Wie gehen Kommunen und die Polizei im Ortenaukreis mit Gefahrenlagen um?
Eine hundertprozentige Sicherheit gibt es nicht

Veranstaltungen bedeuten große Menschenmengen. | Foto: Stadt Kehl
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Ortenau (djä). Der Sommer ist vorüber. Zahlreiche Veranstaltungen stehen im Ortenaukreis an. Ob Wein- oder Herbstfest, Chrysanthema oder später Martini- und Weihnachtsmärkte – allen ist gemein, dass sie unter freiem Himmel stattfinden und viele Interessierte anziehen. Da mag sich nach den Anschlägen von Nizza, Berlin oder Barcelona so mancher Besucher Gedanken um das Thema Sicherheit machen. Der Stadtanzeiger hat bei Städten und der Polizei nachgefragt.
"Neben der ständigen Lagebewertung prüfen wir alle Veranstaltungen mit einem größeren Zulauf und einer gewissen Öffentlichkeitswirksamkeit auch unter dem Aspekt der Gefährdung durch Terrorismus", sagt Rüdiger Schaupp, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Offenburg. Dazu werden anlassbezogen Beamte und Einsatzmittel eingesetzt. Nach einer Anschlagsdrohung auf eine Offenburger Diskothek im Frühjahr wurden beispielsweise sofort zusätzliche Einsatzkräfte hinzugezogen.

Bereits in der Vorbereitungsphase trifft die Polizei Absprachen mit den Veranstaltern, den Kommunen und den Rettungsdiensten. Je nachdem, wie die Risikobewertung der Veranstaltung ausfällt, kann es dann zum Einsatz von technischen Sperrmitteln oder Fahrzeugen kommen, wie jüngst beim G20-Gipfel in Baden-Baden. Polizei und Kommunen stehen darüber hinaus miteinander im ständigen Kontakt über die aktuelle Risikoeinschätzung.

In Lahr wurde beim jüngsten Stadtfest auf bauliche Absperrungen verzichtet. Der Fahrzeugverkehr in der Fußgängerzone wurde dafür vollständig untersagt und das Verbot genau überwacht. Bei den Sommerkinonächten wurde dagegen mit Wassersäcken abgesperrt, um das Einfahren von Fahrzeugen zu verhindern. Viele Personen auf engstem Raum auf eine Filmvorführung konzentriert: Obwohl es keine Hinweise auf Anschlagsszenarien gab, wurden die Umstände zum Anlass für Prävention genommen. Die Wassersäcke, "Bigpacks" genannt, sind speziell für diesen Zweck TÜV-zertifiziert. Sie können bei Bedarf von der Feuerwehr sehr schnell entleert werden, um eine Durchfahrt für Rettungsfahrzeuge zu ermöglichen.

Die Stadt Kehl hat 15 Betonblockaden angeschafft, die mit schwerem Gerät platziert werden können, wo dies sinnvoll erscheint. Präventiv wurden sie bereits beim Tramfest, dem Besuch der Food Trucks und werden am Wochenende bei "Kehl feiert" eingesetzt.

"Unsere Kooperation mit der Polizei funktioniert sehr gut. Wir würden im Falle einer konkreten Warnung unverzüglich reagieren und eine Veranstaltung absagen oder abbrechen", sagt Helga Sauer, Pressesprecherin der Stadt Achern. Die Erfahrung lehre, dass Terrorattacken mit unterschiedlichsten Waffen ausgeführt werden. So gesehen könne man nie alles ausschließen. Bei der Stadt Achern sei man überzeugt, dass es keine Lösung ist, vor dem Terror einzuknicken und Veranstaltungen nicht mehr zu planen und durchzuführen. Feste und Feiern gehörten einfach zu unserem Leben in unserem Land.

In Offenburg findet in drei Wochen das Ortenauer Weinfest statt. Auch hier ist man wegen der Gefahreneinschätzung in ständigem Kontakt mit der Polizei. "Auf konkrete Warnungen können wir sofort reagieren", so Dr. Wolfgang Reinbold, Pressesprecher der Stadt. Beim diesjährigen Weinfest wird das Polizeirevier Offenburg zusätzliche Beamte stellen. Auch die deutsch-französische Polizeistreife wird dann wieder im Einsatz sein.

Es ist sicher eine Binsenweisheit, dass es niemals eine hundertprozentige Sicherheit geben kann. Polizei und Kommunen nehmen jedoch vor jeder größeren Veranstaltung eine verantwortungsvolle Abwägung vor, ergreifen im Einzelfall präventive Maßnahmen und sind vor Ort präsent, so das Fazit.

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