Jens Rosteck: Autor, Pianist und Wissenschaftler
Das Leben der anderen

Bislang war der Musikwissenschaftler und Pianist Jens Rosteck auf Biografien spezialisiert. Nun hat er seinen ersten Roman veröffentlicht. | Foto: Foto (+Titel): Michael Bode
  • Bislang war der Musikwissenschaftler und Pianist Jens Rosteck auf Biografien spezialisiert. Nun hat er seinen ersten Roman veröffentlicht.
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Offenburg. Für Jens Rosteck ist es das erste Mal, dass er einen Roman geschrieben hat. "Ich habe mich auf Musikerbiografien spezialisiert", erzählt der gebürtige Niedersachse, der seit 2015 in Offenburg lebt. Diese Spezialisierung kommt nicht von ungefähr: Rosteck hat Musikwissenschaften in Berlin studiert und forscht in diesem Bereich. Sein Schwerpunkt liegt auf der französischen Musik des frühen 20. Jahrhunderts, aber er hat sein Spektrum schon vor vielen Jahren erweitert.

Geboren wurde er 1962 in Hameln, wo er seine Kindheit verbrachte. "Aber zum Teil auch in Spanien, meine Eltern und ich verbrachten dort viel Zeit", erinnert er sich. Nach dem Abitur 1982 schrieb er sich an der Freien Universität Berlin in Musikwissenschaften und Germanistik ein. Eine Forschungsarbeit brachte ihn 1990 nach Paris und endete in seiner Promotion. "Ich bin 25 Jahre in Frankreich hängengeblieben", erzählt der Autor, Musikwissenschaftler und Pianist. Zunächst lebte er zwölf Jahre in der französischen Hauptstadt, bevor er 2002 mit seinem Ehemann nach Nizza an die Côte d'Azur zog. "Das lag an meinen Forschungsprojekten, die gaben vor, wo ich lebte", so Rosteck.

2015 entschied sich das Paar erneut zu einem Ortswechsel. "Wir hatten die Idee in die deutsch-französische Grenzregion zu ziehen", sagt er. Die Wahl fiel auf die Ortenau, obwohl beide sie nicht kannten. "Als wir das erste Mal hierher kamen, waren wir begeistert", erinnert sich Rosteck. "Wir fühlen uns sehr wohl hier. Man ist schnell in Paris und Straßburg, aber die Ortenau selbst hat unglaublich viel zu bieten." Die Menschen seien extrem offen. "Die Region hat eine kulturelle und menschliche Qualität", fasst er seine Eindrücke zusammen. In der Ortenau habe man das Beste aus beiden Welten: Deutschland und Frankreich.

Musikerbiografien sind seine Spezialität

Jens Rosteck hat sich mit gut recherchierten Musikerbiografien einen Namen gemacht. "Es hat mit einem Porträt über Edith Piaf begonnen", berichtet er. "Ich dachte, es müsse bereits unglaublich viele Bücher über sie geben, aber das war nicht so." Seine Spezialität: Er verbindet wissenschaftliche Exaktheit mit einer unterhaltsamen Art zu schreiben. Heraus kommen Bücher, die sich wie Romane lesen.

Diesen unterhaltenden Ton behält er auch in seinen Lesungen bei. "Ich biete keine klassische Wasserglas-Lesung", beschreibt Rosteck seine "Choreographie". Er sitzt also nicht an einem Pult und liest einfach von den Seiten ab. Im Gegenteil: Der Pianist erzählt aus dem Leben der Musiker, er spielt Stücke von ihnen am Klavier und nimmt, nicht zuletzt dank Bildern, die Zuhörer mit auf die Reise in die Psyche der Porträtierten.

Es ist dieser Wechsel zwischen der Einsamkeit während des Schreibens und dem Kontakt zum Publikum, der ihm im Augenblick einfach fehlt. Denn wie viele Kulturschaffende kann er aufgrund der Pandemie nicht auf der Bühne stehen. "Der Resonanzraum, das Feedback fehlen völlig", stellt Jens Rosteck fest. "Ich brauche die Möglichkeit, meine Arbeit an die Menschen zu bringen."

Intensive Forschung ist ein Muss

Ob Biografie oder Roman – ohne intensive Forschung geht es bei Jens Rosteck nicht. "Ich habe beim Schreiben der Biografien gemerkt, dass es fast schon Romane sind. Genauso ist mein erster Roman 'Den Kopf hinhalten' im Grunde auch eine Biografie." Und wie auch in seinen Büchern, die sich dem Leben von berühmten Künstlern wie Oscar Wilde, Marguerite Duras, Jeanne Moreau, Joan Baez oder Jacques Brel widmen, dreht sich sein Roman um besondere Persönlichkeiten: Um einen Scharfrichter aus dem 20. Jahrhundert und einen Künstler, die aufeinander treffen. "Aber mehr wird nicht verraten", stellt der Autor mit feinem Lächeln fest.

Nach der Wissenschaft und dem Schreiben gilt seine Liebe der Musik. "Ich bin auch ausübender Künstler", so Rosteck. So hat er bereits als Kabarettpianist gearbeitet, zudem komponiert er selbst. "Ich habe viel in meinem Leben begleitet", stellt er fest. Dabei hat er sich nie auf einen Musikstil festgelegt. "Mir hat die Trennung von E- und U-Musik in Deutschland nie gefallen, deshalb war eine akademische Laufbahn als Musiker nicht so interessant für mich." Er will die Menschen erreichen – und das gelingt ihm mit großer Leichtigkeit. Christina Großheim

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