden. Die Hochschule arbeite an Lösungen für die Zukunft, wichtig sei nun, "dass wir die Projekte auch auf die Straße bringen". Schwierig sei, dass die Studierendenzahlen in Offenburg, wie allgemein an technischen Hochschulen, dramatisch eingebrochen seien. "Wir haben die Trendwende geschafft", so Trahasch, "aber wir brauchen mehr junge Menschen, die sich für Technikberufe begeistern."

Sein Kollege Niklas Hartmann beschrieb kurz die Projekte, an denen im INES gearbeitet wird - angefangen von Batteriespeichertechnik bis zu Wasserstoff. "Wir wollen anwendungsnah forschen und den Schritt von der reinen Forschung zur Anwendung in den Unternehmen vollziehen",  so Hartmann. Begeisterung für die Zukunftsthemen wecke er bei den Studierenden, in dem er sie in die Projekte einbinde.

Schwierige Voraussetzungen

André Olveira-Lenz brachte das Dilemma der Unternehmen auf den Punkt: "Jeder Euro kann nur einmal ausgegeben werden." Sie seien mit den aktuellen Themen wie Energiepreise und Rohstoffbeschaffung beschäftigt und könnten sich keine Gedanken machen, wie sie das Thema Nachhaltigkeit für die Zukunft umsetzen. Der bestehende Handlungsdruck in Sachen Nachhaltigkeit führe dazu, dass die Unternehmen an Boden verlören.

Ein Problem sieht Ulrike Kahle-Roth bei der mit der Umstellung verbundenen Bürokratie. "Ich versuche, das als Chance zu nutzen, denn ich erhalte etwa durch die Vorschriften zur Lieferkettensicherung nun Informationen, die ich vorher nicht hatte, und baue diese in unsere eigenen Prozesse ein." So gelinge es, Resilienz in der Lieferkriese zu erzeugen. "Anstatt sich zu beschweren, sollte man kreativ an die Themen gehen", lautete ihre Empfehlung an die Zuhörer. 

Angst davor, in der Forschung abgehängt zu werden, hat Stephan Trahasch nicht: "Unsere Region ist forschungsstark, aber wir brauchen mehr Freiraum und Experimentiermöglichkeiten. Die Regularien nehmen uns die Luft zu atmen, um kreativ zu sein." Eine Sicht, die Stefan Karrer unterstreicht: "Wir brauchen Planungssicherheit, damit wir notwendige Investitionen tätigen können, und nicht ständig Änderungen in den Rahmenbedingungen."

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