Der Musiker Dieter Baran ist vielfältig engagiert
Wie aus einem Geiger ein Posaunist wurde

Dieter Baran ist Bassposaunist, war beim SWR-Orchester und schwingt seit 40 Jahren den Taktstock beim Musikverein Leutesheim. | Foto: Michael Bode
  • Dieter Baran ist Bassposaunist, war beim SWR-Orchester und schwingt seit 40 Jahren den Taktstock beim Musikverein Leutesheim.
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Offenburg. Dass Dieter Baran seit 40 Jahren den Taktstock beim Musikverein Leutesheim fest in der Hand hält, ist nur eine der vielen ungewöhnlichen Geschichten, die der
Musiker aus seinem Leben erzählen kann. „Ich stamme aus Berlin“, so der
64-Jährige. 1973 verschlug es ihn ins Badische und seitdem ist er der
Region treu geblieben.

„Eigentlich wollte ich mit 14 Jahren Tonmeister werden“, erinnert sich Dieter Baran an seine Kindheit. Damals spielte er  noch Geige, ein Instrument, dass er schon in der
Grundschule für sich entdeckt hatte. „Ich durfte beim
RIAS-Jugendorchester mitspielen, bei dem eigentlich nur Studenten
musizierten.“ Wie aus dem Violinisten am Ende ein Posaunist werden
konnte, ist „wie im Märchen“, wie Baran feststellt.

Sein Musiklehrer bestand darauf, dass seine Geigenschüler auch ein
Blasinstrument beherrschen sollten. „Ich habe nebenbei Trompete gespielt
und sie bei den Proben unter dem Stuhl gehabt“, so Baran. Dann wurde
der damalige erste Posaunist der Berliner Philharmoniker, Dr. Johann
Doms, auf den Nachwuchsmusiker aufmerksam. „Er gründete gerade eine neue
Posaunenklasse an der Musikhochschule“, erzählt Baran. Und Doms wollte
nur Schüler, die dieses Instrument noch nicht gespielt hatten. „Ich war
18 Jahre alt, als er bei uns zu Hause vorbeikam, mir eine Posaune in die
Hand drückte und sagte: ‚Blas mal‘.“ Danach stand für den Posaunisten
fest, der junge Baran hat Talent, und er sagte: „Du bist begabt, Du
wirst Posaunist.“

Er schenkte seinem künftigen Schüler eine Posaune und tippte auf einer mitgebrachten Reiseschreibmaschine den Antrag zur Aufnahme an der Musikhochschule höchstpersönlich. „Ich war zunächst Gasthörer, dann studierte ich Posaune.“ Keine zwei Jahre später
erhielt er mit 21 Jahren – 1973 – die Möglichkeit, Mitglied im
Orchester des Südwestfunks zu werden. „Alle, die bei Professor Doms
studiert hatten, haben einen tollen Job bekommen“, so Baran. „Ich war
der Jüngste im Orchester.“ Er hielt bis zu seinem Ruhestand „seinem“
Orchester die Treue: „Und weil ich so früh angefangen hatte, war ich der
dienstälteste Musiker, als ich ging.“ Dazwischen lagen 2500 Konzerte,
fünf Chefdirigenten und unzählige Gastdirigenten. Das SWR-Orchester hat
mit allen großen Namen der Klassik zusammengearbeitet. „Meinen Wunsch,
Tonmeister zu werden, habe ich sofort gesteckt“, so Baran.

In diese Zeit fielen auch die ersten Kontakte zum Musikverein Leutesheim.
„Hier ist eine Blasmusikhochburg, ich habe 1976 den Musikverein
übernommen. Sie suchten dringend einen neuen Dirigenten.“ Zunächst
schwang er aushilfsweise den Taktstock, dann blieb er. „40 Jahre
Dirigent bei einem Musikverein zu sein, das ist schon etwas. Ich habe
noch viel vor in dem Verein.“ Leutesheim ist für Dieter Baran ein
besonderes Dorf und „es ist ein besonderer Verein“. Dank seiner guten
Kontakte brachte er im Laufe der Jahre viele Solisten nach Leutesheim.
„Gerade in den 70er- und 80er-Jahren kamen viele nur wegen der Gage –
ein Fass Most und ein toter Hase.“

1983 zog er nach Offenburg: „Das war eine reine Schulsache. Meine vier Kinder besuchten die
Waldorfschule in Offenburg und ich wollte ihnen den Schulweg ersparen“,
so Baran. Als dann der Sitz des SWR-Orchesters nach Freiburg verlegt
wurde, befand er sich in der Mitte zwischen den beiden Spielorten. 1985
gründete Baran das Concertino Offenburg, das seitdem die Klassikfans in
der Ortenau mit seinen Konzerten begeistert.

„Das Wichtigste ist die Familie“, sagt Dieter Baran mit Blick auf seinen Ruhestand. Nach
wie vor liebt er es, zu wandern oder Rad zu fahren. „Und natürlich muss
ich mit dem Hund raus.“ Selbstverständlich spielen die beiden Ensemble –
das Concertino und der Musikverein – eine große Rolle: „Ich bin in
meinem Berufsleben um die ganze Welt gereist und habe alle Sinfonien
x-mal auf CD aufgenommen, jetzt bin ich zu Hause, das ist auch schön.“

Die 40-jährige Zusammenarbeit feiern Dieter Baran und der Musikverein
Leutesheim am kommenden Samstag, 4. Juni, um 20 Uhr mit einem großen
Konzertabend im Festzelt auf dem Festplatz in dem Kehler Ortsteil. Mit
dabei ist Karin Geyer, Soloflötistin der Heidelberger Sinfoniker. Man
sieht, Dieter Baran hat immer noch viele Kontakte in die Welt der
klassischen Musik.

Autor: Christina Großheim

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