Fotograf Stefan Armbruster
Vom Schwarzwald in die Welt und zurück

Stefan Armbruster ist ein gefragter Fotograf – und stand früher selbst als Model vor der Kamera.  | Foto: Michael Bode
  • Stefan Armbruster ist ein gefragter Fotograf – und stand früher selbst als Model vor der Kamera.
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Offenburg. Die Welt vor und hinter der Kamera kennt Stefan Armbruster bestens. Der gebürtige Gengenbacher arbeitete sehr erfolgreich als Model in der internationalen Modeszene, bevor er beschloss, selbst als Fotograf tätig zu werden. Damit kehrte er zu einer alten Leidenschaft zurück, die er schon vor seiner Karriere pflegte.

Aufgewachsen ist der 1971 geborene Stefan Armbruster in Gengenbach. Dort besuchte er er die Schule, bevor er auf das Wirtschaftsgymnasium nach Offenburg wechselte. "Ich habe im Fotostudio Blechinger in Ohlsbach ein Praktikum als Fotoassistent gemacht", erzählt er. Sein Weg schien mehr oder weniger vorgezeichnet, doch kurz vor dem Abitur änderte sich alles. "Ich war bei Freunden in Düsseldorf zu Besuch und die überredeten mich, beim Modelcontest des Max Magazins teilzunehmen", erzählt er. Er erreichte die letzte Runde, bevor er ausschied. "Das machte aber nichts", erinnert er sich und grinst dabei. "Ich wurde von einem italienischen Agenten angesprochen und nach Mailand eingeladen."

Stefan Armbruster fuhr hin und eroberte die Laufstege der italienischen Modemetropole im Sturm, denn er kam genau passend zur Modewoche. "Ich durfte für alle großen Marken laufen: Dolce & Gabana, Versace, Valentino", zählt er auf. Von Italien ging es für zwei Jahre nach Paris und von dort nach New York. "Die Kontakte kamen über eine Agentin", so Armbruster, der in den 1990er- und 2000er-Jahren schnell zum Liebling von angesagten Modemarken wie Calvin Klein oder Helmut Lang wurde. Zehn Jahre lebte er im Big Apple und genoss ein Leben zwischen Models, Schauspielern und Kulturschaffenden. "Ich hatte ein Loft in der Bowery Street", sagt er und verrät auf Nachfrage, dass es die berühmte Adresse 222, in der der Schriftsteller William S. Burroughs lebte, war. "Damals griff ich schon wieder selbst zur Kamera und fotografierte meine Freunde", erzählt er.

Perspektivwechsel und Rückkehr nach Europa

2004 kehrte er nicht nur New York, sondern auch der Modewelt den Rücken. "Durch den 11. September hatte sich die Stadt stark verändert und ich hatte Heimweh nach Europa", verrät er. Eigentlich wollte er in Paris leben, doch dann verliebte er sich in die Stadt Wien. "Das ist nicht gerade eine Modemetropole", sagt er lachend. Gleichzeitig trieb er seine Karriere als Fotograf mit Erfolg voran – und landete irgendwann bei der Modefotografie. Sein Durchbruch kam, als er die Hugo-Boss-Kampagne nach Peter Lindbergh übernahm. Seitdem ist er weltweit unterwegs für Labels wie Jill Sander und Zeitschriften wie "Harpers Bazaar".

14 Jahre lebte er in Wien und reiste für seinen Beruf um die ganze Welt, dann packte ihn das Heimweh und es zog ihn zurück nach Offenburg. "Der Schwarzwald erdet mich", sagt er unumwunden. Nicht nur er selbst, auch die Stadt habe sich in den vergangenen Jahren verändert. "Es gibt es eine tolle Kunstszene hier und kulinarisch ist die Region nicht zu toppen", findet der Weltenbummler. Dazu kommt die Lage: Dank des TGV sei Paris nur einen Katzensprung entfernt. "Ich reise für meine Arbeit", stellt er fest. Aber nicht nur: Sein Fotostudio liegt mitten in Offenburg, er hat mittlerweile die Räume von OG Projects, von dem er stets ein Teil war, übernommen. Die Bilder für die jüngste Jill-Sander-Kampagne sind im Schwarzwald entstanden. Arbeitete er zu Beginn vor allem im Studio, bevorzugt er heute die Natur als Kulisse. "Ich arbeite oft mit einem kleinen Team und meistens analog auf Film", so der Fotograf.

Corona zwang auch ihn zu einer Vollbremsung. "Zu Beginn der Pandemie waren 90 Prozent der Jobs weg", beschreibt er die Lage. Das habe sich geändert, aber das Reisen zu den Fotoshootings sei wegen der Quarantäne-Vorschriften kompliziert.
Die Hände in den Schoß gelegt hat er in dieser Zeit nicht: Gemeinsam mit Willi Schöllmann entstanden die Bilder für das Kochbuch "Bar & Kitchen": "Das hat großen Spaß gemacht. Wir haben die Gerichte so fotografiert, wie sie aus der Küche kamen, und dann gegessen." In diese Zeit fiel auch die Fotostrecke mit Julia Nawalnaja, der Ehefrau des russischen Kremlgegners, für "Harpers Bazaar". "Die Bilder sind hier in Offenburg entstanden, sie ist eine unfassbare Frau", zeigt sich der Fotograf noch immer beeindruckt.  Christina Großheim

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