Kommunen sind nicht unvorbereitet
Energiesparen steht auf der Agenda

Schon seit Jahren wird das Lahrer Terrassenbad nicht mehr mit Gas, sondern mit Sonnenenergie geheizt. | Foto: Achivfoto: Stadt Lahr
  • Schon seit Jahren wird das Lahrer Terrassenbad nicht mehr mit Gas, sondern mit Sonnenenergie geheizt.
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Ortenau (ds). Der Ukraine-Krieg lässt die Energiepreise steigen und steigen, Wirtschaftsminister Robert Habeck hat Gas zum knappen Gut erklärt und die zweite Stufe des Notfallplans Gas ausgerufen. Energie einsparen, wo es nur geht, heißt nun die Maxime. So ruft auch der Deutsche Städte- und Gemeindebund Kommunen dazu auf und empfiehlt, Notfallpläne zu erarbeiten.

Das Thema Energiesparen ist allerdings nicht erst jetzt ein Thema in den Kommunen. Das bestätigt Lioba Markl-Hummel, Geschäftsführerin der Ortenauer Energieagentur, auf Guller-Anfrage. "Bis jetzt haben wir aufgrund der aktuellen Lage noch keine konkrete Anfrage zu einem Energiesparplan erhalten. Für Einzelthemen wie Heizungssanierung, Photovoltaik-Anlagen et cetera fragen jedoch regelmäßig Kommunen an", so Markl-Hummel.

Enge Zusammenarbeit

Die Ortenauer Energieagentur steht mit allen großen Kommunen in Kontakt und arbeitet dort eng mit den Klimaschutz- und Gebäudemanagern zusammen: "Aber auch mit kleineren Gemeinden setzen wir Projekte um und beraten sie. Das ist uns besonders wichtig, da diese ja oft kein eigenes Personal für die Energie- und Klimathemen haben." Organisiert würden auch beispielsweise Hausmeisterschulungen, denn Hausmeister seien Schlüsselpersonen, wenn es darum gehe, den Verbrauch vor Ort dauerhaft zu senken. Auf die Frage, wo die klassischen Einsparpotentiale für Kommunen sind, verweist Lioba Markl-Hummel auf einen Bericht des Umweltbundesamts, der unter dem Titel "Steckbriefe kommunaler Klimaschutzpotenziale: Quantitative und qualitative Erfassung von Treibhausgasminderungspotenzialen in Kommunen“ Anhaltspunkte gibt. "Allem voran steht das kommunale Energiemanagement, bei dem durch nicht-investive Maßnahmen Kostensenkungen bei der Wärme-, Strom und Wasserversorgung kommunaler Liegenschaften in Höhe von zehn bis 20 Prozent, in Einzelfällen bis zu 30 Prozent, erreicht werden können. Das sollte in allen kommunalen Liegenschaften Standard sein", so die Geschäftsführerin der Ortenauer Energieagentur. Und weiter: "In Schwimmbädern wird klassischerweise viel Energie verbraucht, um Wasser und Gebäude zu beheizen. Toll ist es, wenn dies mit Abwärme oder Solarthermie gewährleistet werden kann", betont sie. Erst kürzlich habe die Deutsche Gesellschaft für das Badewesen (DGfdB) einen Leitfaden herausgegeben, der den Badbetreibern aufzeige, wie sie auf eine Verschärfung der Energiepreise bis hin zu Lieferengpässen reagieren können.

In der aktuellen Situation sei es natürlich besonders wichtig, auf Einsparpotentiale zu achten. Die seien zum Beispiel oft noch in der Beleuchtung zu generieren, durch Umstellung auf LED oder auch mittels intelligenter Steuerungstechnik. "Jetzt im Sommer sind natürlich die Themen Klimatisierung sowie Wärmeschutz sehr wichtig. Da hilft es zum Teil, über flexible Arbeits- und Öffnungszeiten nachzudenken", regt Markl-Hummel an. Noch wichtiger sei aber ein strategisch verankertes Umdenken. Kommunales Energiemanagement sollte als kontinuierliche Aufgabe gesehen werden. Eine Wärmeplanung helfe, eine Strategie zu entwickeln, wie die Versorgung der ganzen Stadt weniger klimaschädlich wird.
Auch wenn der Winter noch lange nicht in Sicht sei, sei nun schon der richtige Moment, sich zumindest um die Einstellung der Heizungen, also Heizkurve und Heizzeiten, zu kümmern, dass gegebenenfalls ein hydraulischer Abgleich vorgenommen werden und zum Beispiel noch Heizungsrohre gedämmt werden könnten. "Jede eingesparte Kilowattstunde lohnt sich schon jetzt", betont Lioba Markl-Hummel.

Kommunen haben Thema auf dem Schirm

Wie in der Ortenau mit den aus dem Ukraine-Krieg resultierenden gestiegenen Energiepreisen und der Gas-Knappheit umgegangen wird und welche Maßnahmen bereits ergriffen wurden, zeigen wir exemplarisch an den beiden Großen Kreisstädten Achern und Lahr auf.

"Es ist schon seit längerer Zeit ein besonderes Anliegen der Stadt Achern, Energie einzusparen", heißt es auf Guller-Anfrage aus der Pressestelle. Dies gelte insbesondere für die kommunalen Gebäude. Außerdem investiere die Stadt kontinuierlich in energetische Verbesserungen an Fenstern, Dächern oder Außenwänden, aber auch in die Optimierungen von Heizungen oder Gebäudebeleuchtung. "Bei Dachsanierungen wurden die Voraussetzungen für den Einsatz regenerativer Energien geschaffen oder unmittelbar entsprechende Anlagen gebaut", zählt die Pressestelle weiter auf. Allein im aktuellen Doppelhaushalt seien über zehn Millionen Euro für Maßnahmen mit Klimaschutzbezug veranschlagt. "Im Bauhof wurden etwa kleinere Maschinen durch Geräte mit elektrischem Antrieb ersetzt. Auch der kommunale Fahrzeugpark wurde bereits durch einige E-Fahrzeuge ersetzt und Anreize für die städtischen Bediensteten zur Anschaffung von Fahrrädern oder E-Bikes geschaffen, wobei diese Aufzählung bei Weitem nicht abschließend ist", so die Pressestelle.

Energiebedarf steuern

Die Preissteigerungen im Energiesektor sowie die Gas-Warnstufe 2 würden nun verschärfte Rahmenbedingungen darstellen, wobei das Ausmaß und die Auswirkungen auf die nächste Heizperiode nicht oder nur sehr vage zu prognostizieren seien. "Im Hinblick auf die unterschiedlichen Gebäudetypen und Heizungsarten kann vermutlich durch weitere technische und organisatorische Maßnahmen nochmals auf den Energiebedarf steuernd Einfluss genommen werden", blickt die Stadt Achern Richtung Herbst und Winter.

Auch die Stadt Lahr ist – unabhängig von der aktuellen Situation – schon seit mehreren Jahrzehnten in den Bereichen Energie einsparen und effizienter nutzen, Treibhausgasemissionen verringern, erneuerbare Energien und Klimaschutz aktiv. "Durch die langjährigen Aktivitäten, unter anderem durch strengere eigene Kriterien für Neubau und Sanierungen von städtischen Gebäuden oder Solarthermie im Terrassenbad, konnte der Energieverbrauch, bezogen auf die Fläche, schon verringert werden", erklärt Marion Haid von der städtischen Pressestelle und nennt ein konkretes Beispiel: "Im Terrassenbad wird das Beckenwasser schon seit Jahren nicht mehr mit Gas erwärmt, sondern zu 100 Prozent mit Sonnenenergie." Bei Neubauten und auch bei Sanierungen prüfe die Stadt grundsätzlich die Möglichkeit regenerativer Energien und setze diese, wo machbar, auch ein. "Ein gutes Beispiel ist die große Sanierung am Max-Planck-Gymnasium, wo wir gerade die Hülle energetisch sanieren und eine Holzpellet-Anlage einbauen. Dies passiert selbstverständlich auch unabhängig von der Krise", so Haid. Inwiefern eine Drosselung des Energieverbrauchs tatsächlich zu Einsparungen führen würde beziehungsweise in welchem Umfang diese dadurch möglich wären, sei aktuell noch nicht geprüft worden. "Selbstverständlich behalten wir die Lage aber im Hinblick auf die kommende Heizperiode im Auge", so die Pressestelle.

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