Mehr Arbeitslose als vor einem Jahr
9.245 Menschen in Ortenau ohne Job

Foto: gro

Ortenau (st). 9.245 Menschen waren zum Stichtag Mitte Dezember bei der Arbeitsagentur und Kommunalen Arbeitsförderung arbeitslos gemeldet, 63 Personen weniger als im Vormonat aber 2.077 arbeitslose Menschen mehr als vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote liegt aktuell für beide Rechtskreise unverändert bei 3,6 Prozent. Niedrigere Arbeitslosenquoten haben in Baden-Württemberg nur die Agenturbezirke Ulm (3,2 Prozent) und Schwäbisch Hall-Tauberbischofsheim (3,5 Prozent). Die Regionaldirektion in Stuttgart gibt für Baden-Württemberg eine Arbeitslosenquote von 4,2 Prozent bekannt.

Am 10. Dezember wurden die Daten für den Berichtsmonat Dezember erhoben – somit bilden sich die Auswirkungen des Teil-Lockdowns in den vorliegenden Arbeitsmarktzahlen ab. Die Auswirkungen des harten Lockdown, der am 16. Dezember in Kraft trat, werden erst im Arbeitsmarktbericht im Januar sichtbar werden.

Entwicklung nach Rechtskreisen

Die Entwicklung der Arbeitslosigkeit verläuft in den beiden Rechtskreisen derzeit unterschiedlich: Die Agentur für Arbeit Offenburg war für 5.748 arbeitslose Menschen erster Ansprechpartner am Arbeitsmarkt, das waren gegenüber dem Vormonat 19 arbeitslos gemeldete Personen mehr. Deutlich zugenommen hat die Zahl arbeitsloser Menschen im Vergleich zum Vorjahr, mit einer Erhöhung um 1.955 Personen (+ 51,5 Prozent). Die demografische Entwicklung, die Digitalisierung und Automatisierung lösen Strukturwandelprozesse am Arbeitsmarkt aus. Diese wirken sich im Bereich der Arbeitslosenversicherung SGB III unmittelbar aus und haben auch zu einem deutlichen Anstieg der Arbeitslosenzahl geführt.
Im Bereich der Grundsicherung ist diese Erhöhung der Arbeitslosenzahl weniger spürbar.

Bei der Kommunalen Arbeitsförderung Ortenaukreis waren 3.497 arbeitslose Menschen gemeldet, 82 Personen weniger als im Vormonat,122 arbeitslose Frauen und Männer (+ 3,6 Prozent) mehr als noch vor einem Jahr.

Entwicklung am Arbeitsmarkt

Horst Sahrbacher, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Offenburg, zur aktuellen Lage auf dem Arbeitsmarkt: „Der Arbeitsmarkt ist auch während des Lockdowns stabil, die Nachfrage nach Arbeitskräften auf hohem Niveau. Firmen haben verstärkt das Instrument der Kurzarbeit eingesetzt und damit Arbeitsplätze gesichert – wenn gleich einige Unternehmen in der Ortenau zum Jahreswechsel Entlassungen angekündigt haben. Dies ist insbesondere im Bereich der Automobilzulieferung zu beobachten. Auch gehen Kündigungen von Saison-Arbeitsverträgen im Tourismusgewerbe ein. Gerade in der derzeitigen Lage ist die Qualifizierung zur Sicherung des Fachkräftebedarfs von großer Bedeutung. Die Arbeitsagentur Offenburg berät Arbeitgeber und Arbeitnehmer gerne über Qualifizierungsmöglichkeiten und deren finanzielle Förderung.

Dynamik am Arbeitsmarkt

Der Arbeitsmarkt in der Ortenau ist weiterhin von hoher Dynamik geprägt. Bei der Arbeitsagentur Offenburg und ihren Geschäftsstellen haben sich im Dezember 1.140 Personen arbeitslos gemeldet. Im gleichen Zeitraum ging für 1.100 Männer und Frauen die Zeit ihrer Arbeitslosigkeit zu Ende. Seit Jahresbeginn 2020 konnten 15.024 Personen ihre Arbeitslosigkeit beenden, dem gegenüber wurden 17.109 Personen arbeitslos.

Entwicklung nach Personengruppen

Alle Personengruppen sind im Vergleich zum Vorjahr stärker von Arbeitslosigkeit betroffen.Die Zahl der arbeitslosen Schwerbehinderten stieg um 32,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr auf 400 Personen. Mit einem Anteil von sieben Prozent an allen Arbeitslosen sind die schwerbehinderten Menschen zwar die kleinste Gruppe, sind aber oft länger arbeitslos gemeldet als Menschen ohne Handicap. Ihr beruflicher Erfahrungsschatz sollte bei Arbeitgebern mehr in den Fokus rücken. Die Fachkräfte der Arbeitsagentur Offenburg beraten Arbeitgeber, die Interesse haben, Menschen mit Behinderung einzustellen, bei allen Fragen der Beschäftigung oder Ausbildung sowie finanziellen Förderungsmöglichkeiten.

Im Ortenaukreis nimmt die Zahl der langzeitarbeitslosen Menschen weiter zu. Aktuell suchen 732 Personen, die bereits länger als ein Jahr ohne Beschäftigung sind, eine Arbeit. Dies ist ein Anstieg um 395 Personen (+ 117,2 Prozent) im Vergleich zum Vorjahresmonat. Seit über einem Jahr steigt die Zahl der langzeitarbeitslosen Menschen kontinuierlich. Komplexe Problemlagen nehmen bei dieser Personengruppe zu. Auch fehlende Berufs- oder Schulausbildung führen oft zur Langzeitarbeitslosigkeit.

Ziel ist es deshalb, Menschen ohne Berufsabschluss zu qualifizieren, damit sie einen Berufsabschluss erreichen können. Die schwierige Arbeitsmarktsituation hat auch dazu geführt, das Ende Dezember 648 Jugendliche unter 25 Jahre arbeitslos gemeldet waren, 204 oder 45,9 Prozent mehr als vor einem Jahr. Damit ist der Anstieg der Arbeitslosigkeit bei dieser Personengruppe etwas geringer als bei allen arbeitslosen Personen.

Die Arbeitslosenzahlen aus den Geschäftsstellen

Gegenüber dem Vorjahr ist die Zahl arbeitsloser Menschen in allen Geschäftsstellen stark angestiegen.
Im Dezember waren es in der Hauptagentur Offenburg 1.627 Frauen und Männer (513 mehr als im Vorjahr), die eine Beschäftigung suchten. In der Region Lahr waren 1.704 (572 mehr als im Dezember 2019) und im Geschäftsstellenbezirk Kehl 920 (366 mehr als vor einem Jahr) Personen arbeitslos gemeldet. Aktuell sind in der Geschäftsstelle in Achern 581 (174 mehr als vor zwölf Monaten) Menschen auf der Suche nach Arbeit und in Oberkirch 413 (+ 175) Frauen und Männer. In Hausach erhöhte sich die Zahl der arbeitslosen Menschen auf 503 (+ 155 mehr im Vorjahresvergleich).

Stellensituation

Der Arbeitgeber-Service der Arbeitsagentur konnte im vergangenen Monat 666 neue Stellenangebote akquirieren, 19 Stellenangebote mehr als im Dezember 2019. Derzeit sind 3.363 offene Arbeitsstellen zu besetzen, das sind 28 weniger als vor einem Jahr. Die Nachfrage von Arbeitgebern im Ortenaukreis nach Arbeitskräften ist somit auf gleichem Niveau wie vor einem Jahr. In den Bereichen Medizin und Pflege ist der Bedarf weiterhin groß, insbesondere an Fachkräften. Aktuell suchen und vermitteln wir Personal für die Impfzentren im Ortenaukreis. Im Handwerksbereich ist der Fachkräftebedarf weiterhin groß, jedoch ist hier aktuell die Winterzeit leicht zu spüren.

Guten Chancen gibt es weiterhin in der Logistikbranche. Im Bereich Verkehr, Logistik, Schutz und Sicherheit sind aktuelle 820 Stellen gemeldet, 269 mehr als vor einem Jahr. Auch konnten wir schon die ersten Stellen im Handel für das Einkaufszentrum Rée Caré, das im März eröffnen soll, akquirieren.

Kurzarbeit 

Vom 12. November bis 10. Dezember haben im Ortenaukreis insgesamt 461 Unternehmen Kurzarbeit für 7.431 Menschen neu angezeigt. Hier mussten unter anderem viele Restaurants und Hotel schließen. Nach unseren ersten Einschätzungen werden ab Beginn des harten Lockdown, der Mitte Dezember in Kraft trat, besonders stark betroffene Branchen wie der Handel oder auch Friseure wieder wie zum Beginn des ersten Lockdowns auf das Instrument Kurzarbeit setzen.

Insgesamt haben seit April dieses Jahres 5.993 Ortenauer Betriebe in der Arbeitsagentur für 85.145 betroffene Arbeitnehmer Kurzarbeit angezeigt. Wie viele Beschäftigte tatsächlich verkürzt arbeiten müssen, zeigt sich erst zeitversetzt, wenn die Betriebe Kurzarbeit abrechnen. Für die Vorlage der Abrechnungsunterlagen können sich die Unternehmen bis zu drei Monate Zeit lassen.

Nach der Abrechnung der Kurzarbeit durch die Betriebe können nun für den August Hochrechnungen zum Bezug von Kurzarbeitergeld gemacht werden. Im August haben im Ortenaukreis 1.467 Betriebe Kurzarbeitergeld für 17.400 sozialversicherungspflichtige Beschäftige von der Arbeitsagentur erhalten. Kurzarbeit ist ein wichtiges Instrument zur Sicherung von Arbeitsplätzen.

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